TSV 1860 München:Zu Hause eher mau

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Verpasstes Erfolgserlebnis: Sechzigs Martin Pusic (Mitte) hatte sich gegen Duisburg viel vorgenommen, traf dann aber den Pfosten statt das Tor. (Foto: Markus Fischer/imago images/Passion2Press)

Vier Punkte in vier Heimspielen: Beim 0:2 gegen den MSV Duisburg zeigt sich die Abhängigkeit des TSV 1860 München von Sascha Mölders in der Offensive.

Von Christoph Leischwitz

In der dritten Liga die Tabellenführung zu verteidigen, das ist ein besonders schweres Unterfangen. Dem TSV 1860 München misslang das am Samstag gegen den Tabellen-17., aber das ist ja genau der Punkt: Für Sechzigs Trainer Michael Köllner ist der MSV Duisburg, der wegen einiger Coronafälle zwei Partien weniger ausgetragen hat, eine Aufstiegsmannschaft. Auf jeden Fall hätten sie einen "Aufstiegskader", einen breiten Kader, wie es in der Fachsprache gerne heißt. Das war dann auch entscheidend im direkten Aufeinandertreffen im Grünwalder Stadion: Während die Duisburger den Ausfall von Leistungsträgern wie Moritz Stoppelkamp halbwegs kompensierten, konnten in die Sechziger in der Offensive nicht entscheidend nachlegen.

Ihr wichtigster Spieler, Angreifer Sascha Mölders, stand zwar auf dem Platz. Aber es wurde deutlich: Wenn er mal einen nicht so guten Tag hat, dann ist das Team kaum spitzenreitertauglich. Vergangenen Montag hatte der TSV bei der SpVgg Unterhaching 2:0 gewonnen, unter anderem mit einem Kontertor in der Nachspielzeit. Es war das erste "zu Null" der Saison. Diesmal ein 0:2 gegen Duisburg, auch wegen eines Kontertors in der Nachspielzeit. Es war das erste "zu Null" der Saison für den Angriff.

Es hätte der Abschluss eines insgesamt doch recht goldenen Oktobers werden können für die Sechziger. Rund um das Stadion herrschte fast so etwas wie Spieltagsatmosphäre: Die Sonne schien, Menschen saßen im Freien, die Polizei erschien hoch zu Ross. Wenn Löwen auf Zebras treffen, schrieb ein 1860-Blogger, dürfen Pferde auch nicht fehlen. Wenige Stunden vor Anpfiff hatte Sechzig noch bekannt gegeben, dass ein namentlich nicht genanntes Mitglied des Funktionsteams positiv auf das Coronavirus getestet worden war. In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt habe der Verein aber "grünes Licht" für die Austragung der Partie erhalten.

Sechzig startete wie ein Tabellenführer, feldüberlegen, mit vielen Abschlüssen - von denen einige als gute Chancen verbucht werden konnten. Erik Tallig zielte mit einem Volleyschuss nur knapp vorbei (8.), Quirin Moll mit einem Kopfball nach einer Ecke ebenso (16.). Auch Martin Pusic, zum zweiten Mal für den verletzten Stefan Lex in der Startelf, hatte sich viel vorgenommen. Besonders auffällig war, wie gut die Sechziger zugleich defensiv arbeiteten.

Die Slapstick-Tore verstärkten das Gefühl einer unglücklichen Pleite

Es dauerte bis in die Nachspielzeit der ersten Hälfte, ehe die Gäste einen gefährlichen Torabschluss verzeichneten. "Wir haben das Spiel eher in der ersten Halbzeit verloren", sagte Köllner verärgert, "da haben wir gute Chancen und das Spiel im Griff gehabt." Nach etwa 55 Minuten habe er gemerkt, dass "Sand ins Getriebe" komme. Und prompt fiel das Gegentor - weil der Duisburger Tobias Fleckstein sehr neugierig seine Nase in die Abwehr-Angelegenheiten der Sechziger stecken musste: Nach einem Eckball nahm Dennis Dressel seinem Keeper Marco Hiller den Ball weg und produzierte eine Kerze. Als Moll auf der Torlinie klären wollte, schoss er den Ball in Flecksteins Gesicht (62.).

Köllner hatte Recht: Wenn Pusic direkt im Anschluss nicht den Innenpfosten, sondern ins Netz getroffen hätte (63.), wäre womöglich ein Knoten geplatzt. Vor allem bei Pusic selbst. "Für ihn ist es schade, neuen Spielern tun Erfolgserlebnisse gut", sagte Köllner. Vor der Partie hatte er Pusic mit einem Schüler verglichen, der durch seinen späten Zugang die ersten Wochen mit der neuen Klasse verpasst habe. Mölders hatte auch noch eine gute Möglichkeit (80.), die beste nach dem Rückstand vergab wohl Dressel kurz vor Schluss. Der Konter zum 2:0, vollendet von Lukas Scepanik (90.+1), trug wie schon das 0:1 slapstickhafte Züge - was bei den Sechzigern das Gefühl, unglücklich verloren zu haben, verstärkte.

Er habe "versucht, was von der Bank zu bringen", sagte Köllner. Aber Lex einzuwechseln war ihm zu riskant. Der 19-jährige Johann Ngounou Djayo muss erst noch mehr Spielpraxis sammeln. Nun steht für die Sechziger eine recht maue Heimbilanz in der bisherigen Saison zu Buche (vier Punkte in vier Partien), was auch daran liegt, dass die Gegner im Grünwalder Stadion in einem straffen Defensivkonzept die beste Siegchance sehen. Daran müssen sich die Löwen erst noch ein wenig gewöhnen: Es ist die Bürde einer Spitzenmannschaft.

© SZ vom 02.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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