TSV 1860 München:Mangel an Entscheidern

Torschuetze Vincent Vermeij ( links ) jubelt mit Yassin Ben Bella ( beide MSV Duisburg ) ueber seinen Treffer zum 1 : 1,

„Nicht schlecht“ reicht halt nicht: Der Sechziger Tim Rieder sieht den Duisburgern Vincent Vermeij (links) und Yassin Ben Bella beim Jubeln zu.

(Foto: Thomas Thienel/Eibner/imago)

Sechzig verliert 1:2 beim MSV Duisburg und muss sich die Unterschiede zu einem Spitzenteam der dritten Liga eingestehen. Phillipp Steinhart sieht zudem Gelb-Rot.

Von Ulrich Hartmann

Die Augen von Daniel Bierofka waren nur zu erahnen zwischen seinem Vollbart und der tief ins Gesicht gezogenen Schirmkappe. Manchmal verraten Blicke ja mehr als Worte, aber der Trainer des TSV 1860 München gab in beiderlei Hinsicht emotional nicht viel preis nach der 1:2-Niederlage beim MSV Duisburg. Die dunklen Augen schienen Unzufriedenheit zu vermitteln und der Mund sagte: "So ganz viel kann ich meiner Mannschaft gar nicht vorwerfen, wir haben es nicht schlecht gemacht - aber 'nicht schlecht' reicht halt nicht."

Die Augen von Sascha Mölders wirkten hell und wach nach dem Spiel in Duisburg. In diesem Stadion hat der Stürmer vor elf Jahren die Hochzeit mit seiner Frau Ivonne gefeiert. In diesem Stadion hat er am Samstag nach 41 Sekunden das schnellste Sechzig-Tor der Saison durch Prince Osei Owusu vorbereitet. Aber in diesem Stadion musste er trotz allem halt eine Niederlage anerkennen. "Ärgerlich", sagte Mölders, "vor allem, weil wir so super reingekommen sind." Mit solch einer frühen Führung im Rücken hätten die Münchner ein bisschen selbstbewusster auftreten können, aber außer seriösem Pressing ist ihnen so ganz viel nicht gelungen. Zwei hohe Flanken samt ungestörten Kopfballtoren in der 14. (Torschütze: Vincent Vermeij) und der 52. Minute (Lukas Daschner) genügten Duisburg zu den gewinnbringenden Treffern. "Einen Punkt hätten wir mitnehmen können", sagte Mölders, "aber man muss schon auch anerkennen, dass der MSV verdient gewonnen hat."

Die Augen des Sechziger-Torwarts Hendrik Bonmann verrieten am Samstag Enttäuschung, weil sich seine Vorderleute recht gut 'gegen den Ball' verhalten hatten und weil er selbst zwei, drei hervorragende Paraden gezeigt hatte. "Leider zwei zu wenig", sagte er mit einem resignierenden Lächeln, aber er wusste schon auch, dass er in der 15. und der 52. Minute machtlos war gegen die beiden Kopfbälle aus fünf Metern Distanz. "Das waren zwar beides extrem gute Flanken", sagte Bonmann, "aber abwehrtechnisch war das auch zwei Mal eine Katastrophe, da haben wir es den Duisburgern viel zu leicht gemacht."

Phillipp Steinhart sieht Gelb-Rot und fehlt im nächsten Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern

Ob er das Verteidigen von hohen Flanken jetzt explizit auf die Trainings-Agenda nehme, ist der Trainer Bierofka hinterher gefragt worden, aber er hat geantwortet, dass man genau dies schon in der Woche zuvor eigens trainiert habe, weil man um die Kopfballstärke der großen Duisburger Stürmer ja gewusst habe. Beim ersten Gegentor, fand Bierofka, "war es eine unglückliche Konstellation", aber beim zweiten, "da hätte ich mir gewünscht, dass wir es besser anstellen".

Der Löwen-Trainer hat gespürt, dass man aus diesem Spiel mehr hätte mitnehmen können, wenn man nur mit mehr Überzeugung und Mut gespielt hätte. "Aber wir haben nicht so viele 'Entscheider' in der Mannschaft wie Duisburg", sagte Bierofka, "uns fehlt die Ausstrahlung einer Topmannschaft." Vor allem nach vorne und vor allem in der letzten halben Stunde, als Duisburg ein bisschen passiver wurde, nutzten die Münchner ihren Ballbesitz nicht konsequent genug aus. Der eingewechselte Timo Gebhart hielt den Ball nun zwar bisweilen etwas länger und suchte erkennbar nach Lösungen beim Spiel in den Strafraum, doch war dort zu wenig Bewegung im Sechziger-Spiel, und so hielten sich die Ausgleichschancen in Grenzen.

Schlimmer noch: Acht Minuten vor Schluss erhielt Münchens Linksverteidiger Phillipp Steinhart für ein vom Duisburger Leroy-Jacques Mickels auch ein bisschen provoziertes Foul die gelb-rote Karte. Damit fehlt Steinhart im so wichtigen Heimspiel am kommenden Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern. Um die Besetzung in dieser Partie sorgte sich der Trainer Bierofka am Wochenende nun sowieso ein bisschen, weil der Abwehrspieler Dennis Erdmann krankheitsbedingt nach Duisburg gar nicht erst hatte mitfahren können, weil der Kapitän und Innenverteidiger Felix Weber mit Schmerzen im Knie vom Feld ging und weil der Flügelstürmer Stefan Lex in die Kabine humpelte.

Im Duell der beiden namhaftesten Klubs der dritten Liga am nächsten Samstag geht es für die Münchner ebenso wie für die Lauterer um den Sprung ins sichere Mittelfeld. Deshalb wird es so ein bedeutsames Spiel - "und auch wieder ein brutal schwieriges", erinnert Mölders vorsichtshalber. Von Personalsorgen wollte der pragmatische Stürmer am Wochenende zunächst aber noch nichts wissen. "So ist das im Fußball eben", sagte er nüchtern, "dann müssen andere spielen."

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