TSV 1860 München:"Es wäre jetzt der absolut falsche Zeitpunkt, andere Anreize zu setzen"

TSV 1860 München: Nominierungs-Foto: Sascha Königsberg (2.v.l.) und Sebastian Seeböck (2.v.r.) mit den Präsidiumsmitgliedern Hans Sitzberger (l.), Robert Reisinger (Mitte) und Heinz Schmidt.

Nominierungs-Foto: Sascha Königsberg (2.v.l.) und Sebastian Seeböck (2.v.r.) mit den Präsidiumsmitgliedern Hans Sitzberger (l.), Robert Reisinger (Mitte) und Heinz Schmidt.

(Foto: TSV 1860/oh)

Die Verwaltungsrats-Vorsitzenden des TSV 1860, Sascha Königsberg und Sebastian Seeböck, erklären, warum sie das Präsidium erneut nominieren, wie sich das Verhältnis zu Mitgesellschafter Ismaik verändert hat - und wie sie zur Stadionfrage stehen.

Von Markus Schäflein und Philipp Schneider

Der Verwaltungsrat des Fußball-Drittligisten TSV 1860 München hat am Donnerstag bekanntgegeben, dass er das Präsidium mit Robert Reisinger, Heinz Schmidt und Hans Sitzberger der Mitgliederversammlung zur Wiederwahl vorschlagen wird. Im SZ-Interview erklären Sascha Königsberg, Vorsitzender des Gremiums, und sein Stellvertreter Sebastian Seeböck die Lage des Vereins aus ihrer Sicht.

Herr Königsberg, Herr Seeböck, der Verwaltungsrat schlägt der Mitgliederversammlung das amtierende Präsidium erneut vor. Welche Gründe haben dafürgesprochen?

Königsberg: Wir sind mit ihrer Arbeit sehr zufrieden. Ich gebe zu: Es hat sich alles auch intern ein bisschen einruckeln müssen, das hat natürlich ein bisschen gedauert. Es hat sich aber jetzt ganz gut eingeruckelt.

Was heißt hier ruckeln? Wo hat's denn geruckelt?

Königsberg: Wir alle mussten uns in unseren Rollen erst mal selbst finden und dann die Kommunikation zwischen den Gremien entsprechend gestalten. Das hat sich jetzt aber sehr gut zusammengefügt. Daher haben wir uns überlegt, dass wir die vielen Ziele - Stadion, Sporthalle, Weiterentwicklung des Vereins und der Satzung, Wahrung der Mitgliederrechte hinsichtlich der 50+1-Regel - am besten mit dem aktuellen Präsidium vorantreiben können.

Gab es andere Kandidaten, die auch gerne ins Präsidium wollten?

Seeböck: Wir haben keine proaktiven Gespräche geführt, weil wir in so vielen Projekten an Punkten stehen, die viel Vorarbeit mit sich gebracht haben - sei es die Sporthalle, sei es die Grundhaltung im Profifußball. Die Gesellschafter haben sich da auf einen Weg geeinigt, der keine neuen Schulden beinhaltet. Es wäre jetzt der absolut falsche Zeitpunkt, dort andere Anreize zu setzen, auch weil das Präsidium der Dreh- und Angelpunkt in der Kommunikation Richtung Geschäftsführung und auch mit dem Mitgesellschafter ist.

Wenn man vom Mitgesellschafter spricht, ist das schon seit Jahren nicht mehr Hasan Ismaik, der in Erscheinung tritt. Sondern andere, etwa sein Bruder Yahya Ismaik oder der Anwalt Andrew Livingston oder der Maschinenbauer Anthony Power, seine Vertreter.

Seeböck: HAM (Firma des Mitgesellschafters, d. Red.) präsentiert sich im internen Austausch nicht als eine Person, sondern über mehrere Vertreter, mit welchen wir in verschiedensten Themen, fachlich zugeordnet, im Gespräch sind. Zum Beispiel war letzte Woche Yahya Ismaik in München. Diese persönlichen Gespräche sind uns sehr wichtig.

"Wenn wir externe Mittel bekommen, dürfen sie nicht fremdkapitalwirksam sein."

Die Kommunikation hat sich offenbar auch eingeruckelt. Es gibt gar keine Vorstöße mehr vom Mitgesellschafter, die KGaA zur sportlichen Verstärkung weiter zu verschulden.

