TSV 1860:"We go to the top"

19.12.2016,  Fussball 2.Liga 2016/17,  TSV 1860 München Fans treffen den Trainer

Volksfeststimmung zwischen Girlanden und Weihnachtssternen: Vitor Pereira (links) nimmt erstmals Kontakt zu 1860-Anhängern auf.

(Foto: Rauchensteiner)

Beim gemeinsamen Mittagessen mit den Fans im Wirtshaus präsentiert Investor Hasan Ismaik den neuen Trainer Vitor Pereira.

Von Christoph Leischwitz

Es gibt diese Momente, in denen das Träumen auch einmal erlaubt sein muss. Der Präsident des TSV 1860 München hat gerade so einen Moment, als er auf dem kleinen, weihnachtlich geschmückten Balkon des Hacker-Pschorr Bräuhauses steht, etwa 200 Sechzig-Fans jubeln ihm zu. Peter Cassalette redet von den "Momenten, in denen man wieder stolz sein kann, ein Löwe zu sein". Dann präsentiert er den neuen Trainer mit den Worten: "Das ist der Mann, der uns wieder in die erste Liga führen wird." Cassalette bekommt Applaus. Unter "Vitor, Vitor"-Rufen folgt der neue Trainer, Vitor Pereira, dem Präsidenten hinauf auf den Balkon. Er bedankt sich auf Portugiesisch und auf Englisch. Dann hebt er den Arm über seinen Kopf und ruft den Fans zu: "We go to the top!" Nach oben soll es gehen. Viele jubeln und grölen. Nochmal: Pereira hebt den Arm. "To the top." Noch mehr Jubel. Was soll man in diesem Moment als Fans auch sonst tun. Als der Applaus verhallt, ist aus der Mitte des Saales ein leises "um Gottes Willen" zu hören.

Die Fußballer sind schon in der Winterpause, doch der Investor Hasan Ismaik gibt sich gerade in diesen Tagen besonders volksnah, sein Bemühen, den Verein in eine weihnachtlich-friedfertige Stimmung zu versetzen ist offenkundig, und es gelingt ja auch. Die Volksnähe hat er auch gleich seinem neuen Trainer als erste Amtshandlung verordnet. Gleich nach der Pressekonferenz am Montagmittag machte sich der Tross der schwarzen Nobelkarossen auf zur Gaststätte an der Theresienwiese. Dort werden Ismaik und Pereira zunächst vor dem Eingang von einem Spalier junger Spieler empfangen, die eine La Ola simulieren, Pereira klatscht mit allen ab. Drinnen warten jubelnde und singende Fans, es herrscht Volksfeststimmung zwischen Girlanden und Weihnachtssternen. Ismaik und Pereira stehen fast eine Viertelstunde für Selfies und Autogramme bereit, danach gibt es nicht nur Freibier, es gibt auch freies Essen. "Der Hasan hat die ganze Veranstaltung bezahlt", ruft Cassalette vom Balkon. Applaus. Die kostenlose Verköstigung war auf der 1860-Homepage angekündigt worden. Der Saal war gut gefüllt, wenn auch nicht überfüllt. Pereira dürfte auf jeden Fall den Eindruck bekommen haben, dass in München bestenfalls die Christbaumkugeln rot sind.

Irgendwann setzt sich Ismaik an einen großen Tisch und telefoniert, Pereira schüttelt immer noch Hände und posiert lächelnd für Fotos, es bildet sich eine lange Schlange am Sauerkraut-und-Würstel-Büffet. "Macht einen echt sympathischen Eindruck", sagt einer über den Portugiesen. "Aber das ist doch alles völlig unrealistisch", sagt ein anderer, und meint damit: den Aufstieg in die erste Liga. Das Wichtigste sei es doch, erst einmal Ruhe in den Verein zu bekommen. Bekanntlich steht die Mannschaft zurzeit lediglich drei Punkte vor einem Abstiegsplatz. Doch es war eben der Nachmittag, an dem geträumt werden durfte. Und an dem der Eindruck entstand, dass die Entscheidungsträger von ihren Botschaften fester überzeugt sind als so mancher Fan.

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