Triathlon:Deutsche Doppelspitze

Normann Stadler konnte sein Glück nicht fassen, Nina Kraft war sogar zu müde zum Feiern: Mit einem sensationellen Doppel-Triumph bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii haben die beiden Athleten für den größten deutschen Erfolg in der Geschichte des Ausdauersports gesorgt.

"Von diesem Sieg habe ich 17 Jahre geträumt", jubilierte der Mannheimer Stadler am Samstag nach dem knochenharten Rennen über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen. Der 31-Jährige trug sich sieben Jahre nach Thomas Hellriegel (Bruchsal) erst als zweiter Deutscher in die Siegerliste des Kult-Ironmans ein. "Jetzt hat es wirklich geklappt, Wahnsinn", stimmte Kraft (Braunschweig) mit ein, die als erste deutsche Frau überhaupt gewann. Beide kassierten für ihren Sieg je 100.000 US- Dollar.

Im Ziel von Kona nach 8:33:29 Stunden und einem höllischem Kampf gegen die Hitze und den heftigen "Mumuku"-Wind betrug Stadlers Vorsprung auf den Vorjahressieger Peter Reid (Kanada) beim ersten Doppelerfolg einer Nation seit neun Jahren satte 10:11 Minuten. Das hervorragende Abschneiden der deutschen Eisenmänner komplettierten der Münchner Faris Al-Sultan (8:45:14) als Dritter, Alexander Taubert (Mannheim/8:48:35) als Vierter bei seinem 14. Start sowie der achtplatzierte Timo Bracht (Eberbach/9:03:11).

Ex-Radprofi Kai Hundertmarck (Eppstein) kam bei seinem Hawaii-Debüt auf den beachtlichen 16. Rang (9:19:38). Bei den Frauen belegte die Urbacherin Tina Walter (Urbach/10:11:02) zudem den zehnten Platz.

Seinen internationalen Durchbruch hatte Stadler mit dem Duathlon-WM-Titel vor zehn Jahren gefeiert. 2000 und 2001 gewann er den Ironman Australia, als bislang beste Hawaii-Platzierung schlug der dritte Platz vor vier Jahren zu Buche. Der Mannheimer hatte bereits vor dem Start am Samstagmorgen um 6.45 Uhr (Ortszeit) eine Vorahnung: "Als ich wach wurde, wusste ich, das wird ein guter Tag." Es wurde sogar ein historischer Tag. "Diesen Sieg kann mir keiner mehr nehmen.

Jetzt ist mein Name in der Liste der ganz Großen", meinte Stadler, "ich bin fassungslos." Den Grundstein für seinen Triumphzug durch die glutheißen Lava- Felder Hawaiis legte er auf der Radstrecke, nachdem der 31-Jährige als 55. aus dem Wasser gekommen war. "Man hat ja immer gesagt, ein Radfahrer kann Hawaii nicht gewinnen, aber ich hab's getan. Meine Taktik ist aufgegangen", strahlte Stadler.

Nach 50 km setzte er sich an die Spitze und unterbot in 4:37:58 Stunden über die insgesamt 180 mörderischen Kilometer sogar Ex-Radprofi Hundertmarck um neuneinhalb Minuten. Den Vorsprung von rund zehn Minuten konnte er auf dem abschließenden Teilstück trotz muskulärer Probleme verteidigen.

Lohn für den Verzicht

Überglücklich war auch Nina Kraft. "Das ist der Lohn für die ganze Arbeit und den Verzicht", freute sich die 35-Jährige. Nach einem zweiten Rang und zwei dritten Plätzen verwies die Braunschweigerin in 9:33:25 Stunden die bereits vier Mal siegreiche Schweizerin Natascha Badmann (9:50:04) souverän auf den zweiten Platz. Dritte wurde die Kanadierin Heather Fuhr (9:56:21). "Das ich mit so einem Vorsprung gewinne, hätte ich nie gedacht", so die Siegerin.

Beim ihrem "einsamen Rennen" war Kraft an die körperlichen Grenzen gegangen - auf der Radstrecke mit der zweitbesten Zeit und beim abschließenden Laufen. "Ich hatte meinen defekten Pulsmesser nach dem Schwimmen abgemacht und bin daher nach Gefühl gefahren. Beim Laufen musste ich dann dem hohen Tempo auf dem Rad etwas Tribut zollen", erklärte sie nach dem "härtesten Rennen meiner Karriere".

Vorbereitet hatte sich Kraft, die sich im Sommer mit ihren zweiten Sieg beim Ironman Frankfurt in Serie eingestimmt hatte, bei ähnlichen klimatischen Bedingungen auf Lanzarote. Doch auf Hawaii kamen sogar während des Wettkampfs Zweifel in ihr auf.

"Manchmal hab ich mich gefragt, was ich hier eigentlich mache und ob ich auf hören soll oder nicht. Aber als Führende hätte das wohl einen komischen Eindruck hinterlassen", sagte sie mit einem Augenzwinkern. Selbst zur Feier auf der traditionellen Party im Zielraum war sie allerdings "zu müde".

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