Transfers im Fußball:Zu spät, zu klein, zu fies

Der Deadline-Day ist da und wieder einmal ist das Geschacher im Fußball groß. Dabei können Transfers auch richtig unangenehm ablaufen - Geschichten über Fax-Geräte, Lügen und böse Überraschungen.

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Marco Fabian

Eintracht Frankfurt v Hertha BSC - Bundesliga; Marco Fabian im Bundesligaspiel gegen Hertha BSC

Quelle: Bongarts/Getty Images

Es ist quasi eine Tradition in der Türkei, neu-ankommende Spieler direkt am Flughafen zu zelebrieren, bevor sie überhaupt erst beim Club richtig vorgestellt wurden. So ist es auch Marco Fabian vergangenes Wochenende passiert, der Frankfurt verlassen hatte, um sich Fenerbahce Istanbul anzuschließen. Kaum war er am Atatürk Flughafen in Istanbul gelandet, durfte er gleich mit einigen Fans und einem Fenerbahce Banner für ein Foto posen - alle schienen glücklich. Doch dann der Stimmungskiller: Fenerbahce sagte den Wechsel ab, weil Fabian durch den Medizincheck gefallen sei. Fabian teilte auf Twitter seinen Fans eine ganz andere Geschichte mit. Es habe schlicht kurzfristige Änderungen im Vertrag gegeben, den Fabian bei dem Club aus Istanbul unterschreiben sollte. Der wollte dann aber unten den neuen Konditionen nicht mehr. Auch Frankfurt Sportvorstand Fredi Bobic war nicht glücklich: "Das ist auf gut Deutsch gesagt eine Sauerei." Der Aussage konnten sich die Fans am Istanbuler Flughafen sicherlich anschließen.

(lwo)

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Max Meyer

Premier League - Watford v Crystal Palace

Quelle: REUTERS

Joshua Kimmich bestellt und Max Meyer bekommen. So sah es zumindest kurz bei Crystal Palace diesen Sommer aus, als Meyer von Schalke zu ihnen nach London wechselte. Der Verein meinte es gut und präsentierte seinen Anhängern, die den "Weltklasse"-Spieler (Berater Roger Wittmann hatte seinen Klienten bekanntlich so betitelt) Max Meyer noch nicht kannten, einen Artikel mit fünf Schlüsselmoment in der Karriere des Max Meyers. Nur war in diesem Artikel nicht Max Meyer abgebildet, sondern Joshua Kimmich. Nicht, dass Crystal Palace sich vergriffen hatte, eigentlich den Rechtsverteidiger aus München wollte und jetzt seine Spieler-Ware wieder umtauschen möchte. Aber Fehlalarm, Max Meyer war der gewünschte Spieler. Die IT-Abteilung hatte einfach das falsche Bild rausgesucht. Den Spott für dieses Malheur musste sich Crystal Palace trotzdem gefallen lassen.

(lwo)

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Eric Maxim Choupo-Moting

1. FC Nürnberg - Bayer Leverkusen

Quelle: dpa

Zu Verspätungen wegen technischen Problemen kommt es häufig bei öffentlichen Verkehrsmitteln. Das ist ärgerlich, aber meistens zu verkraften. Was Eric Maxim Choupo-Moting in der Winterpause 2011 passierte, brachte den Deutsch-Kameruner sicher mehr aus der Fassung. Ein Faxgerät verhunzte das Leihgeschäft vom Hamburger SV zum 1. FC Köln. Die Vorgeschichte war ein klassischer Wechsel-Hickhack. Erst wollten die Hamburger Choupo-Moting abgeben, dann behalten, dann ausleihen, um ihn später wieder zu haben. Als sich dann alle Parteien auf eine Ausleihe in die Domstadt bis Saisonende einig waren, fehlte nur die Meldung bei der Deutschen Fußball Liga (DFL). Um 18.13 Uhr trudelte die wichtigste Seite des Vertrags - die mit der Unterschrift - bei der DFL ein. 13 Minuten nach Fristende. Und das wegen technischer Probleme mit der Faxmaschine. Der Wechsel platzte. Choupo-Moting blieb in der Hansestadt.

