TSV 1860 München:Fach- und Lachgeschichten

TSV 1860 München - Hep Monatzeder

1860 Präsident Hep Monatzeder stellt die neuen Vizetpäsidenten vor: Christian Holzer für das Sportliche und Heinz Schmidt als Schatzmeister.

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Sie sind weitgehend unbekannt: Der frühere Torwart Christian Holzer und der Steuerberater Heinz Schmidt treten als Vizepräsidenten des TSV 1860 unter Hep Monatzeder an. An diesem Donnerstag treffen sie sich mit dem jordanischen Investor Hasan Ismaik. Die Neuen sehen viele Möglichkeiten für weitere Investments.

Von Markus Schäflein

Als der Rosenheimer Steuerberater Heinz Schmidt eines Morgens die Zeitung las und wieder einmal einen Bericht über die Präsidiumssuche beim Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München entdeckte, fasste er den Entschluss. "Ich hab' mich geärgert, ich dachte, das gibt's doch nicht", sagt der neue Vizepräsident, der am Mittwoch offiziell vorgestellt wurde.

"Dann hab' ich eine Email geschrieben, dass es jemand gäbe, der sich interessieren würde. Und so bin ich jetzt ziemlich schnell zu dem Amt gekommen." Seine Email, die er an praesidium@tsv1860.de gerichtet hatte, landete über die Öffentlichkeitsabteilung des Vereins und den Aufsichtsratschef Otto Steiner nämlich beim neuen Präsidenten Hep Monatzeder, der ja Personen suchte, "die unbelastet an die Aufgabe herangehen und bisher in keinem Gremium waren", wie es der dritte Bürgermeister Münchens formulierte.

Und Schmidt, 52, war quasi unbekannt genug, nur wenige Klubinsider kannten ihn bislang als 1860-Delegierten für die Fanvereinigung Pro1860 oder als Kassenprüfer des Vereins. Seinen 36-jährigen Vizepräsidenten-Kollegen Christian Holzer wiederum kannte überhaupt keiner, obwohl er mal Torwart des TSV 1860 war: allerdings dritter Torwart zu Erstliga-Zeiten unter Werner Lorant.

Ganz gesichert sind die Daten seiner Laufbahn nicht, es finden sich dazu kaum Aufzeichnungen mehr. Laut www.transfermarkt.de hat Holzer ein Mal bei einem Profispiel auf der Bank gesessen und anschließend beim Regionalligisten SV Lohhof regelmäßig die Hucke voll bekommen.

Doch danach studierte er Sportwissenschaften und Betriebswirtschaft - und heute ist Holzer Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Impire AG, die Daten von Fußballspielen sammelt und verkauft. "Er soll für den ganzen sportlichen Bereich zuständig sein", erklärte Monatzeder.

Auf konkrete Nachfragen nach der sportlichen Einschätzung hielt sich Holzer erst einmal betont zurück. "Wenn man sich die sportliche Lage anschaut, dann sieht es ja nicht schlecht aus", sagte er, ansonsten wolle er erst einmal die Expertise von Geschäftsführer Robert Schäfer abwarten. Kritik, Schäfer sei ja wohl in anderen Fragen kompetenter als in fußballerischen, konterte Holzer beherzt: "Unterschätzen Sie den Herrn Schäfer nicht."

Das Treffen mit dem Investor

Nach den Lachgeschichten war es nun allerdings Zeit für Fachgeschichten, schließlich hatte sich Monatzeder die Neuen ja "aufgrund der Kompetenz in ihren Fächern" ausgesucht. Schmidt ist ja auch schon Schatzmeister beim SV Pang und beim Bayerischen Landes-Sportverband, Bezirk Oberbayern/Kreis Rosenheim.

In seiner Wasserburger Steuerberatungs-Kanzlei werden sieben größere Klubs betreut, sagte Schmidt: "Mit dem ganz normalen Verein komm' ich zurecht", sagte Schmidt, "die KGaA ist ein bisschen Neuland." Deshalb wird das Präsidium um einen so genannten Fachberater ergänzt - Karl-Christian Bay, ein Münchner Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater, soll sich schwerpunktmäßig um die Profifußball-KGaA kümmern.

Um deren Zukunft geht es auch an diesem Donnerstag, wenn der jordanische Investor Hasan Ismaik nach München kommt, um das neue Führungsteam kennenzulernen. Zum Spiel gegen Cottbus am Sonntag (13.30 Uhr) wird Ismaik aber wohl nicht bleiben. "Es war sehr schwer für ihn", überhaupt nach München zu kommen, sagte Monatzeder, "weil er terminlich sehr belastet ist." Auf die Frage, ob es bei Ismaiks Besuch auch um die Zukunft von Trainer Alexander Schmidt gehe, sagte Monatzeder: "Das ist ja das Thema. Wir werden die Entscheidung in Rücksprache und kommunikativem Arbeitsstil mit dem Investor treffen."

Zudem erhofft sich der seit 1. April amtierende Präsident Finanzspritzen aus Abu Dhabi über die Zusagen aus dem existierenden Dreijahresplan hinaus. "Wir werden diskutieren: Wie schaut die sportliche Zukunft aus - und ist der Investor bereit, noch was draufzulegen?" Er sehe "ein ganzes Spektrum von Möglichkeiten" zur Ausgestaltung weiterer Investments, "die wir ihm unterbreiten wollen".

Nicht nur Ismaik müssen Monatzeder, Holzer und Schmidt noch von sich überzeugen, sondern auch die Delegierten auf ihrer Versammlung am 25. April, und anschließend die Mitglieder. Es sind die ganz großen Wahlkampfthemen, auf die Monatzeder dabei setzt: Wenn die Rückführung des Jugendleistungszentrums in den e.V. bis zur Wahl schon stehen würde, wäre das "ein Traum", sagte er. Außerdem will er die Markenrechte am TSV 1860, die bisher bei der KGaA liegen, in den Verein zurückführen. Und neben dem Stadionbau, dem Dauerbrenner der Fans, will er auch einen Hallenbau planen, ein Dauerbrenner bei den aktiven Mitgliedern.

Zu beiden Projekten sollen erst mal Arbeitsgruppen gegründet werden. "Das mag politisch sein", gab Monatzeder zu, "es ist aber nicht gekünstelt von mir eingefädelt, sondern ein Grundbedürfnis der Vereinsmitglieder." Und auch, dass Schmidt Delegierter der Fanvereinigung Pro1860 ist, dürfte sich auf die Chancen des Trios, gewählt zu werden, positiv auswirken.

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