Süddeutsche Zeitung

Tschechien - Lettland:Am Rande einer Blamage

Lesezeit: 2 min

Es sollte nicht sein: Zur Pause lag der Außenseiter Lettland in Führung. Im zweiten Durchgang erhöhte Favorit Tschechien den Druck in der Offensive. Resultat - ein knappes 2:1.

Tschechien ist bei der Fußball-EM in Portugal in seinem Auftaktspiel nur mit Mühe einer Blamage entgangen. Der Mitfavorit kam im Auftaktspiel von Deutschlands Vorrunden-Gruppe D gegen den EM-Neuling Lettland vor 21.744 Zuschauern in Aveiro lediglich zu einem überaus glücklichen 2:1 (1:0)-Sieg.

Heinz verhindert Fehlstart

Marek Heinz hat Geheimfavorit Tschechien vor einem Fehlstart in die Fußball-Europameisterschaft bewahrt. Der eingewechselte Stürmer von Banik Ostrava erzielte am Dienstagabend vor 21.744 Zuschauern im Estádio Municipal in Aveiro fünf Minuten vor dem Spielende das 2:1 gegen EM-Debütant Lettland, der durch Maris Verpakovskis in Führung gegangen war (45.+1) und mit einer forschen Premiere auf großer Fußballbühne ein deutliches Warnsignal an den nächsten Gruppengegner Deutschland geschickt hat. Milan Baros vom FC Liverpool hatte den Ausgleich (73.) für die Tschechen erzielt, die ungeschlagen durch die Qualifikation zur EURO marschiert waren.

Lettland ist am Samstag in Porto der nächste Gegner der Deutschen in der Gruppe D. Und die DFB-Späher Ulli Stielike und Jörg Daniel im Stadion von Aveiro staunten nicht schlecht über die EM-Neulinge, die sich nicht nur aufs Tore verhindern verlegten. Wie schon in der Relegation gegen den WM-Dritten Türkei verhielt sich die Mannschaft von Trainer Aleksandrs Starkovs taktisch diszipliniert.

Während die technisch versierten Tschechen lange Zeit vergeblich das Abwehrbollwerk der Balten zu durchbrechen versuchten, lauerten die Letten auf gefährliche Konter.

Nedved als Antreiber

Tschechiens Kapitän Pavel Nedved, 2003 Fußballer des Jahres in Europa, kurbelte zwar unermüdlich das Angriffsspiel des Teams von Trainer Karel Brückner an, doch auf präzise Flanken wartete der lange Dortmunder Jan Koller im Sturmzentrum vergeblich, und auch im Abschluss fehlte es den Tschechen an Genauigkeit. Einen 20-m-Schuss des Dortmunders Tomas Rosicky wehrte Lettlands Torhüter Aleksandrs Kolinko ab (21.). Als Karel Poborsky aus halbrechter Position abzog, streifte der Ball knapp über die Querlatte (24.).

Mit zunehmender Spielzeit rannten sich die Tschechen an der dicht gestaffelten Abwehr des Außenseiters fest. Aus einer solchen Situation entstand auch das 1:0 für Lettland. Baros vertändelte den Ball am gegnerischen Strafraum, der schnelle Andrejs Prohorenkovs ließ auf der linken Seite Rene Bolf stehen, und Verpakovskis hatte keine Mühe, die Eingabe seines Mitspielers zu verwerten.

Eine Aktie am ersten EM-Tor der Letten hatte auch HSV-Verteidiger Tomas Ujfalusi, der sich gegen den gefährlichsten Stürmer der Letten einen eklatanten Stellungsfehler leistete. Verpakovskis hatte schon in der Qualifikation zur EURO sechs Tore erzielt.

In der zweiten Halbzeit warf die tschechische "Europa-Auswahl" alles nach vorn, um einen Fehlstart in die EM zu vermeiden. Zunächst vergaben Baros (64.), Koller (65.) und Nedved (70.), doch nach einer Traumflanke von Rekordnationalspieler Poborsky, der auf der rechten Seite zwei Gegenspieler ausgetanzt hatte, machte Baros seinen Fehler vor dem Gegentor wieder wett und erzielte den Ausgleich (73.). Der eingewechselte Heinz, der früher in der Bundesliga für den HSV stürmte, nutzte die drückende Überlegenheit der Tschechen schließlich zum Siegtor (85.).

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.883354
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sid
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.