Seeböck: Ich glaube, dass bei beiden Gesellschaftern - da wollen wir uns gar nicht ausnehmen - im Rahmen der Pandemie ein Umdenken stattgefunden hat. Es war absolut notwendig, dass wir ganz eng zusammenstehen, um die Gesellschaft über Wasser zu halten. Wir sind der Meinung, dass unser Präsidium auch eine wesentliche Rolle dabei gespielt hat. Und es ist ebenso sehr hoch anzurechnen, was die Familie Ismaik dazu getan hat, mit dem nachhaltigen Finanzierungspaket. Die Rahmenbedingungen, wie wir die KGaA finanzieren, auch in so einer Ausnahmesituation, waren für uns natürlich wichtig.

... keine neuen Schulden!

Seeböck: Und da sind wir sehr froh, dass sich das Präsidium - von Anfang an im Übrigen - dafür eingesetzt hat. Weil wir schlicht und einfach keine neuen Kredite aufnehmen können.

Die Reisinger-Doktrin: Wenn schon fremdes Geld, dann auch noch Sofortkasse!

Seeböck: So krass würde ich es jetzt nicht benennen. Es ist einfach so: Wenn wir externe Mittel bekommen, dürfen sie nicht fremdkapitalwirksam sein. Das sind die Pflöcke, die eingeschlagen sind. Beide Gesellschafter wissen, dass es so ist, und im Rahmen dieser Pflöcke können wir uns bewegen.

Also wünscht sich auch die Mitgesellschafterseite nicht unbedingt einen anderen Präsidenten? Trotz dieser Reisinger-Doktrin?

Königsberg: Ich denke, dass man die Zusammenarbeit als gut empfindet.

Seeböck: Unsere Zielsetzungen sind Kontinuität und Verlässlichkeit. Damit sind wir schon einige Schritte weitergekommen. Die Frage ist: Bleibt man auf der Schiene, oder biegt man zwischendrin wieder rechts oder links ab?

Sie biegen nicht ab?

Seeböck: Nein. Das haben andere in der Vergangenheit viel zu oft gemacht. Da wurden - überspitzt gesagt - doch immer Fünfjahrespläne nach eineinhalb Monaten schon wieder über den Haufen geworfen.

Haben sich denn andere Kandidaten für das Präsidium von sich aus bei Ihnen gemeldet?

Seeböck: Man kann erahnen - auch aufgrund der Ruhe bei den vergangenen Versammlungen -, dass sich keine Schlangen auf der Geschäftsstelle gebildet haben. Ich glaube, viele sind einfach mit der Arbeit und der ganzheitlichen Entwicklung im Klub zufrieden.

Oder aber, die Unzufriedenen stellen sich gar nicht erst in eine Schlange, weil sie sich ohnehin keine Chance ausrechnen.

Seeböck: Das kann natürlich so sein, wäre aber schade. Unterschiedliche Meinungen gehören ausgetauscht - auf respektvolle Weise und im direkten Gespräch.

"Jeder von uns träumt groß. Wie es dann mit der Stadionsituation aussieht, kann heute keiner sagen."

Woran liegt diese neue Ruhe? Haben sich alle eingeruckelt? Oder haben alle andere Sorgen - Stichwort Pandemie?

Königsberg: Die Pandemie hat einen klar sichtbaren Einfluss gehabt. Aber diese Ruhe ist auch eine Ernte von Früchten, die schon früher ausgesät worden sind. 2017 war der e.V. durch den Zwangsabstieg so stark wie nie gefordert, sich aktiv einzubringen. Man hat nicht sofort gesehen, dass alle einen Umdenkprozess eingeleitet oder abgeschlossen haben, aber es hat sich immer weiter verstetigt und bei beiden Gesellschaftern voran entwickelt.

Seeböck: Ich bin immer ein großer Freund davon, wenn sich jeder darauf besinnt, was er eigentlich kann. Das ist auf Gesellschafterebene passiert.

Man ist ja oft schon froh, wenn auf Gesellschafterebene jeder, der sich einbringt, überhaupt etwas kann.

Seeböck: Wir als e.V. können jedenfalls die Struktur sichern, etwa das NLZ (Nachwuchsleistungszentrum, d. Red.). Da haben wir unser Know-how und unser Personal. Wir tragen hier viele Kosten und setzen unser Netzwerk zur Unterstützung der Nachwuchsförderung ein. Es ist eine Freude für uns, wenn beispielsweise jetzt ein Leandro Morgalla Einsatzminuten bei den Profis bekommt, da läuft es uns eiskalt den Rücken runter, weil das einer unserer Jungs ist.

Königsberg: Und der Mitgesellschafter kann den Profifußball rechtzeitig finanziell sichern und ihm einen planbaren Rahmen geben. Und das war in der jungen Vergangenheit sehr, sehr viel wert. Dafür, das darf man auch sagen, sind wir sehr dankbar.

