TSV 1860 München im DFB-Pokal:Einmal lachen die Löwen

TSV 1860 München - 1899 Hoffenheim

TSV 1860 München: Erster Sieg der Saison

(Foto: Marc Müller/dpa)
  • Ausgerechnet der sonst so erfolgsarme TSV 1860 München wirft den ersten Bundesligisten aus dem DFB-Pokal.
  • Trainer Torsten Fröhling beschäftigt dennoch ein altes Problem.
  • Hier geht es zu allen Ergebnissen der ersten Pokalrunde.

Aus dem Stadion von Johannes Kirchmeier

Torschütze Fejsal Mulić reißt sich das Trikot vom Oberkörper, zeigt seinen trainierten Sixpack und springt seinen Mannschaftskameraden entgegen, die von der Ersatzbank aufs Feld gelaufen sind. Auch die Sechziger-Fans im Fröttmaninger Stadion jubeln, sie hüpfen wie wild auf und ab und schreien dieses "Ja", den Torschrei, den nur Spieler und Fans kennen. Ein langes "Jaaaaa". Das sie öfter wiederholen. Und von dem sie am Ende nicht wissen, wie lange sie es eigentlich vor sich hingeschrien haben.

Mulić hatte da gerade einen Traumkonter der Sechziger abgeschlossen, den Ball an Hoffenheims Torwart Oliver Baumann vorbei ins Tor geschoben. Es war sein erster Treffer für die erste Mannschaft des TSV 1860 München. Der 2,03-Meter-Mann ist vor der Saison aus der U23 der Sechziger aufgerückt, nun brachte er die Entscheidung, das 2:0-Siegtor des TSV gegen die TSG in der 93. Minute der ersten Runde des DFB-Pokals. "Wir sind nicht angetreten, um uns abschießen zu lassen", sagte Trainer Torsten Fröhling, "endlich haben wir ein Erfolgserlebnis." Das Team hatte die vergangenen zwei Saisonspiele 0:1 verloren, gegen Heidenheim und Freiburg.

Ausgerechnet der bisher so erfolgsarme TSV 1860 hat nun als erster Klub einen Bundesligisten aus dem Pokal geworfen. "Dass wir nicht ganz blind sind, ist uns ja auch allen klar", sagte 1860-Torwart Stefan Ortega. Überhaupt habe sich seit der siegreichen Relegation gegen Holstein Kiel vor zwei Monaten etwas verändert im Team. "Seitdem ist richtig was zusammengewachsen", sagt Ortega. Er hat sich mit dem Zu-Null-Spiel selbst belohnt. Er ist eigentlich die Nummer zwei hinter Vitus Eicher, darf nur im Pokal ran. Jetzt also mindestens noch einmal.

Christopher Schindler, TSV-Kapitän und Abwehrchef, hatte sich die weiße Hose grüngerutscht, doch er strahlte. "Das Wichtigste ist, dass wir für uns für unseren Aufwand belohnt haben", sagte er und präzisierte: "Wenn wir so kompakt stehen, dann ist es egal, ob es gegen Kevin Volland oder Kevin Kurányi geht." Seinen Freund und ehemaligen Teamkollegen bei 1860, Volland, hatte Schindler in der ersten Halbzeit aus dem Spiel genommen, Ex-Nationalstürmer Kurányi dann in der zweiten.

Neu war für die Sechziger auch, dass sie im Pokal auf einen Bundesligisten trafen, dessen Saison noch nicht begonnen hat. "Klar war unser Vorteil, dass wir schon im Spielrhythmus sind", sagte Fröhling. Er hatte sein Team stark eingestellt: Hoffenheim hatte zwar 65 Prozent Ballbesitz, kam jedoch nicht an den zwei verschiebbaren Vier-Mann-Mauern, Sechzigs Abwehr und Mittelfeld, vorbei. "Wir wussten, dass sie defensiv stark sind", sagte TSG-Coach Markus Gisdol. "Sie haben verdient gewonnen."

Fast nur Spieler aus der U23

Schon Mitte der zweiten Halbzeit feierten die TSV-Fans ihr Team, laute "Sechzig-München-Olé"-Rufe hallten durchs Stadion. Kurzzeitig sangen die Anhänger ihre Löwen sogar zum kommenden DFB-Pokalsieger. Fröhling lobte: "Die Zuschauer waren sensationell. Durch unseren mutigen Fußball haben wir sie schnell auf unsere Seite gebracht."

Denn aus ihrer kontrollierten Defensive heraus konterten die Münchner stark. Besonders die flinken Außen Marius Wolf und Daylon Claasen, der das 1:0 erzielte, zogen der TSG-Abwehr das ganze Spiel über davon. Hoffenheims Rechtsverteidiger Pavel Kaderabek hatte permanent Wolfs Hintern im Blick. "Wir waren einfach viel zu träge", sagte Gisdol. Und schloss sich möglicherweise ein. Während Fröhling mit dem ganzen Körper Anweisungen aufs Spielfeld deutete, blieb Gisdol am heißen Samstagabend auf der Bank.

Am Ende haderte aber auch Fröhling. Mit einem alten Problem. Trotz der zwei Treffer machte sich bemerkbar, dass dem Team derzeit ein echter Torjäger fehlt. Rubin Okotie ist nicht richtig in Form und der 20-jährige Mulic "muss noch sehr viel lernen", findet der Coach. Die Sechziger ließen mehrere Riesenchancen ungenutzt. Daher forderte Fröhling erneut: "Wir wollen gezielte Verstärkungen haben. Unter der Woche im Training können wir ja kaum elf gegen elf spielen." Am Samstag saßen fast nur Spieler aus der U23 auf der Bank. Das Durchschnittsalter betrug etwas mehr als 23 Jahre.

Fröhling muss sich aber wohl weiter gedulden, bis der neue Sportdirektor Necat Aygün seinen ersten Zugang vorstellt. In der nächsten Zweitliga-Partie beim 1.FC Nürnberg am Montag in einer Woche wird vermutlich wieder eine ähnliche Elf spielen. Der Trainer ist nach der starken Pokalleistung zuversichtlich, mahnt jedoch: "Wir müssen weiter arbeiten und weiter so geschlossen auftreten, denn in der Liga haben wir immer noch null Punkte."

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