Von den drei, vier Spielern, die Barça im Sommer hätte verpflichten wollen, hätten drei die fragile Verteidigung stärken sollen. Mehr als nur eine Renovierung - eine wahre Revolution war angesagt. Um die Finanzierung zu garantieren, sollten - glaubt man den lokalen Medien - vier Spieler verkauft werden: Victor Valdés, Dani Alves, Alex Song und Alexis Sánchez.
Im Verständnis der Katalanen ist Kaufen aber höchstens die zweitbeste Option. Bei Barça geht man traditionell davon aus, dass die hauseigene, weltweit gefeierte Nachwuchsakademie La Masia spielerische Brillanz in ausreichender Fülle hervorbringt. Das goldene Barcelona mit Pep Guardiola, 2008 bis 2012, bestand zu einem stattlichen Teil aus Spielern aus dem eigenen Nachwuchs.
Schule, Sport und Tiki-taka
Die Akademie ist Stolz und Modell, sie kombiniert Schule und Sport, sie impft den jungen und sehr jungen Fußballern Spielkultur und Werte des Vereins ein - die DNA von Barça, wie es dann immer etwas selbstgefällig heißt. Das Tiki-taka, dieses schnelle Kurzpassspiel, lernen die Kinder in jedem Training - darunter auch Kinder aus Südkorea, aus Japan oder Amerika. So wurden sie früher schon alle groß, auch Lionel Messi, der bereits mit 14 Jahren aus Argentinien kam.
Solche Transfers von Frühreifen sind der Grund der Fifa-Sanktion. Während aus der Bundesliga Lob für das Urteil zu vernehmen war - DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig findet es "richtig, dass die Fifa den Auswüchsen, dass schon Spieler unter 18 international transferiert werden, entgegentritt" -, beklagte Barcelona das Urteil. "Unsere Ausbildung von Nachwuchsfußballern ist weltweit ein Vorbild", sagte ein Sprecher, das Fifa-Reglement stelle das Modell infrage; einen Messi hätte es nach den jetzigen Stauten nie gegeben.
Dabei ist es schon eine ganze Weile her, seit La Masia einen ganz Großen für den Profi-Kader hervorgebracht hat. Die bisher letzten Haustalente waren der Stürmer Pedro und der brillante Sechser Sergio Busquets - vor sechs Jahren.
Und mehr noch: Der Verein hat jüngst zum Verdruss vieler Anhänger ausgerechnet jenen jungen Mann aus dem eigenen Nachwuchs nach München verkauft, der von allen Akteuren im Mittelfeld am meisten Potenzial hatte, der sogar das Hirn der ersten Mannschaft, Regisseur Xavi, einmal hätte ersetzen können: Thiago Alcántara. Verkaufen, kaufen, transferieren: Die Katalanen stellten sich dabei denkbar schlecht an zuletzt - wenn sie nicht gar illegal handelten.
Zunächst war da der Fall des Brasilianers Neymar, der viel mehr Geld gekostet hat, als man aus Steuergründen auswies. Und nun trifft die Affäre um den minderjährigen Nachwuchs den Verein im Herzen seiner Philosophie. Dort, wo die nächste goldene Generation heranwachsen soll.