TSV 1860 München:"Bei klaren Fakten spielt Geld keine Rolle"

TSV 1860 München

TSV-1860-München-Investor Hasan Ismaik verlässt die Geschäftsstelle des Vereins bei einem früheren Besuch in seinem Wagen.

(Foto: sampics)
  • Hasan Ismaik, Hauptanteilseigner des Zweitligisten TSV 1860 München, spricht in München über seine Pläne für die Zukunft des Vereins.
  • Die wichtigsten Themen sind aus seiner Sicht nicht die personellen Neubesetzungen im Team und Management.

Von Philipp Schneider

Hasan Ismaik hat ein Gespür für schöne Orte. Auch auf Reisen. Wenn er mal wieder in München weilt, dann empfängt er seine Gäste im rustikal-gemütlichen Löwenstüberl. Oder an den feinsten Adressen der Stadt. In der Lobby des Mandarin Oriental etwa, wo dann ein Barpianist gefühlvoll in die Tasten greift. Oder im Hotel Vier Jahreszeiten, wo er am Donnerstag in die sicher überaus beliebte König-Ludwig-Suite geladen hatte. Präziser: in das kleine Esszimmer der König-Ludwig-Suite.

Dort also saß der in München seit vergangenem Dezember vermisste Jordanier, der an diesem Freitag seinen 39. Geburtstag feiern wird, unter einem Lüster. Neben dem Millionär, der vor vier Jahren 60 Prozent der Anteile am Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München erworben hatte, stand auf einer kleinen Kommode eine Büste von Ludwig II., der ja als leidenschaftlicher Schlossbauherr und Märchenkönig in die Geschichte Bayerns einging. Und hinter ihm, an der Wand, hing eine Tapete mit Motiven und Szenen einer mittelalterlichen Schlacht. Er habe sich ja inzwischen mit den Vereinsvertretern getroffen, sagte Ismaik zu Beginn: "um vier wichtige Punkte zu besprechen".

Klare Sache, dachten also die Menschen, die zu Ismaik geeilt waren ins Esszimmer der König-Ludwig-Suite. Punkt eins: ein neuer Sportchef. Punkt zwei: ein neuer Mittelstürmer. Punkt drei: ein neuer offensiver Mittelfeldspieler, Punkt vier: ein Rechtsverteidiger. Doch weit gefehlt.

Eine sorgenfreie Saison sei "vollkommen okay"

Ismaik zog an einer Zigarre und sagte: "Das wichtigste Thema ist die Stadionsituation." Die Stadionsituation? Ein Löwenkäfig als Märchenschloss? Sicher, die Arena in Fröttmaning ist viel zu groß, viel zu teuer, und gehört blöderweise dem FC Bayern. Vertraglich ist 1860 auch so noch bis 2025 zum Spiel in der Arena verdammt. Ismaik hat es inzwischen wohl als das Fass ohne Boden erkannt, das es ist; ein kleines Eigentumsstadion wäre die bessere Investition. Im September will er wiederkommen und Oberbürgermeister Dieter Reiter treffen: "Wenn die Stadt kooperativ ist, geht es schnell", verspricht er, "wenn klare Fakten da sind, spielt Geld keine Rolle."

Punkt zwei sei "der Sport generell, der mehr unterstützt werden soll", fuhr Ismaik fort, das Budget für die Mannschaft wird aber nicht erhöht. Vom Aufstieg wollte er nicht länger sprechen, eine "sorgenfreie Saison", wie sie Trainer Torsten Fröhling angekündigt hat, sei "vollkommen okay", denn er wolle "erst die Basis" schaffen. "Punkt drei ist unser Ruf, das Bild nach außen, die Arbeit mit den Medien." Und Punkt vier: die Vereinsstruktur, die Zusammenarbeit zwischen Verein und KGaA. "Alles wird vermischt, die KGaA hat keinen eigenen Charakter. Der e.V. investiert zu viel Zeit in die KGaA." Aha.

Ulrich Bez rückt in den Beirat

Dies also war der Kern der Gespräche zwischen Hasan Ismaik und Übergangspräsident Siegfried Schneider, die schon am Vorabend getagt hatten. Erst auf Nachfrage plauderte der Jordanier dann fröhlich über jene Dinge, für die sich seine Besucher auch noch interessierten: Den seit der Beförderung des ehemaligen Beiratmitglieds Noor Basha zum Geschäftsführer Sport vakanten Sitz im Beirat wird auf Ismaiks Wunsch wohl tatsächlich Ulrich Bez übernehmen. Bez ist Vorsitzender des Aufsichtsrats beim britischen Automobilherstellers Aston Martin, der wiederum schon einmal Trikotsponsor war bei 1860. "Er kennt sich im Fußball gut aus, ist Deutscher und sehr professionell", sagte Ismaik. "Ich kenne ihn sehr gut."

Der unlängst vom Scout zum Übergangssportdirektor beförderte Necat Aygün soll weiterarbeiten, genau wie Trainer Torsten Fröhling. Die Suche nach einem Nachfolger von Gerhard Poschner "braucht Zeit", sagte Ismaik, der festgestellt hat: "Angestellte sind nicht verfügbar wie in anderen Geschäftszweigen." In Deutschland sei es "besonders schwierig, weil 90 Prozent der Leute im Fußball Deutsche sind. Du kannst nicht einfach jemanden von außen holen." Der von vielen Fans geforderte Meistertrainer Felix Magath, der gerne als Sportchef einsteigen würde, sei zwar ein "very good man", allerdings "not on the list" - nicht auf einer Liste möglicher Nachfolger von Poschner. Und dann wurde Ismaik nachdenklich. Es ging um die in Deutschland geltende 50+1-Regel, die den Einfluss von Investoren beschneidet. "Wer investiert 35 Millionen und das bei 50+1?" fragte er. "Es wäre nützlich für jedes Unternehmen in der Welt, wenn nicht jeder mitredet und seine Meinung sagt." Zum Zeitpunkt seines Anteilskaufs habe er von 50+1 nichts gewusst. "Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich über den Kauf nachgedacht. Aber jetzt ist es passiert."

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