TSV 1860 MünchenDie individuelle Klasse blitzt eher in kurzen Momenten auf

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„Läuferisch extrem viel gemacht und immer wieder die Räume gesucht“: Florian Niederlechner (rechts, gegen José-Enrique Rios Alonso) erhielt ein Lob von Trainer Patrick Glöckner.
„Läuferisch extrem viel gemacht und immer wieder die Räume gesucht“: Florian Niederlechner (rechts, gegen José-Enrique Rios Alonso) erhielt ein Lob von Trainer Patrick Glöckner. (Foto: Norbert Schulz/Imago)
  • Der TSV 1860 München startet mit einem 1:1 bei Rot-Weiss Essen in die Drittliga-Saison, wobei Florian Niederlechner den Ausgleichstreffer erzielt.
  • Die Zugänge Niederlechner und Kevin Volland zeigen sich als harte Arbeiter, ihre individuelle Klasse blitzt nur in kurzen Momenten auf.
  • Trainer Patrick Glöckner lobt die Mentalität des Teams, sieht aber Verbesserungspotenzial im Kombinationsspiel und bei der Einbindung von Volland.
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Das 1:1 zum Auftakt in Essen bringt den neu formierten Löwen eine Erkenntnis: Sie werden nicht in jedem Spiel haushoher Favorit sein, sondern vielmehr sehr schwer zu schlagen. Auch Niederlechner und Volland beteiligen sich an der harten Arbeit.

Von Christoph Leischwitz

Wenn man Florian Niederlechner seinerzeit als Spieler des FC Ismaning oder der SpVgg Unterhaching fragte, wie es ihm so geht, entgegnete er stets: „Schlechte Leit geht’s immer guad.“ Zumindest für seine Rolle als Fußballer trifft das ja zu. Der ehemalige Erstliga- und Zweitligaprofi machte am vergangenen Freitagabend in der dritten Liga das, wofür er unter anderem bekannt ist: Er ist ein ekliger Gegenspieler, der Abspielfehler provoziert, der „läuferisch extrem viel gemacht und immer wieder die Räume gesucht hat“, wie es sein Trainer Patrick Glöckner nach dem 1:1 bei Rot-Weiss Essen zusammenfasste. Und dann war Niederlechner im stimmungsvollen Auftaktspiel auch noch für ein gewisses Maß an Wohlbefinden bei sich und dem Löwen-Anhang ursächlich, weil ihm in der 68. Minute das erste Tor der Löwen-Saison gelang, der Treffer zum 1:1-Endstand. „Das war auf jeden Fall ähnlich“, sagte er auf die Frage nach einem möglichen Unterschied zur zweiten Liga, wo er zuletzt ja für Hertha BSC gespielt hatte.

Rein tabellarisch war das noch nicht möglich, aber es hatte sich bei dem Aufeinandertreffen im Stadion an der Hafenstraße eindeutig um ein Spitzenspiel gehandelt. Der 34-jährige Ebersberger übrigens hatte sein bis dahin letztes Drittliga-Spiel vor mehr als elf Jahren bestritten, für den 1. FC Heidenheim traf er damals gegen die SpVgg Unterhaching (19., Endstand 2:0). Insofern war er in dieser Liga lediglich 139 Spielminuten ohne Tor geblieben, hat also sehr schnell wieder zurückgefunden.

Vor dem Saisonstart hatte Niederlechner in einem Interview schon angekündigt, dass sich Sechzigs Qualität nicht darin zeigen wird, dass Kevin Volland zehn Gegner ausdribbelt und Niederlechner anschließend souverän einnetzt, es werde also nicht immer einen sichtbaren Klassenunterschied geben im Liga-Alltag. Dementsprechend gestaltete sich das erste Pflichtspiel in Essen dann auch eher alltäglich: Arbeit war angesagt, keine Zaubereien. Die Qualität zeigte sich eher in der Tatsache, dass ihr körperlicher Einsatz eine (Niederlechner) oder gar zwei Ligen tiefer (Volland) nicht nachlässt, dass sie sich also nicht zu schade sind. Die individuelle Klasse hingegen blitzt eher in kurzen Momenten auf, wenn der Gegner vielleicht gerade nicht so sehr daran denkt.

Das Gegentor, sagte Essens Trainer Uwe Koschinat bei Magentasport verärgert, „fällt dann in einer Phase, in der Sechzig gar nichts mehr eingefallen ist“. In der Tat hatten sich die lang nach vorn geschlagenen Bälle der Löwen gehäuft, weil mit Kombinationsspiel bestenfalls zwei gute Chancen entstanden waren, und in Sachen Torschüsse war Sechzig am Ende trotz deutlich mehr Ballbesitz klar unterlegen (8:15). Aber gerade „was Mentalität betrifft, sind wir richtig gut aufgestellt“, sagte Geschäftsführer Christian Werner, dem es ja zuvorderst gelungen ist, so viele Spieler mit höherklassiger Erfahrung nach München zu locken. Die Erkenntnis aus Spiel eins lautet also: Sechzig ist nicht jedes Mal automatisch haushoher Favorit, sondern wird vielmehr sehr schwer zu schlagen sein.

Etwas überraschend lässt ausgerechnet Volland einmal auch Cleverness vermissen

Niederlechner war nun jener Spieler, der mit einem klugen Laufweg das wichtige Ausgleichstor einleitete, um die eine, große Unkonzentriertheit aus der sechsten Spielminute auszubügeln. Bei seinem Heber über Essens Torwart Felix Wienand hinweg hatte er „zum Glück gar nicht so viel Zeit, nachzudenken“, wie er sagt. „Er hat die Mannschaft mit seiner Präsenz angeführt“, freute sich Trainer Glöckner. Über Volland sagte er noch: „Kevin hätten wir gerne mehr ins Spiel gebracht“, er habe aber „überragend gegen den Ball gearbeitet.“

Etwas überraschend ließ ausgerechnet Volland einmal auch Cleverness vermissen: Nach einem klaren Foul des mit Gelb belasteten Gegenspielers Tobias Kraulich blieb der Routinier nicht liegen, sondern lief weiter und suchte die Torchance. Bei der nächsten Spielunterbrechung schien der Unparteiische die Szene schon vergessen zu haben, Gelb-Rot blieb aus, Essens Coach Koschinat bedankte sich für Vollands Sportsgeist. Niederlechner ging davon aus, dass sein Spezl gar nicht auf dem Schirm hatte, mit einem Liegenbleiben mehr bewirken zu können als mit Weiterlaufen.

Seine Erfahrung mit dem Fußballgeschäft zeigte sich dann auch im Interview danach, darin, dass er die richtigen Worte fand an einem Abend, an dem er im Rampenlicht stand und nur danach gefragt wurde, wie es ihm mit dem lang ersehnten Saisonstart so geht. Es sei ihm sehr wichtig gewesen, ein Tor zu schießen, weil er das für die befreundete Familie Ulreich tun wollte. Die Familie von FC Bayerns Sven Ulreich hatte vergangene Woche den sechsjährigen Sohn Len verloren. Dass es sich bei Florian Niederlechner neben dem Feld um einen schlechten Menschen handeln könnte, ist nachweislich Schmarrn.

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