TSV 1860: Hasan Ismaik:"Mich reizt das ganze Paket"

Hasan Ismaik, 34, über die Gründe, warum er als erster Araber in einen deutschen Fußballklub investieren will, was 1860 für ihn bedeutet und wie viel Geld für ihn 33 Millionen Euro sind.

Interview: A. Burkert und G. Kleffmann

Hasan Ismaik, 34, Geschäftsmann mit Hauptwohnsitz in Abu Dhabi, steht in konkreten Verhandlungen mit dem von der Insolvenz bedrohten Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München. Mehr als 30 Millionen Euro möchte er bis 2014 investieren, damit die Löwen in die erste Liga zurückkehren. Ismaik, gebürtiger Jordanier und Vater von drei Töchtern, ist durch Öl- und Immobiliengeschäfte reich geworden und Vorsitzender seiner Firmengruppe H.A.M. Diese Initialen zieren auch sein Hemd, als er in einem Münchner Hotel gut gelaunt Auskunft gibt über sich und seinen Investmentplan.

TSV 1860 München - Energie Cottbus

Hasan Ismaik (r.) aus Jordanien beim 4:0 gegen Energie Cottbus am Samstag neben 1860-Präsident Dieter Schneider.

(Foto: dpa)

SZ: Herr Ismaik, Sie haben am Samstag beim Löwen-Heimspiel ein 4:0 gegen Cottbus beklatscht. Wie war das?

Hasan Ismaik: Großartig! Mir hat alles gefallen. Vor allem, dass wir so gut gespielt und gesiegt haben. Ich wurde herzlich empfangen, das war beeindruckend.

SZ: Sie sagten am Samstag, Sie liebten das Stadion. Ist davon auszugehen, dass Sie den Arena-Mietvertrag mit dem FCBayern bis 2025 erfüllen würden?

Is maik: Das stimmt, die Arena ist einer der Hauptgründe für mein Interesse, sie gefällt mir sehr gut. Ich will alle Verträge mit dem FC Bayern respektieren und erfüllen, und ich habe auch nicht die Absicht, jetzt ein eigenes Stadion zu bauen, auch nicht in absehbarer Zeit. Vielleicht später einmal, aber das ist jetzt nicht mein primäres Ziel. Eine Bitte habe ich aber: Die Fans, die nicht so oft ins Stadion kommen, mögen uns bitte wieder unterstützen. Ohne Hilfe geht es nicht. 1860 muss wieder eine Familie werden.

SZ: Warum möchten Sie in einen deutschen Klub investieren?

Ismaik: Deutschland ist eines der wichtigsten Länder in Europa. Ich betrachte das nicht als eine Investition in eine Mannschaft, sondern es ist für mich auch eine Investition in einem wichtigen Wirtschaftsland. Viele bei mir daheim haben mich gefragt, warum ich das bei 1860 machen will. Aufgrund der 50+1-Regel in Deutschland darf man ja nur 49 Prozent der Klubanteile erwerben. Ich weiß, dass ich nicht alleine alle Entscheidungen treffen kann. Aber das ganze Paket reizt mich: ein Traditionsverein, das Stadion, die Chancen. Und ich möchte in Deutschland investieren, Kontakte knüpfen, und da Fußball eine meiner Leidenschaften ist, fügt sich alles bestens zusammen.

SZ: Warum ausgerechnet 1860?

Ismaik: 1860 hat eine große Tradition, viele Fans und eine sehr gute Jugendarbeit. Mir würde ein Engagement bei 1860 wirtschaftlich und sportlich sehr viel Spaß machen. Ich glaube aber, man muss wohl einiges ändern; vieles müsste professioneller gemacht werden.

SZ: 1860 ist ohnehin ein ergrauter Traditionsklub. Stört Sie das nicht?

Ismaik: Dafür hat 1860 viel Spielraum nach oben! Bei anderen Vereinen, nehmen wir den FC Bayern oder Real Madrid, kann man nicht mehr viel erreichen. Und ich mag die Stadt sehr gerne, ich wollte schon immer etwas Geschäftliches aufbauen, das mich an München bindet. Ich habe mir in den letzten Monaten mehrere Klubs angeschaut, den AS Rom in Italien, Klubs in England. Dass es in Deutschland klappen könnte, hätte ich nicht gedacht. Aber 1860 hat mich emotional gleich ganz anders bewegt. Mir gefällt sehr, dass 1860 ein Arbeiterverein ist. Ich arbeite, seit ich 16 bin, auch hart und habe mich hochgearbeitet. Ich fühle mich mehr zu dieser Schicht zugehörig.

SZ: Wie denken Ihre Landsleute und Geschäftspartner über Ihre Idee?