Wenn jeder einbringt, was er kann, könnte doch auch der Investor mal wieder mehr investieren, oder? Das wünschen sich jedenfalls manche Fans immer noch. Das könnte ja auch Doktrin-konform über Genussscheine laufen.

Seeböck: Ich glaube, dass dieses Thema sehr vergangenheitsbehaftet ist. Wir haben gesehen, was grenzenloser Mittelfluss aus einem sportlich doch relativ gesicherten Zweitligisten gemacht hat. Wir tun gut daran, uns auf einem soliden Kaderniveau zu bewegen. Dass immer mehr geht, ist klar, und vielleicht wäre auch dieses Jahr mehr gegangen, das will ich gar nicht in Abrede stellen. Wir müssen aber davon wegkommen, immer nur mehr zu fordern. Die Aufgabe ist eher, aus dem, was wir haben, das Maximale rausholen. Wenn wir das Niveau halten können und dann vielleicht - im Konsens unter den Gesellschaftern - noch ein bisschen was drauf packen können, dann sind wir vielleicht viel weiter, als wir es mit dem XY-Kader im letzten Zweitligajahr waren, der abgestiegen ist. Wir können nicht immer sagen, es ist zu wenig - weil es im Ligavergleich nicht wirklich zu wenig ist. Klar gibt es aber auch Auswüchse nach oben bei einigen Wettbewerbern.

TSV 1860 München: "Potenziale für die Weiterentwicklung": Wenn die neue Turnhalle kommt, würde der e.V. Räumlichkeiten auf dem bisherigen Gelände für die Profifußball-KGaA freimachen.

"Potenziale für die Weiterentwicklung": Wenn die neue Turnhalle kommt, würde der e.V. Räumlichkeiten auf dem bisherigen Gelände für die Profifußball-KGaA freimachen.

(Foto: Ulrich Wagner/Imago)

Der Aufstieg könnte zum zweiten Mal hintereinander knapp verpasst werden. Wäre es da nicht betriebswirtschaftlich sinnvoller gewesen, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen?

Seeböck: Das ist eine Argumentation, die man nach Gusto immer bringen kann. Aber man muss auch mal festhalten, dass beide Gesellschafter diesen Rahmen im Einvernehmen verabschiedet haben. Es ist eben nicht korrekt, wenn behauptet wird, die Gesellschafter blockieren einander gegenseitig. Das Gegenteil ist der Fall. Ich glaube nach wie vor, dass wir keine schlechte Entscheidung getroffen haben. Wir sind nach wie vor im Spiel. Und wir haben frühzeitig ein Budget auf die Beine gestellt, haben diesen Plan nicht verlassen und ziehen ihn durch. Und das werden wir auch für die nächste Saison wieder schaffen - idealerweise auch auf diesem Niveau.

Trotz, wie angekündigt, verringerter Zahlungen des Hauptsponsors?

Seeböck: Daran arbeiten wir gemeinsam mit unseren Partnern. Vor allem der Zeitpunkt, zu dem die Mittel zur Verfügung stehen, wird nochmals optimiert werden. Im Profifußball es nicht nur wichtig, wie viel Mittel zur Verfügung stehen, sondern vor allem auch wann.

Königsberg: Stimmt nicht ganz - unsere Hoffnung ist ja, dass wir einen viel höheren Etat haben, weil wir eine Liga höher spielen (lacht).

Jetzt sprechen wir schon ganz schön lange über Profifußball - dafür, dass den e.V.-Vertretern oft unterstellt wird, dass sie sich für Profifußball gar nicht interessieren.

Königsberg: Ich glaube, diese Unterstellung kommt daher, dass manche Menschen sich extrem auf den Profifußball fixieren und die aktuell im e.V. Tätigen sagen: Es gibt mehr als nur den Profifußball. Ich glaube, das ist eine Wahrnehmungssache. Wenn man in der Kandidatur für den Verwaltungsrat ein "Team Profifußball" hatte, das schon im Namen trug, sich für diesen Bereich einzusetzen, dann ist automatisch klar, dass manche sagen: Die anderen machen das nicht. Obwohl wir das Thema natürlich so bearbeiten, wie es sich gehört, aber eben versuchen, auch die anderen Themen im Blick zu haben und voranzubringen.

Eine andere Unterstellung ist, vielen Verwaltungsräten sei eigentlich nur wichtig, dass Sechzig im Grünwalder Stadion spielt. Wie ist die Position in der Stadionfrage? Die Themen sind ja bekannt: Wirtschaftlichkeit in der gegenwärtigen Situation, Wirtschaftlichkeit in der Zukunft.

