Transfers in der Bundesliga:Die Liga macht hinten dicht

FC Schalke 04 v FC Ingolstadt 04 - Bundesliga

Für manche Bayern-Fans gewöhnungsbedürftig: Holger Badstuber im Schalke-Outfit.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Holger Badstuber, Mergim Mavraj, Dayot Upamecano: Auffällig viele Defensivspieler wechselten in der Transferperiode den Verein.
  • Der Trend zum Abwehrspieler-Zukauf zeigt sich in Leipzig, Schalke und beim HSV - aber auch bei größeren Vereinen wie dem BVB.
  • Die Bayern haben bereits für kommende Saison vorgesorgt.

Von Jonas Beckenkamp

Dass Holger Badstuber auch am vorigen Wochenende nicht Fußball gespielt hat, ist an sich keine große Nachricht, schließlich kommt das bei Holger Badstuber öfters mal vor. Dass er gegen Frankfurt zum zweiten Mal hintereinander auf der Bank des FC Schalke saß, überrascht dann allerdings doch: Badstuber ist ja so etwas wie der prominenteste Winterwechsler dieser Transferperiode. Vom FC Bayern auf Leihbasis nach Gelsenkirchen gewechselt, da kann man schon mal genauer hinschauen und dabei feststellen: An Badstuber lässt sich eine aktuelle Entwicklung in der Bundesliga ablesen.

In der abgelaufenen Kauf-Phase, im Fußballdeutsch gerne "Transferfenster" genannt, ging der Trend eindeutig zum Erwerb von Abwehrspielern. Zu dieser Spezies zählt Badstuber trotz bibeldicker Verletzungsakte weiterhin, er muss halt nur spielen. Wer anerkannten Schwärmern wie Pep Guardiola glaubt ("der beste Spieler, den ich je hatte"), könnte zu dem Schluss kommen, die Schalker hätten sich da ein Schnäppchen geangelt. Wer wiederum der Bild glaubt, kann die Sache auch so lesen: "Wann spielt eigentlich BANKstuber?"

Badstuber ist nicht der einzige Defensivmann, der in diesen Tagen den Verein gewechselt hat. Während in früheren Zeiten ligaweit gern vorne nachgebessert wurde, als hier mal ein De Bruyne und da ein mal Schürrle nach Wolfsburg einschwebte (oder diverse Firminos, Cissés sowie van Nistelrooys an andere Standorte), prägt den aktuellen Winterschlussverkauf eine hohe Nachfrage zum Thema "hinten dicht machen". So haben gleich mehrere Artverwandte von Badstuber im Januar eine neue Anstellung gefunden - um in ihren neuen Klubs gut in die Zweikämpfe zu kommen, wie das so schön heißt.

Am auffälligsten sind die Rochaden wieder mal beim Hamburger SV, wo ausgerechnet der Offensivliebhaber Markus Gisdol als erster HSV-Verantwortlicher seit Felix Magaths Tagen erkannt hat, dass Gegentore doof sind und Fachkräfte womöglich Abhilfe versprechen. Anstelle der wandelnden Gefahrenherde Johan Djourou, Cléber und Emir Spahic installierte die neue Klubführung nun Mergim Mavraj (aus Köln gekommen, dafür holte der FC wiederum Neven Subotic aus Dortmund) und Kyriakos Papadopoulos (aus Leipzig).

"Einen variablen Defensivspezialisten mit großem Kämpferherz" kündigte HSV-Sportdirektor Jens Todt an, als die Ausleihe des Griechen bekannt wurde - nach null Punkten aus den ersten beiden Rückrundenpartien muss man allerdings sagen: Gebracht hat's jetzt noch nicht so viel.

Leipzig setzt sich gegen schicke Adressen durch

Dennoch haben sie offenbar auch beim HSV gelernt, die Bundesliga-Tabelle zu lesen. Die Überraschungsteams aus Frankfurt, Hoffenheim, Berlin oder Köln haben sich ja auch deshalb tabellarisch weit vom HSV entfernt, weil sie auf kompakte, knorrige Defensivreihen setzen, die vermeintlich besser besetzten Teams den Spaß verderben.

Auch die so offensivbewegten Leipziger haben den Sinn einer hochkarätigen Abwehr längst erkannt, weshalb sie den 18-jährigen Franzosen Dayot Upamecano - in Frankreich schon als "Wunderkind" gehandelt - konzernintern von Red Bull Salzburg zum sogenannten Rasen Ball Leipzig umleiteten. Der auch von Manchester City umworbene Innenverteidiger kostete stattliche zehn Millionen Euro, aber die bleiben bei diesem Transfer ja in gewisser Weise in der Familie.

Wie umkämpft der Markt im Segment "Abwehrspieler" ist, zeigt auch eine Beobachtung von RB-Sportdirektor Ralf Rangnick: Auf der Pressekonferenz zur Verpflichtung des Neuen berichtete Rangnick von den "zähesten Verhandlungen", die er bisher erlebt habe. Während der Gespräche habe bei Upamecanos Berater im Minutentakt das Handy geklingelt - Vereine mit den schicksten Adressen scheiterten letztlich aber mit ihren Avancen.

Das zeigt, dass auch die europäischen Topklubs bei ihren Kaderplanungen die Abwehrmitte längst im Blick haben, wie etwa in Dortmund. Dort war Trainer Thomas Tuchel bereits im vergangenen Sommer bemüht, den Leverkusener Ömer Toprak zu bekommen, was einstweilen scheiterte, im kommenden Sommer aber offenbar nachgeholt werden soll. Er könne sich gut vorstellen, dass der BVB bei Toprak die Ablöseklausel bediene, hat Leverkusens Sportchef Rudi Völler gerade gesagt. Und auch der FC Bayern kennt natürlich den Wert dieser Position, obwohl er Badstuber eben erst nach Schalke ziehen ließ. Für die kommende Saison haben sich Münchner bereits die Dienste des jungen Hoffenheimers Niklas Süle gesichert.

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