Transfers von Hummels und Sanches:Die Bayern interessiert nur noch Europa

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Macht die Bayern voraussichtlich noch stärker: Renato Sanches.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Mehr als 70 Millionen Ablöse am Super Tuesday: Der Gewinn der Champions League ist der einzige Maßstab, den die Münchner noch anlegen.

Kommentar von Benedikt Warmbrunn

Noch ist nicht überliefert, was Saúl Ñíguez über diesen Transfertag des FC Bayern denkt. Dabei sind diese Transfers ja auch eine Nachricht an ihn, kein Fußballer auf diesem Planeten wird durch die Wechsel von Renato Sanches und Mats Hummels nach München so sehr angesprochen wie der Mittelfeldspieler von Atlético Madrid. Um ihn geht es bei diesen Transfers, um Saúl Ñíguez und sein Tor nach einem zehnsekündigen Dribbling durch die Münchner Hintermannschaft im Hinspiel des Halbfinales der Champions League, ungestört dribbelte er da an vier Spielern vorbei. Im Vorstand des FC Bayern erinnern sie sich noch gut an diese zehn Sekunden, diese haben letztlich den Unterschied gemacht zwischen einer sehr guten und einer sehr erfolgreichen Champions-League-Saison. Und zehn Sekunden wie diese, dafür steht dieser Transfer-Dienstag, soll es beim FC Bayern erst einmal nicht mehr geben.

Sollte einer wie Saúl Ñíguez noch einmal zu so einem Dribbling in der Münchner Spielfeldhälfte ansetzen, dann muss er ab der nächsten Saison an erst den bulligen Renato Sanches abschütteln, und sollte ihm das gelungen sein, dann wartet im Strafraum noch der breitschultrige Mats Hummels. Zehn Sekunden im Halbfinale der Champions League, das ist inzwischen die Grundlage, auf der der FC Bayern transferiert.

Diese mehr als 70 Millionen Euro an Ablöse investiert der FC Bayern nicht mehr, um all die Leverkusens, Schalkes und Wolfsburgs in der Bundesliga auf Distanz zu halten; auch dass Dortmund, der zurzeit hartnäckigste Verfolger, nun auf seinen Kapitän und Innenverteidiger Hummels verzichten muss, nehmen sie in München eher als netten Nebeneffekt mit. Die Bundesliga ist endgültig nicht mehr der Maßstab des Rekordmeisters, das war die Botschaft an diesem bajuwarischen Super Tuesday. Der Maßstab ist einzig die Champions League.

Auf jeder Position doppelt oder dreifach besetzt

2015 verpflichtete der FC Bayern die Flügelspieler Costa und Coman, weil sie im Klub analysiert hatten, dass ihnen in der Saison zuvor in der entscheidenden Phase der Champions League gute Flügelspieler gefehlt hatten. Die ersten Transfers 2016 stärken nun den zentralen Korridor, der in diesen zehn Sekunden im Hinspiel und auch vor dem Gegentor im Rückspiel gegen Atlético zu leicht für den Gegner zu passieren war. Diese Personalien sollen die diesjährigen Champions-League-Finalisten aus Madrid beeindrucken, den FC Barcelona und all die Engländer mit ihrem endlosen Geld.

Der FC Bayern hat in der nächsten Saison vielleicht nicht mehr diesen innovativen Pep Guardiola als Trainer, der zwischendurch mal Joshua Kimmich als international wettbewerbsfähigen Innenverteidiger erfindet. Aber er hat dann einen Kader, der außer im Tor und im Sturm auf jeder Position doppelt oder dreifach besetzt ist.

Dem Vernehmen nach tritt der FC Bayern trotz dieser Ausrichtung auf die Champions League übrigens auch weiterhin in der Bundesliga an.

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