TSV 1860 München:Schnell zurück ins Grünwalder Stadion

Auf der Delegiertenversammlung von 1860 München wird klar, dass der Verein raus will aus der Allianz Arena.

Gerald Kleffmann

Der Fußball-Zweitligist TSV 1860 München strebt geschlossen eine Rückkehr ins Stadion an der Grünwalder Straße an. Am Samstagnachmittag tagte das höchste Organ des Vereins, die Delegiertenversammlung, und stellte sich im Ballhaus-Forum in Unterschleißheim bei München hinter die Pläne des Präsidiums. Das hatte kürzlich den Entschluss präsentiert, einen Auszug aus der Allianz Arena als Mieter sowie eine Rückkehr an den früheren Spielort im Stadtteil Giesing zu prüfen.

TSV 1860 München

Der TSV 1860 München möchte zurück ins Grünwalder Stadion.

(Foto: Foto: dpa)

Oberbürgermeister Christian Ude, der nach 13 Jahren nun als Aufsichtsrat bei 1860 ausschied (und am Samstag nicht anwesend war), teilte den Löwen per Fax mit, dass sie eine Frist von drei Monaten erhalten würden, um die Stadionproblematik zu klären. "Wir wollen diese Chance nutzen", sagte Präsident Rainer Beeck unter Beifall und ohne Widerspruch zu ernten.

Er klang durchaus optimistisch, allerdings hatte Ude in seinem Schreiben nochmals daran erinnert, dass 1860 vor schwierigen Fragen stünde. Der OB forderte, der Verein müsse klären, "ob er aus dem Vertrag mit der Allianz Arena herauskommen kann, ob er einen Investor mit der erforderlichen Finanzkraft findet und ob er genehmigungsfähige Planungsvorstellungen zumindest in der rechtlichen Form einer Voranfrage vorlegen kann".

Harte Nüsse sind das, die 1860 knacken muss. Aber man ist fest entschlossen, die Aufgabenstellung zu lösen. Beeck selbst gab zu, dass die Stadt München, Eigentümerin des Stadions an der Grünwalder Straße, eine "sehr restriktive Haltung" besitze, was die geplante Rückkehr nach Giesing betreffe. Die Stadt hat nämlich andere Pläne mit dem Traditionsstadion. Noch im Dezember wolle man entscheiden, in welchem Umfang das Grünwalder Stadion für den Spielbetrieb in der Dritten Liga und in Juniorenligen saniert wird. Zweitliga- oder gar Erstligabetrieb ist im Grünwalder Stadion, wie die Arena im Volksmund heißt, nicht vorgesehen.

Die Löwen wiederum, die an den hohen Kosten in der Allianz Arena als Mieter wirtschaftlich zugrunde zu gehen scheinen (insgesamt über 4,5 Millionen Euro im Jahr), würden gerne die alte Heimat zur neuen machen und dort ein Stadion für maximal 35.000 Zuschauer errichten, inklusive Logen und allem Komfort, der heutzutage in modernen Fußballtempeln üblich geworden ist.

Eine eigens eingerichtete Stadionkommission der Löwen hat bereits ausgearbeitet, wie dieses Projekt vielleicht gelingen könnte. Knackpunkte freilich bleiben die Fragen: Kann 1860 die hohen bau- und planungsrechtlichen Vorgaben erfüllen? Zu welchem Preis kann 1860 überhaupt aus dem Arena-Vertrag heraus? Wie verhält sich der Eigentümer FC Bayern? Und woher nimmt 1860 rund 70 bis 80 Millionen Euro für den Umbau des jetzigen, nahezu maroden Grünwalder Stadions. Auch auf der Delegiertenversammlung konnte zu diesen Punkten nichts beantwortet werden. Die Fragezeichen bleiben. Ude teilte zudem mit, dass er "die Erfolgsaussichten für eine positive Klärung der (...) genannten Fragen für äußerst gering halte".

Fast im Vorbeigehen erneuerte der TSV 1860 am Samstag im größten Einvernehmen seinen Aufsichtsrat. Das ist deshalb eine Nachricht, weil es in den vergangenen sehr oft das reinste Provinztheater diesbezüglich gegeben hatte. Der Verein war jahrelang zerstritten, vor allem zwei große Fanlager, die die meisten der Delegierten stellen, standen sich unversöhnlich gegenüber. Diese Zeit ist nun offenbar erst einmal vorbei. Nahezu einstimmig wählten die 197 anwesenden Delegierten in den Aufsichtsrat: Hep Monatzeder (Dritter Bürgermeister München und früher Aufsichtsrat 1860), Otto Steiner (ehemaliger Vizepräsident 1860), Staatsminister Siegfried Schneider, Strafverteidiger Klaus Leipold und Klaus Hagl (1860-Skiabteilung).

Traum von der Rückkehr

Nochmals in ihrem Amt als Aufsichtsrat für eine weitere dreijährige Periode bestätigt wurden Christian Waggershauser (Unternehmer), Christoph Öfele (Ökonom), Peter Lutz (Anwalt) und Christina Jodlbauer (Politikerin). Kein Thema am Samstag war der Aufsichtsrat der ausgegliederten Profi-KGaA. Über dessen Umbesetzung wird im Frühjahr allein das Präsidium entscheiden. Das Präsidium (Beeck, Michael Hasenstab, Franz Maget) wurde entlastet, ihr Versagen beim Versuch, im Frühjahr einen Investor entsprechend den Statuten der Deutschen Fußball Liga zu installieren, interessierte am Samstag keinen mehr.

Der Löwe, er hat gerade anderes zu tun: Er träumt von der Rückkehr in sein Grünwalder Stadion. Sollte diese nicht klappen, bliebe den Sechzigern nur noch weiterhin die Allianz Arena als Spielstätte. Eine andere Alternative gebe es nicht, sagte Beeck.

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