TSV 1860 München:Beständiges Chaos

Die erste Bundesliga und internationale Wettbewerbe sind das Ziel des Investors Hasan Ismaik. Doch bevor die ersten Schritte in diese Richtung getan sind, beginnen die Löwen schon wieder, sich selbst zu zerfleischen. 1860 München befindet sich wieder einmal zwischen Intrigen, Aufräumen und Neuanfang.

Klaus Ott

Ziemlich trist war es manchmal bei den Heimspielen des TSV 1860 München in der vergangenen Saison. Wenn sich weniger als 20.000 Fans in der Arena verlieren, die knapp 70.000 Zuschauer fasst, dann ist einfach nichts los. Damit das in der neuen Spielzeit ganz anders wird, haben sich die neuen starken Leute bei den Löwen einiges ausgedacht.

TSV 1860 München - Hasan Ismaik

Offenbar zerstritten: Investor Hasan Abdullah Ismaik und 1860-Präsident Dieter Schneider.

(Foto: Frank Leonhardt/dpa)

5000 Freikarten pro Partie für Schulen sind vorgesehen. Außerdem soll der Oberrang mit Stoffbahnen abgedeckt worden, auf denen dann Sprüche stehen wie: "Einmal Löwe, immer Löwe". Das Stadion würde dann schon bei 30.000 Zuschauern gut gefüllt wirken.

Eine Dreiviertelmillion Euro dürften diese Aktionen kosten. Zahlen wollen der arabische Investor Hasan Ismaik, der mit seinen Millionen den Klub vor der Pleite bewahrt hat, und dessen Münchner Statthalter Hamada Iraki. Sie haben die Agentur H.I. Squared gegründet, die den TSV 1860 München künftig bei Sponsoren und anderen Geschäftspartnern vermarktet. Die Agentur will die Kosten für die Aktionen in der Arena übernehmen.

Das klingt erst einmal ganz toll, sorgt aber inzwischen für jede Menge Streit. Vereinspräsident Dieter Schneider und seine Leute befürchten, Ismaik und Iraki wollten alles an sich reißen. Schneiders Rücktritt steht bevor.

Investor Ismaik und seine Leute wiederum argwöhnen offenbar, sie sollten sich damit begnügen, den Löwen Geld zu geben. Nachdem sich einige Wochen lang einiges angestaut hat, haben die Partner, die zu Gegnern geworden sind, ihrem Unmut jetzt freien Lauf gelassen. Bei einer Aufsichtsratssitzung der Löwen eskalierte der Konflikt.

Gestritten wurde dabei auch über die künftige Zusammensetzung des Kontrollgremiums. Die Investorenseite wird mit Ismaik, Iraki und einer Anwältin aus Abu Dhabi vertreten sein, dem Firmensitz des Investors. Für den Verein sollten Präsident Dieter Schneider, Vizepräsident Franz Maget und Siegfried Schneider, ehedem Chef von Horst Seehofers Staatskanzleichef, dem Gremium angehören.

1860 München: neue Zusammensetzung des Aufsichtsrates

Sitzungsteilnehmern zufolge soll Iraki gefordert haben, die Löwen müssten "aufräumen" und den Klub neu aufbauen. Gemeint war wohl, dass für Leute aus alten Zeiten, in denen 1860 fast pleite gegangen war, eigentlich kein Platz in den neuen Gremien sei.

Iraki soll sogar gesagt haben, die neuen Aufsichtsräte müssten ja nicht unbedingt alle vom Verein kommen; Experten für Finanzen und anderes wären auch gut. Das schreckt jene Löwen-Funktionäre auf, die eine Machtübernahme durch Ismaik befürchten. Denn wären die Vertreter des TSV 1860 im Aufsichtsrat der ausgelagerten Fußball-GmbH & Co KGaA erst einmal in der Minderheit, dann hätten sie dort nichts mehr zu sagen.

Präsident Schneider würde bei so etwas nie mitmachen. Formal haben ihm seine Funktionärskollegen am Montag den Rücken gestärkt. Sie erklärten intern, Schneider solle dem neuen Aufsichtsrat der Fußball-GmbH angehören.

Allerdings soll das nur vorübergehend gelten, über langfristige Lösungen will man später reden. Das kommt beinahe einem Misstrauensvotum für Schneider gleich. Angeblich wird bereits wieder intrigiert wie in alten Zeiten, als das Chaos das einzig Beständige im Traditionsklub war.

Über Präsident Schneider wird verbreitet, er würde den Klub am liebsten ganz alleine führen, als eine Art Patriarch, so wie einst Karl-Heinz Wildmoser. Das will sich Schneider nicht nachsagen lassen und zurücktreten. Auch Rücktritte haben Tradition bei 1860.

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