Königsberg: Einzelnen Mitgliedern wird immer eine Art Fundamentalismus unterstellt, dass sie der extremen Sechzgerstadion-Fraktion angehören und für andere Ideen nicht offen sind. Völlig egal, was die persönliche Meinung jedes einzelnen Mitglieds ist, weiß man um die realistischen Gegebenheiten: dass wir in einem Stadion auch wirtschaftlich erfolgreich sein müssen. Die Faktoren, die die Geschäftsführung in die Öffentlichkeit getragen hat, finden bei aller Begeisterung für das Stadion natürlich auch bei uns ihren Widerhall und werden berücksichtigt.

Wie stehen Sie zu einem Neubau an anderer Stelle?

Königsberg: Rein realistisch gibt es für eine Stadionalternative im Moment so viele Baustellen, die alle für sich alleine schon nicht zu beheben sind: Standort. Finanzierung. Politischer Wille. Und auch Akzeptanz. Im Zusammenspiel zeigt das keine derzeit realistische Alternative auf.

Man könnte auch meinen: Wenn es so viele Baustellen gibt, sollte man dann nicht lieber heute anfangen, diese zu bearbeiten, als morgen?

Königsberg: Egal wie das Herz schlägt - ob man im Sechzgerstadion bleiben will oder gerne eine so genannte moderne Arena hätte -, muss man die Realität sehen und das Beste aus der Situation machen. Ich denke, eine Modernisierung ist als recht wahrscheinlich einzustufen, die zumindest mal für die zweite Liga eine Grundlage schafft, und dann hoffentlich mit verhältnismäßig wenig Aufwand auch für die erste.

Seeböck: Wir brauchen eine Perspektive in einem Stadion, in dem wir spielen. Dass es das Grünwalder sein wird, hoffen wir sehr.

Es gibt ja schon auch einige Anhänger, die das Stadion für zu klein halten für das Potenzial von Sechzig.

Königsberg: Jeder von uns denkt und träumt groß und wünscht sich, dass wir wieder dahin kommen, wo wir gerne hinwollen und wo Sechzig auch hingehört: in die oberen Ligen und auf lange Sicht unbedingt wieder ins internationale Geschäft. Wie es dann mit der Stadionsituation aussieht, kann heute keiner sagen. In der Vergangenheit haben wir aber zu oft gedacht: Wenn alles perfekt funktioniert, ist uns das zu klein, und deswegen geben wir jetzt einen Haufen Geld aus, den wir gar nicht haben, für diese supertolle Lösung, die wir vielleicht irgendwann brauchen. Das hat uns dahin geführt, wo wir jetzt als 60 München stehen. Da schließt sich der Kreis zum Präsidium: Wir müssen realistisch bleiben.

"Ich habe mir bei der Satzungsreform schon gewünscht, dass es die Möglichkeit gibt, dass die Mitglieder zwischen mehreren Kandidaten auswählen."

Wenn jetzt jemand größer - oder unrealistischer - denken würde und sich fürs Präsidentenamt beworben hätte, hätte er keine Chance gehabt, von Ihnen, den Verwaltungsräten, nominiert zu werden?

Königsberg: Meine persönliche Ansicht dazu: Das sehe ich anders. Ich habe mir bei der Satzungsreform damals schon gewünscht, dass es die Möglichkeit gibt, dass die Mitglieder zwischen mehreren Kandidaten auswählen. Dann gäbe es nicht die Situation, dass jemand vorgeschlagen wird, und die Mitglieder können ihn wählen oder ablehnen. Ich hätte mich auch gefreut, wenn der Verwaltungsrat etwas durchmischter wäre, was die Ansichten angeht. Wenn keiner mit anderen Ansichten in den Gremien ist, müssen wir uns diese Ansichten von außen holen - wir sind ja nicht allwissend und haben den besten Weg, sondern müssen diese Stimmen von den Mitgliedern und Fans mitnehmen. Gegen zwei, drei andere Personen im Gremium, zum Beispiel aus dem Team Profifußball, hätte ich - unter anderen Voraussetzungen - nichts gehabt.

Wollen Sie die Satzung noch weiter ändern?

Seeböck: Das Ziel ist immer, wo es machbar und sinnvoll ist, mehr an Teilhabe für die Mitglieder zu ermöglichen. Wir wollen der Mitgliederversammlung nachhaltig Zugriff auf die Ausrichtung des Vereins sichern. Das ist ein ganz zentraler Punkt, das gibt es in anderen Vereinen auch anders. Dazu gehört auch, dass das Präsidium direkt von der Versammlung gewählt wird - unabhängig vom Vorschlagsrecht, das momentan ausschließlich beim Verwaltungsrat liegt.

