TSV 1860 München:Ein glücklicher und ein verärgerter Held

Marco Hiller Torwart TSV 1860 München 1 hat den Elfmeter von Pascal Breier Rostock 39 nicht

Hechtet wie die Katze auf die Maus, ist aber für die Katz’: Dass 1860-Torwart Marco Hiller noch einen Foulelfmeter von Pascal Breier parierte (78.), half den Münchnern nichts mehr – denn unerwarteterweise ebbte der Druck der Löwen nach dieser viel umjubelten Szene eher ab.

(Foto: Sven Leifer/imago)

Trotz der Niederlage gegen Rostock feiern die Anhänger den früheren Löwen-Kapitän Kai Bülow. Stürmer Sascha Mölders zürnt über das Bekanntwerden seiner Verlängerungsklausel.

Von Markus Schäflein

In der 67. Minute wurde im Stadion an der Grünwalder Straße die Vergangenheit des TSV 1860 München eingewechselt, allerdings in die Mannschaft von Hansa Rostock. Der beliebte Relegationsheld Kai Bülow wurde von den Löwenfans mit warmem Applaus empfangen, für einen Moment fühlte man sich in die Fröttmaninger Arena zurückversetzt, in der Bülow im Juni 2015 mit einem Treffer gegen Kiel in der Nachspielzeit den Klassenverbleib in der zweiten Liga sicherte. Mittlerweile sind die Löwen, wie Bülow, trotzdem in der dritten Spielklasse - das Wiedersehen fiel auch deshalb so emotional aus, weil es an sportlich bessere Zeiten erinnerte. "Es war eine wahnsinnige Freude, hier so empfangen zu werden", sagte der mittlerweile 32-Jährige, "ich habe sehr viele freundliche Gesichter gesehen, auch drumherum." Und das war insofern erstaunlich, als die Sechziger allen Grund zur Unfreundlichkeit gehabt hätten - sie hatten gegen Bülows Rostocker 1:2 (0:2) verloren.

Schlecht gelaunt war hingegen 1860-Stürmer Sascha Mölders, der ja ein beliebter Aufstiegsheld der vergangenen Saison ist - die deutschen Meister von 1966 und die Regionalliga-Meister von 2018 hatten die Fans vor der Partie in einer aufwendigen Choreografie Seite an Seite präsentiert. Mölders klagte allerdings nicht in erster Linie über die Niederlage. Es war von mehreren Medien berichtet worden, dass er eine Klausel besitzt, wonach sich nach dem 20. Startelfeinsatz - und mithin nach der Rostock-Partie - sein Vertrag um eine weitere Saison verlängerte. Mölders ärgerte sich, dass dieser Umstand öffentlich geworden war. "Dazu will ich nichts sagen", erklärte der Angreifer, der in zwei Wochen 34 Jahre alt wird. "Jetzt habe ich überall gelesen, dass ich dankbar sein muss, dass ich noch ein Jahr Vertrag habe. Ich denke aber, dass das für den Verein auch ganz gut ist."

Auch der Verlauf der Partie hatte Mölders genervt. "Wir hatten sogar mehr Chancen als der Gegner", stellte er mit einigem Recht fest. "Schon in der ersten Halbzeit haben wir zwei, drei Dinger einfach unsauber zu Ende gespielt." Ganz im Gegensatz zu den Rostockern, die zwei Angriffe perfekt vollendeten: In der 4. Minute traf Pascal Breier mit einem Schuss aus spitzem Winkel, in der 42. Minute erhöhte Cebio Soukou nach einem Konter über Merveille Biankadi und Breier. Beim Ursprung des Konters hatte 1860-Trainer Daniel Bierofka allerdings einen regelwidrigen Einsatz gegen Daniel Wein gesehen. "Das ist einfach vorher ein Foulspiel", sagte er. "Heute ist einfach vieles gegen uns gelaufen."

Die zweite Hälfte eröffneten die 1860-Anhänger mit bengalischen Feuern und Rauchtöpfen in grün und (gelb-)gold, was nicht daran gelegen haben dürfte, dass weiße und blaue Rauchtöpfe ausverkauft gewesen wären: Grün und Gold sind die Farben des e.V. und werden gerne von den Gegnern des Investors Hasan Ismaik statt der gewohnten Farben benutzt. Nach dem wegen der Pyrotechnik verspäteten Anpfiff präsentierten sich die Löwen deutlich verbessert im Vergleich zur ersten Hälfte. "Wenn du 2:0 hinten liegst, musst du eh mehr machen", erklärte sich das Mölders, "und du gehst mit der Einstellung rein, dass du nichts mehr zu verlieren hast."

Diese Umstände führten zu einer Reihe von Tormöglichkeiten für 1860, von denen allerdings nur Mölders eine nutzte, in der 72. Minute nach einem Fehler von Rostocks Innenverteidiger Julian Riedel. Zuvor war Mölders an Hansa-Torwart Ioannis Gelios gescheitert (58.) und Philipp Steinhart an der Querlatte (70.). Dass 1860-Torwart Marco Hiller noch einen vom eingewechselten Herbert Paul verursachten Foulelfmeter von Breier parierte (78.), half nichts mehr - denn unerwarteterweise ebbte der Druck der Löwen nach dieser viel umjubelten Szene eher ab.

Nach dem 0:0 zwischen Carl Zeiss Jena und Eintracht Braunschweig, das am Sonntagnachmittag eine Stunde nach der Münchner Niederlage feststand, hat der TSV 1860 noch sieben Zähler Vorsprung auf die Abstiegsplätze. "Wir haben nie gesagt, dass wir nicht mehr nach unten schauen oder irgendwo raus sind", sagte Mölders, "am 34. Spieltag wollen wir es gesichert haben." Da die dritte Liga, im Gegensatz zur ersten und zweiten, 38. Spieltage hat, wäre das ein wahrlich luxuriöser Zustand. Zum Schmunzeln war ihm, als er auf seinen Versprecher hingewiesen wurde, allerdings nicht zumute.

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