TSV 1860 München:Kein Schuss aufs Tor

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Immerhin eine erfreuliche Personalie: Der 18-jährige US-Amerikaner Mansour Ouro-Tagba gab sein Debüt in der dritten Liga. (Foto: Ulrich Wagner/Imago)

Das 0:2 in Saarbrücken legt den Eindruck nahe, dass sich einige Spieler gedanklich schon in der Sommerpause befinden. Ob Wörl und Deichmann bleiben, ist offen - und ein 18-Jähriger darf sich beweisen.

Von Christoph Leischwitz

Kein Funktionär und kein Spieler wollte mehr über die Vorfälle sprechen, die unter der Woche öffentlich geworden waren. Drei Spieler des Fußball-Drittligisten TSV 1860 München waren abgemahnt worden, nachdem sie vor und zwischen Trainingseinheiten Alkohol konsumiert haben sollen. Und es ist nach dem 0:2 der Löwen beim 1. FC Saarbrücken am Sonntagnachmittag auch müßig zu fragen, ob dieser Vorfall nun ein Teilgrund für die Leistung war oder ob sich ein Großteil der Mannschaft nicht sowieso schon gedanklich in der Sommerpause befindet.

Bei dieser Drittliga-Partie gegen den zweifellos viel motivierteren Aufstiegskandidaten standen nur drei Spieler in der Startelf, deren Vertrag Ende Juni ausläuft. Einer davon war Kapitän Stefan Lex, der seine Karriere beenden wird und bei der 0:2-Niederlage überhaupt erst zum vierten Mal in dieser Saison über 90 Minuten spielte. Da ist zweitens Youngster Marius Wörl, mit dem laut Geschäftsführer Günther Gorenzel "intensive Gespräche" laufen, und drittens Yannick Deichmann, einer der Leistungsträger der vergangenen beiden Jahre. Auch der hörte sich später bei Magentasport nicht so an, als ob er unbedingt in München bleiben wollte: Es gehe erst einmal darum, zum Saisonende hin noch einmal "für positive Schlagzeilen zu sorgen und nicht negative". Die Saison habe man sich insgesamt ja ein bisschen anders vorgestellt. Die jüngere Vergangenheit tut offenbar so weh, dass kein Nerv frei ist, um über die Zukunft zu sprechen.

Viele, wenn nicht alle bei 1860 München, würden schon jetzt gerne einen Haken hinter diese Spielzeit machen. Doch am Sonntag standen wiederum nur wenige auf dem Platz, die sich jetzt noch unbedingt ins Schaufenster stellen müssten. Heraus kam eine Alibi-Leistung, mit der man sich nichts allzu Böses nachsagen lassen muss, die aber auch Herz und Seele vermissen ließ. Defensiv ging sie sogar in Ordnung, sieht man mal vom kollektiven Versagen vor dem Treffer von Julian Günther-Schmidt ab (24.), der ein Turban-Tor köpfelte - die Verletzung hatte er sich nach zwei Minuten im Zweikampf mit Phillipp Steinhart zugezogen, der ausgewechselt werden musste.

Nach dem 2:0 durch Marcel Gaus (34.) war das Spiel schon entschieden, weil die Löwen offensiv erschreckend schwach blieben. "Wir haben nicht mal einen Schuss aufs Tor gebracht", kritisierte Sechzigs Trainer Maurizio Jacobacci. Die erste Chance aus dem Spiel heraus hatte der für den angeschlagenen Niklas Lang eingewechselte Semi Belkahia in der 87. Minute. Belkahia ist Abwehrspieler, sein Vertrag läuft aus.

Immerhin eine erfreuliche Personalie gab es: Der 18-jährige US-Amerikaner Mansour Ouro-Tagba hatte sich über seine Leistungen in der U19 sein Debüt in der dritten Liga erspielt. Ouro-Tagba zog als Linksaußen Zweikämpfe an, er belebte das Offensivspiel - zumal in Marcel Bär der eigentlich gesetzte Angreifer, in Joseph Boyamba ein Kreativspieler und in Raphael Holzhauser ein erfahrener Kicker fehlten. Die drei fehlten ohne Angaben von Verletzungen und standen nicht einmal im Kader. "Es hat mich sehr gefreut, dass ich mitgenommen wurde", sagte hingegen Ouro-Tagba. Seine Einwechslung nach der Pause ist auch ein Zeichen für die Hoffnung, dass er in Zukunft vorangehen kann.

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