Momentan - Sie würden das gerne ändern?

Königsberg: Wir haben natürlich die breite Diskussion in der Öffentlichkeit mitbekommen, was dieses Vorschlagsrecht angeht. Wir wollen Vorschläge für mögliche Anpassungen machen und sind in enger Abstimmung mit dem Präsidium selbst, das einen solchen Vorstoß außerordentlich begrüßt. Dazu laufen Vorgespräche und wir werden uns nach der Versammlung, die dieses Jahr ansteht, konkret damit befassen, wie wir einen Vorschlag ausformulieren. Möglich sind ein klar formuliertes Mehrfachvorschlagsrecht des Verwaltungsrats und/oder eine zusätzliche Schiene für Vorschläge aus der Mitgliedschaft, wobei es Hürden bei DFB und DFL gibt, die enge Grenzen für den Kandidatenvorschlag setzen.

Was sind das für Hürden?

Königsberg: Da müssen wir in die Abstimmung mit den Verbänden gehen.

Sind diese Hürden nicht schriftlich fixiert?

Königsberg: Soweit wir wissen: nein.

Wie weit sind Sie denn bei den Planungen vorangekommen für eine Sporthalle an der Grünwalder Straße?

Seeböck: Die Sporthalle ist ein strategisches Grundsatzprojekt des TSV 1860 München. Ich möchte deutlich negieren, dass das ein repräsentatives Projekt wäre. Im Fokus liegen ganz klar eine weitere Stärkung des aktiven Breitensports im Verein sowie ein Ausbau der Rahmenbedingungen für Leistungssport in den Abteilungen. Wir wollen das Angebot ausweiten, und breiteren Zugang zu den Menschen finden. Zielgröße ist, dass wir die Zahl der aktiven Mitglieder nach einem Hallenbau perspektivisch verdoppeln. Wir rechnen in der Folge natürlich mit höheren Einnahmen, vor allem aber geht es ja darum, die Münchnerinnen und Münchner für den Verein zu begeistern, auch neben dem Aushängeschild Profifußball.

Wie schnell soll diese Verdopplung gelingen?

Seeböck: Wenn die Halle fertig ist, muss man dann schon mit fünf Jahren rechnen.

Es geht ja auch um eine späte Rache an Karl-Heinz Wildmoser, der dem Verein damals die verlorene Turnhalle nicht gebaut hat und das Geld stattdessen in ein Fußball-Nachwuchsleistungszentrum gesteckt hat.

Seeböck: Das würde ich so nicht stehen lassen.

Das ist klar (lacht).

Seeböck: Karl-Heinz Wildmoser hat sicher sehr stark polarisiert und schwere Fehler begangen, aber man darf auch nicht vergessen: Er hat damals nicht alleine entscheiden, das ist ein gemeinschaftlicher riesengroßer Fehler des Vereins gewesen. Jetzt geht es darum, diesen Riesenfehler der Vergangenheit wiedergutzumachen. Wir wollen die Aktiven aus den Abteilungen als Teil des TSV 1860 am Vereinssitz ansiedeln und sie noch näher an den Hauptverein bringen - so wie es den Abteilungen vor vielen Jahren versprochen wurde.

Es bedürfte dafür aber einer Änderung des Erbpachtvertrags. Die Profifußball-KGaA, und somit auch der Mitgesellschafter, müsste auf ein erhebliches Stück des Geländes verzichten. Was soll die Gegenleistung sein?

Seeböck: Wenn es so läuft, wie es geplant ist, geht die e.V.-Verwaltung aus den KGaA-Gebäuden raus, rüber in den neuen Turm. Das schafft Potenziale für die Weiterentwicklung der KGaA und des NLZ - wir wissen um die aktuellen Platznöte auf dem Gelände. Selbst im Profibetrieb gibt es Engpässe, die die Abläufe beeinträchtigen. Ebenso können und sollen zukünftig Flächen und Zeiten im neuen e.V.-Komplex von den Profis genutzt werden. Ich glaube, dass beide Gesellschafter diese wechselseitigen Entwicklungspotenziale und Synergien als ein sehr großes Asset sehen.

Dafür, dass beide Gesellschafter ein großes Asset sehen, zieht sich die Einigung aber inzwischen ein bisschen...

Seeböck: Es ist völlig klar, dass die HAM-Vertreter sich erst mal konkrete Planungen vorlegen lassen wollten. Wir waren dazu auch letzte Woche erneut im Gespräch, mit Yahya Ismaik direkt. Klar ist, dass hier noch ein Weg zu gehen ist, aber ich bin sehr positiv, dass wir das schaffen.

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