Ein Präsidium, das an eine sinnvolle Zusammenarbeit mit der Investorenseite um Hasan Ismaik nicht mehr glaubt; Ismaik und seine Vertreter, die immer wieder ihr Bestes gegeben haben, diese Annahme zu untermauern; eine Geschäftsführung, die vom Stammverein mittels der 50+1-Regel eingesetzt wurde und selbstverständlich von den Investorenvertretern überaus kritisch behandelt wird: Wie der TSV 1860 München in seiner momentanen Gesellschafter-Konstellation Erfolg haben soll, ist eher schwierig zu beantworten. Daher haben sich alle Beteiligten darauf verständigt, lieber danach zu fragen, wer für den Misserfolg verantwortlich ist. In der vergangenen Saison fanden die e. V.-Vertreter um Präsident Robert Reisinger die Ursachen in Investoren-Wunschtrainer Maurizio Jacobacci und in der sportcheflosen Kaderplanung im Sommer.
Sie schrieben sich dann auf die Fahnen, die Fehler der Vergangenheit, eben auch mittels 50+1, korrigiert zu haben. In Argirios Giannikis gibt es einen anderen Trainer und in Christian Werner wieder einen Sport-Geschäftsführer. Und nun: null Punkte und 2:7 Tore aus drei Spielen, letzter Platz, aber vor allem Leistungen auf dem Spielfeld, die das Publikum so ratlos zurückließen wie offenkundig die Spieler selbst. Die stete Suche nach Schuldigen geht weiter, nur diesmal umgekehrt. In der Kritik stehen jetzt das Präsidium um Reisinger, die anderen e. V.-Vertreter und deren Wähler, nach dem Motto: Ihr wollt ja nicht mit Ismaik zusammenarbeiten, also müsst ihr zwangsläufig den Misserfolg akzeptieren.
So einfach ist es selbstredend nicht: Die Grundidee, ohne frische Gelder von Ismaik eine konkurrenzfähige Mannschaft für die dritte Liga zu bauen, ist nicht gescheitert, nur weil ein Trainer 3-5-2 oder 4-2-2-2 statt 4-2-3-1 spielen lässt. Aber es steht zu beweisen, dass der 4,5-Millionen-Euro-Kader gut genug ist – das muss nun Giannikis gelingen. Oder einem anderen Trainer, sofern er denn finanzierbar ist – Erhöhungen des Budgets, auch wenn sie aus dem Betrieb zu stemmen sind, muss die Investorenseite zustimmen.
Die Wende muss gelingen in einer Atmosphäre, die nicht zuletzt wegen der stets in den Sport schwappenden Klubpolitik schon nach drei Spieltagen irrwitzig aufgeheizt ist. Gelingt sie nicht, wird es für Sport-Geschäftsführer Werner ungemütlich. Und womöglich auch für Reisinger und die anderen e. V.-Vertreter.