Ismaik: Die freuen sich sehr, die Araber sind fußballverrückt. Aber manche haben mich auch gewarnt wegen der 50+1-Regel und gesagt, ich solle mich doch in anderen Ländern umschauen. Ich glaube aber, dass man zusammen mit dem Verein Großes erreichen kann, ob mit 49 oder 51 Prozent.

SZ: Diese Regel soll davor schützen, dass die Klubs zum Spielball des Geldgebers werden. Das klingt sinnvoll, oder?

Ismaik: Nun, wenn jemand persönlich Anteile besitzt, hat er doch ein viel stärkeres Interesse, dass es dem Verein gut geht und er gut geführt wird, sportlich wie wirtschaftlich. Es geht dann wirklich nur um das Beste für den Klub.

"Die Investition ist für mich nicht groß"

SZ: Wie sieht Ihre Strategie aus?

Ismaik: Ich möchte den Verein nach oben bringen. Das Wichtigste ist, in die Bundesliga aufzusteigen. Wir wollen nicht von der Champions League reden, aber vielleicht spielen wir doch mal in fünf oder zehn Jahren international. Ich würde den Klub jedenfalls gerne auch global vermarkten, denn 1860 ist eine Marke. Die negativen Schlagzeilen zuletzt wegen der Gehälter, das soll es nicht mehr geben. Und auch der Verkauf von Talenten muss aufhören.

SZ: Die arabischen Investoren bei englischen Klubs werden ahnen, dass sie ihr Geld nicht wiedersehen. Was wird aus Ihrem Geld, Sie sind auch Geschäftsmann?

Ismaik: Das schreckt mich nicht ab, und man kann diese Summen auch nicht vergleichen. Ich investiere ein Zehntel oder weniger davon. Dafür könnte der Verein 1860 an Wert gewinnen. Aber natürlich weiß ich, dass Erfolg im Fußball nur begrenzt planbar ist.

SZ: Wie würden Sie Ihren Einstieg personell begleiten?

Ismaik: Präsident Schneider und Geschäftsführer Schäfer machen, seit sie im November anfingen, wirklich gute Arbeit. Aber natürlich würde ich jemanden installieren, der als verlängerter Arm in München arbeitet, wirtschaftlich kompetent ist, meine Seite vertritt und eng mit dem Klub zusammenarbeitet. Er muss aber auch Ahnung vom Fußball haben. Ich habe schon jemanden im Kopf, einen Deutschen, sie werden den Namen kennen. Aber den können wir erst verkünden, wenn bald alles unterschrieben ist.

SZ: Sie klingen insgesamt so, als sei Ihr Einstieg bereits sicher.

Ismaik: Ja, von meiner Seite wird jedenfalls nichts Negatives auftauchen, sollten alle Zahlen stimmen, die ich in der vergangenen Woche vom Verein bekommen habe. Ich kann sagen: Auf das Grobe habe ich mich mit dem Verein geeinigt. Natürlich muss die DFL alles absegnen, dann steht nichts mehr im Wege.

SZ: Wie sieht es mit dem teilweisen Verzicht der Gläubiger aus, es geht um Altschulden von 14 Millionen Euro?

Ismaik: Das ist eine meiner Hauptforderungen: Ich würde auf keinen Fall einsteigen, wenn dieser Teilverzicht von etwa 60 Prozent, der ja auch den Banken zugesagt war, nicht zustande käme. Aber wenn sie jetzt nicht mitmachen, nur weil ein Araber mit Geld kommt, verlieren sie halt alles. Der Verein hat aber bereits ein Feedback eingeholt, und die Gläubiger sind bereit, zu reden und 1860 zu helfen.

SZ: Ihr Investment wäre das erste arabische im deutschen Fußball.

Ismaik: Das spielt für mich keine Rolle. Aber natürlich wäre es schön, wenn mich später andere ausländische Investoren als Beispiel nehmen und sehen, dass Deutschland kein so gefährliches Land ist für Fußball-Investoren. Wenn sich Deutschland öffnet, könnte das doch sehr gut für den Fußball hier sein. Mit meinem Einstieg würden die Medien im Mittleren Osten über 1860 berichten und damit auch mehr über die Bundesliga.

SZ: Mit Verlaub, wie viel Geld ist das für Sie, etwa 33 Millionen Euro bis 2014?

Ismaik: Diese Investition ist, zugegeben, nicht enorm groß für mich - aber die Bedeutung ist für mich enorm groß. Natürlich möchte ich kein Geld verlieren, und irgendwann muss der Verein alleine funktionieren. Er darf nicht immer von Geldgebern abhängig sein. Jetzt will ich erstmal eine gewisse Dynamik schaffen.

SZ: Und wann kommen Sie wieder?

Ismaik: Spätestens zum Spiel in zwei Wochen, vielleicht ist dann alles fix. Ich würde mich sehr freuen. Die Verträge werden schon vorbereitet, aber sie müssen noch juristisch ausgefeilt werden.

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