Regionalliga Bayern:Bitterer Beigeschmack

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Schmerzhafter Abgang: Timo Gebhart wird von Sascha Mölders und einem Betreuer getragen.

(Foto: Sven Leifer/imago/foto2press)

Der TSV 1860 München gibt beim 0:0 gegen den FC Ingolstadt II erstmals Punkte im eigenen Stadion ab - Timo Gebhart verletzt sich früh und fällt wochenlang aus.

Von Johannes Kirchmeier

Es war eine feine Anweisung an die Mitmenschen, die sich die Ultra-Gruppierung "Münchner Löwen" überlegt hatte vor dem Regionalliga-Spiel ihres TSV 1860 München gegen den FC Ingolstadt II. "Alle mit Schal", hatte sie gefordert. Alle Fans sollten also einen Schal ins Grünwalder Stadion mitnehmen. Eine feine Anweisung, bei Außentemperaturen von 14 Grad. Wenngleich die Gruppierung anderes bezwecken wollte. "Tragt Eure Schals mit Stolz und reckt sie 'gen Himmel beim Einlauf der Mannschaften", forderte sie. Es war tatsächlich eine ansehnliche Choreografie kurz vor dem Spielstart, die die Löwen-Anhänger dann boten.

Es war allerdings auch eine Choreografie, die am Ende in den Hintergrund rückte. Denn dieser Freitagabend bekam einen bitteren Beigeschmack. Der TSV 1860 ist zwar nach dem 0:0 weiterhin Tabellenführer in der vierten Liga. Doch am Ende stehen der erste Punktverlust des TSV 1860 daheim nach der Rückkehr ins Grünwalder Stadion - und die Verletzung von Spielmacher Timo Gebhart.

Zum mit 12 500 Zuschauern ausverkauften Spiel gegen den FCI II war das Team von Daniel Bierofka ja ohnehin mit gemischten Gefühlen angetreten. Einerseits hatten die Sechziger alle vier Liga-Heimspiele zuvor gewonnen. Im Grunde war die Frage jedes Mal nur, wie oft die Stadionnachbarn in Giesing von den inbrünstigen Torschreien von ihrem Sofa hochschrecken sollten. Andererseits patzten die Löwen vor einer Woche beim SV Seligenporten, spielten nur 0:0 beim damaligen Tabellenletzten. "Konsequenter vor dem Tor" wollte Bierofka den TSV sehen. Er bilanzierte nach dem zweiten 0:0 jedoch genervt: "Momentan schaffen wir es nicht, den Ball über die Linie zu drücken."

Nachdem die beiden Talente Lino Tempelmann (nach Freiburg) und Kilian Jakob (Augsburg) kurz vor dem Ende der Transferphase noch in die Bundesliga wechselten, ließ Bierofka sein Team in neuem System, im 3-5-2, auflaufen. Der Schritt sollte sich zunächst positiv auswirken. Sechzig bestimmte die Partie, nur die geforderte Konsequenz fehlte. Markus Ziereis versuchte einen Ball vors Tor zu kriegen, doch er passte nicht zu Sturmpartner Sascha Mölders, sondern zu FCI-Torwart Fabijan Buntic (4.). Kurz darauf schoss Gebhart übers Tor (9.). Anders als bei seinem schwachen Auftritt in Seligenporten schaffte er es aber, das Spiel zu leiten. Er dribbelte so leichtfüßig durchs Mittelfeld wie einst vor zehn Jahren in der Fröttmaninger Arena, als ihn die Anhänger als eines der größten Versprechen im deutschen Fußball sahen. Keiner konnte ihn stoppen. Damals nicht, und eben auch am Freitagabend nicht.

Bis dann sein linker Fuß im Rasen hängen blieb. Und Gebhart nicht mehr aufstand in der 17. Minute. Die Fans schrien seinen Namen, als wollten sie ihm helfen. Erst versuchte ihr Held vom Feld zu humpeln, dann wurde er von Betreuern heruntergetragen - Verdacht auf Muskelbündelriss oder Sehnenabriss im linken Oberschenkel. Das bestätigte zwar die schlimmsten Befürchtungen eines Kreuzbandrisses nicht. Die Löwen trifft der voraussichtlich wochenlange Ausfall im Aufstiegsrennen dennoch. Einen Tag nach dem Transferende können sie als Ersatz nur vertragslose Spieler holen. Das könnte die Verhandlungen mit Daniel Adlung, der bis Ende Juni beim TSV 1860 angestellt war, beschleunigen. Den will der Verein schon seit Längerem von der Weiterbeschäftigung überzeugen. "Wir müssen schauen, dass wir Timo in der Zeit, in der er verletzt ist, so gut wie möglich ersetzen", sagte Bierofka.

Am Freitagabend mussten es die verfügbaren Spieler richten, die Gebhart noch in der Kabine versprachen, für ihn gewinnen zu wollen. Doch ohne ihn taten sich die Sechziger überraschend schwer gegen die stark verteidigenden Ingolstädter. Ziereis scheiterte im Nachschuss (30.), bevor der FCI II fast durch einen Kopfball von Marcel Schiller in Führung ging. Auf der Gegenseite köpfelte dann Sascha Mölders drüber (45.). Nach der Pause versuchte sich wieder Ziereis erfolglos mit einem Dribbling; Buntic schnappte ihm den Ball weg (46.). Und weil Aaron Berzel seinen strammen Weitschuss knapp übers Tor setzte (53.), sollte eine spannende Schlussphase beginnen. Doch die einzige Chance in den letzten 20 Spielminuten hatte der Ingolstädter Ryoma Watanabe. Auch er schoss daneben (70.). Der TSV 1860 mühte sich, doch am Ende fehlte der verletzte Spielmacher zu sehr. "Wir sind immer noch Tabellenführer", sagte Bierofka nach dem Abpfiff. Genervt dreinblickend.

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