TSV 1860 München:Mölders überragt nach dem Aigner-Schock

1. FC Nürnberg - TSV 1860 München

Sascha Mölders (links) jubelt mit Ivica Olic.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Zuletzt wurde er viel gescholten, nun führt der Stürmer den TSV 1860 München zum Derbysieg in Nürnberg - trotz einer deprimierenden Nachricht vor dem Anpfiff.

Von Markus Schäflein

Vor dem Spiel ereilte die Mannschaft des TSV 1860, die bereits in Nürnberg weilte, eine deprimierende Diagnose aus München: Stefan Aigner hatte sich eine Teilruptur des Innenbandes im rechten Knie zugezogen, er muss zwar nicht operiert werden, aber rund sechs bis acht Wochen pausieren. Auf den Zugang, mit dem sie die größten Hoffnungen verbunden hatten, müssen die Löwen nun erst einmal verzichten.

Den Beweis, dass seine Mannschaftskameraden in der Lage sind, auch ohne ihn Zweitligaspiele zu bestreiten, traten sie dann im Frankenstadion an: Die Löwen zeigten eine starke Reaktion auf die Nachricht, die bessere Spielanlage und erreichten einen verdienten 2:1 (1:1)-Auswärtssieg beim Club.

Das Spiel ist intensiv und offensiv

"Wir haben es heute speziell spielerisch gut gemacht", sagte Siegtorschütze Michael Liendl, "obwohl sehr viel auf dem Spiel stand." Und zwar für beide Mannschaften; für den Club und seinen neuen Trainer Alois Schwartz ist mit nur zwei Punkten aus vier Spielen nun der Fehlstart perfekt, der ambitionierte TSV 1860 hatte zu beweisen, dass seine kostspielig verstärkte Mannschaft zusammenwächst. Bei den Nürnbergern vertrat Thorsten Kirschbaum den verletzten Stammtorwart Raphael Schäfer, der vom FC Augsburg geliehene Angreifer Tim Matavz kam zum Debüt, und in der Innenverteidigung entschied sich Schwartz für das Talent Lukas Mühl.

1860-Übungsleiter Kosta Runjaic reagierte auf Aigners Ausfall mit einer Systemumstellung: Er verordnete ein 4-4-2 und brachte Sascha Mölders als zweite Spitze neben Ivica Olic. Für Mölders bedeutete dies die Chance, sich endlich einmal von Beginn an zeigen zu dürfen; der frühere Bundesliga-Stürmer des FC Augsburg hatte zuletzt ja einigen Ärger mir Runjaic und Geschäftsführer Thomas Eichin wegen seines Nebenjobs als Trainer des Landesligisten SV Mering gehabt, durfte die Tätigkeit aber behalten.

Sechzig begann druckvoll und überlegen, und schnell fiel das 0:1, an dem zwei der neu gekommenen Akteure beteiligt waren: Der junge Mühl sah gegen Olic schlecht aus, dessen Querpass nutzte Mölders zum 0:1 (11.). Ein Personalentscheidung ging auf, eine nicht. Es folgte die nächste Szene, in der ein Neuer im Mittelpunkt stand: Club-Kapitän Miso Brecko setzte sich energisch durch, und Matavz nutzte die Gelegenheit zum 1:1 (17.). Es entwickelte sich ein unterhaltsamer Schlagabtausch, in dem auf beiden Seiten spielfreudige Offensivkräfte auf wacklige Defensivabteilungen trafen.

Nicht mal eine Minute später hatte Matavz die Führung für den Club auf dem Fuß, scheiterte aber an 1860-Keeper Jan Zimmermann. Auf der Gegenseite scheiterte Karim Matmour an Kirschbaum, dann lenkte Zimmermann einen Schuss von Edgar Salli an den Pfosten (29.) - nach einer halben Stunde hätte es schon 3:3 stehen können. Gegen Ende der ersten Hälfte vermochte Sechzig die Partie wieder zu kontrollieren, und der Club hatte Glück, dass Schiedsrichter Bastian Dankert nach einer Attacke von Hanno Behrens auf Fanol Perdedaj nicht auf Elfmeter entschied (41.).

1860 spielt auf Sieg

Auch im zweiten Durchgang zeigten die Münchner vor 30635 Zuschauern die feinere Spielanlage, die von Runjaic versprochene Verbesserung im Zusammenspiel der zahlreichen Neuen war erkennbar. Torchancen waren allerdings mittlerweile Mangelware, für Aufregung sorgten stattdessen einige der rund 2500 mitgereisten Löwenfans, die Pyrotechnik zündeten. Auf Nürnberger Seite unterbrachen immer mehr Ballverluste und Fehlpässe den Spielaufbau. Beide Trainer reagierten, Schwartz brachte Kevin Möhwald für Enis Alushi (69.), Runjaic schickte Victor Andrade für Claasen auf den linken Flügel (70.).

Schon die Einwechslung des schnellen Talents durfte man als ein Zeichen werten, dass Runjaic sich mit einem Zähler nicht zufrieden geben wollte, und drei Minuten später gerieten die Nürnberger zudem in Unterzahl: Guido Burgstaller sah nach einem Zweikampf mit Jan Mauersberger Gelb-Rot. Bei den Löwen war nun Schlussoffensive angesagt.

Am Ende rettet 1860-Torwart Zimmermann die drei Punkte

Und tatsächlich brachte eine traumhafte Strafraum-Kombination den Sieg: Matmour bediente Mölders, der mit der Hacke auf Michael Liendl weiterleitete, der zur Führung traf (79.). Ein Treffer, eine Vorlage - der zuletzt viel gescholtene Mering-Trainer Mölders war der Mann des Abends. "Ich freue mich riesig für den Sascha", sagte Runjaic, "heute Abend hat er seinen Job so gemacht, wie wir uns das vorstellen." Der Trainer war auch sonst rundum zufrieden: "Nach dem Vorfall mit Aigner haben uns viele nicht zugetraut, so eine Leistung abzurufen. Das Team hat bewiesen, dass es nicht nur charakterstark ist, sondern sich auch von Spiel zu Spiel weiterentwickelt."

Wenn die Sechziger tatsächlich noch in der von Runjaic propagierten Findungsphase sind, dann müssen sich die Nürnberger nach dieser Partie die bange Frage stellen, in welcher Phase sie sich eigentlich befinden. Gegen Ende wurden sie geradezu vorgeführt, kamen aber kurioserweise noch zu einer großen Ausgleichschance: 1860-Torwart Zimmermann rettete die drei Punkte gegen den eingewechselten Cedric Teuchert (90.).

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