Tischtennis:Mit allen guten Geistern

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Seit 25 Jahren in der Bundesliga, die sechste Saison in Bad Königshofen: Bastian Steger, hier bei der Olympiavorbereitung. (Foto: Revierfoto/Imago)

Der TSV Bad Königshofen hat den Schwung der Playoff-Teilnahme mitgenommen und ist mit unveränderter Mannschaft und einem 3:0-Sieg gegen Mühlhausen in die neue Saison gestartet.

Von Christian Bernhard

Die speziellen T-Shirts werden immer noch mit Stolz in der Halle des TSV Bad Königshofen getragen. „Yes we KÖN“, ist darauf zu lesen, „sie werden immer noch gekauft, denn sie sind eine super Erinnerung“, erzählt Andreas Albert, Teammanager des Tischtennis-Bundesligisten. Und zwar eine Erinnerung an die erstmalige Playoff-Teilnahme der Königshofener. Drei Monate sind seither vergangen – und die Euphorie ist nicht nur immer noch sichtbar, sie ist auch zu spüren. Denn es scheint, als hätte die Mannschaft diesen Schwung auch in die neue Saison transportiert. 3:0 gewann der TSV sein Auftaktspiel am vergangenen Sonntag gegen den Post SV Mühlhausen, Bastian Steger, Filip Zeljko und Jin Ueda siegten souverän, lediglich der Kroate Zeljko verlor einen Satz. „In der Höhe“ sei der Sieg „völlig überraschend“ gewesen, sagt Albert, was daran liegt, dass die beiden vergangenen Duelle an Mühlhausen gegangen waren.

Der Start in die achte Bundesligasaison der Unterfranken weckte gleich die guten Geister der Vorsaison. Während der erfahrene Albert, der seit 45 Jahren in der Tischtenniswelt zu Hause ist, zurückhaltend davon spricht, erst einmal schnell genug Punkte zu holen, um die Abstiegsgefahr möglichst früh zu bannen, ist Trainer Koji Itagaki deutlich positiver gestimmt. „Unser ruhiger und am Boden bleibender Trainer hat nach Spielende gesagt, dass wir angreifen wollen.“ Der Japaner frage sich auch, „warum wir nicht wieder in die Playoffs kommen sollen“, erzählt Albert.

Die Voraussetzungen dafür scheinen geschaffen. Albert hat den Erfolgskader der vergangenen Saison zusammengehalten: „Never change a winnig team“, lautet seine Erklärung. Neu dazugekommen ist lediglich Hermann Mühlbach, der in der dritten Bundesliga gespielt hat. „Für den Fall der Fälle“, erklärt der TSV-Teammanager, der auf Konstanz setzt: Zeljko geht in seine neunte Saison in Königshofen, Steger in seine sechste. Ein Vorteil der Mannschaft ist, dass sich Steger und Ueda nur noch auf die Bundesliga konzentrieren und nicht von Turnier zu Turnier jetten. „Das werden die anderen Vereine irgendwann auch kapieren“, glaubt Albert, er mahne schon die ganze Zeit.

Kilian Ort macht den TSV-Verantwortlichen nach zwei Operationen an der Wirbelsäule immer noch Sorgen

Der „absolute Führungsspieler“ des Teams sei Steger, der mit seinen 43 Jahren in seine 25. Bundesliga-Saison geht. Der Oberpfälzer „ist immer noch allererste Sahne“, schwärmt Albert, bereits in der Vorbereitung auf Olympia in Paris hatte er mit Siegen gegen große Namen in Trainingsspielen aufhorchen lassen. Sich nur noch auf die Bundesliga zu konzentrieren, ordnet sein Teammanager wenig überraschend als „vernünftig“ ein: „Solche Spieler helfen uns weiter“. So könne der Japaner Ueda, 32, der mit seiner Familie nach Unterfranken gezogen ist, an einem guten Tag „jeden in der Liga schlagen“. Albert will ihn daher in den kommenden Monaten davon überzeugen, auch nach dieser Saison noch für den TSV zu spielen.

Der einzige Stimmungskiller ist die gesundheitliche Situation von Eigengewächs Kilian Ort. Nach zwei Operationen an der Wirbelsäule war er in dieser Woche bei einem Spezialisten, „wenn es da nicht weitergeht, haben wir nur noch Dr. Müller-Wohlfahrt“, sagt Albert. „Er will und versucht alles“, betont der Teammanager, Rückhandschläge seien auch schon wieder möglich. Aber sobald der 28-Jährige einen Vorhand-Topspin spiele, „geht der Schmerz bis unten ins Bein“.

Um die Tischtennis-Strukturen im 6000-Einwohner-Örtchen in Unterfranken weiter zu verbessern, hat die TSV-Geschäftsführung um Andreas Albert und Matthias Braun den bisherigen sportlichen Leiter des 1. FSV Mainz 05, Tomasz Kasica, verpflichtet. Er soll sich nun in Königshofen um die Sport- und Markenentwicklung kümmern. „Der ist genau so Tischtennis-verrückt wie ich“, sagt Albert. Kasica soll auch bewerkstelligen, „dass unsere neue Trainingshalle immer ausgelastet ist“.

Am kommenden Sonntag soll das auch in der Königshofener Spielhalle der Fall sein, dann steht der zweite Spieltag gegen den TTF Liebherr Ochsenhausen an (14 Uhr). „Sollten wir auch da gewinnen“, sagt Albert, „dann wüsste die Konkurrenz: Auch in dieser Saison ist wieder mit Königshofen zu rechnen.“

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