TSV 1860:Was der Klausi vom Trainingslager berichtet

08 01 2017 Fussball 2 Bundesliga 2016 2017 Trainingslager TSV 1860 München im Trainingscamp One Tr

Vorbereitung in Portugal: Ribamar (Mi.), und Rodnei (re.) von 1860 München.

(Foto: imago/MIS)

Fußball-Zweitligist 1860 München pflegt eine kuriose Öffentlichkeitsarbeit. So werden treue Fans im Trainingslager in Tróia zu Reportern.

Von Markus Schäflein, Tróia

Nicht nur böse Zungen behaupten, dass das Beste an Tróia die Fähre nach Setubal ist. Sie bietet für sieben Euro die Möglichkeit, das im Winter ausgestorbene Urlaubsresort zu verlassen und sich in dem Hafenstädtchen zu vergewissern, dass die Apokalypse noch nicht ausgebrochen ist. Und während des Trainingslagers des TSV 1860 München kommt der Fähre eine zweite wichtige Rolle zu: Sie ist zu einem Umschlagplatz für Informationen geworden.

Der Klub ist auf die Idee gekommen, den mitgereisten Journalisten nur den Besuch des - von Assistenztrainer Michael Sulzmann überaus unterhaltsam gestalteten - Aufwärmtrainings zu gestatten. Danach müssen sie die Anlage verlassen, während die mitgereisten Fans bleiben dürfen. Anfangs robbten besonders engagierte Reporter durch die Dünen, um einen Blick zu erhaschen, andere zogen sich angesichts des engagierten Security-Manns brav zurück.

Profunde Fachkenntnis darf man den Allesfahrern zusprechen

Doch seit am Freitag eine Gruppe von 20 Anhängern angereist ist - die Allesfahrer um Roman Wöll, der Klausi aus Singen, der Radl-Opa Charly Heck, 84, und weitere bekannte Gesichter -, hat sich das Problem erledigt. Abends treffen sich Reporter und Fans auf der Fähre, und die Anhänger erzählen ihre Erkenntnisse aus der Trainingsbeobachtung allen, die danach fragen. Und auch allen, die nicht danach fragen.

Im Gegensatz zu Vertretern der trinkfreudigen Giasinga Buam, die diesmal aufgrund der Auflösung ihrer Ultra-Gruppe nicht anwesend sind, ist den schon etwas älteren Anhängern eine nüchterne Sicht zuzutrauen. So war beispielsweise zu erfahren und hinterher auch zu lesen, der endlich mal teilweise am Mannschaftstraining teilnehmende 2,5-Millionen-Euro-Stürmer Ribamar habe sich "gut bewegt", wenngleich er noch "unrund gelaufen" sei. Beim Trainingsspiel habe er sogar eine Torchance gehabt, sei aber nach Flanke von Maxi Wittek an Torwart Jan Zimmermann gescheitert. Das Wichtigste aber: "Ribamar geht dahin, wo es wehtut."

Das ist professionell formuliert, was kaum verwundert: Die meisten der anwesenden Anhänger reisen schon seit vielen, vielen Jahren in die Trainingslager mit; profunde Fachkenntnis darf man ihnen zusprechen. Sie scheuen keine Kosten und Mühen, um anzureisen, waren aber immer nur Beiwerk. Diesmal haben sie eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Das haben sie sich verdient, wenn sie schon kein Zeilenhonorar bekommen. Wann allerdings die erwarteten Zugänge eintreffen, die sich der neue Trainer Vitor Pereira wünscht, wissen nicht einmal die Allesfahrer.

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