(tbr)

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Adrien Silva

Southampton v Leicester City - Premier League

Quelle: Getty Images

Die Zeiten von Faxgeräten sind vorbei, da meint man Techniken geschaffen zu haben, mit denen Verspätungen nicht mehr vorkommen. Im Sommer 2017 war Leicester City mit der Entscheidung, Adrien Silva (Mitte) von Benfica Lissabon zu verpflichten, allerdings derart knapp dran, dass sie die entscheidenden Unterlagen 14 Sekunden zu spät einschickten. Silva ging trotzdem schon einmal nach England, allerdings durfte er seinen neuen Kollegen in den offiziellen Wettbewerben bis zum folgenden Januar nur zuschauen. Spielerisch geschadet hat es ihm wohl nicht. Kaum war die Zwangspause vorbei, lief Silva für den englischen Meister von 2016 auf. Mittlerweile ist er Stammspieler.

(lwo)

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Kevin Großkreutz

KFC Uerdingen 05 v SpVgg Unterhaching - 3. Liga; KFC Uerdingen 05 v SpVgg Unterhaching - 3. Liga
DUISBURG, GERMANY - JULY 29: Kevin Grosskreutz of Uerdingen is seen during the 3. Liga match between KFC Uerdingen 05 and SpVgg Unterhaching at schauinsland-

Quelle: Bongarts/Getty Images

Das Schicksal des langen Wartens teilte auch Kevin Großkreutz, nachdem er 2015 Dortmund verließ und sein neuer Verein Galatasaray seine Wechseldokumte zu spät bei der Fifa einreichte. Doch Großkreutz war nach seinen knapp vier Monaten Wartezeit in der Türkei schon nicht mehr glücklich. Das lag vor allem an der großen Entfernung zur Familie, die in Dortmund noch gleich neben an gewohnt hatten. Aus Istanbul wurde mittlerweile Uerdingen. Aus Champions League wurde die dritte deutsche Liga. Der Weltmeister von 2014 scheint trotzdem glücklich zu sein.

(lwo)

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Julio Rey

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Quelle: Quelle: Twitter

Eine besonders interessante Geschichte hat sich im Sommer 2015 um den spanischen Nachwuchskicker Julio Rey ereignet. Der 20-Jährige wollte eigentlich von Espanyol Barcelona zu Deportivo La Coruna wechseln - alles schien perfekt, der Medizincheck bestanden, der Kontrakt unterzeichnet. Einige Fans hatten jedoch tief in den Archiven gekramt und einen Tweet aus dem Jahr 2012 mitgebracht. Darin hatte Rey den Klub als "Scheiß Depor" beschimpft - zu viel für die stolzen Spanier. "Deportivo verlangt, dass seine Spieler für Fairness stehen, Respekt für den Gegner haben und eine positive Einstellung gegenüber dem Klub, dessen Farben und Werte vertreten", teilte der Verein mit. Das Ergebnis: Der Vertrag wurde wieder aufgelöst, obwohl Rey den Twitter-Eintrag gelöscht hatte.

(ebc)

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França

Training Hannover 96

Quelle: Stratenschulte/dpa

França sollte groß sein, kräftig, ein Hüne im gegnerischen Mittelfeld. So hatten sich die Macher von Hannover 96 das vorgestellt, als sie den Brasilianer im Winter 2013 von Coritiba FC verpflichteten. Das Problem: Als França in Deutschland aus dem Flieger stieg, war er gar nicht 1,90 Meter groß , kräftig und eine Hüne. Sondern maß nur 1,82 Meter. "Was soll ich sagen? Ich war überrascht", sagte der damalige 96-Coach Mirko Slomka verdutzt. Francas Berater hatten, um den Deal abzuschließen, einfach geflunkert. França machte schließlich kein einziges Spiel für Hannover 96. Sein Vertrag, der eigentlich bis 2016 gelten sollte, wurde alsbald wieder aufgelöst.

(ebc)

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Andreas Köpke

Köpke, Mayer-Vorfelder

Quelle: picture-alliance / dpa

Andreas Köpke stieg mit Eintracht Frankfurt 1996 aus der Bundesliga ab, ein neuer Arbeitgeber musste für den Nationaltorhüter her. Aus einem wurden drei. Erst unterschrieb er beim VfB Stuttgart, wurde bereits von Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder vorgestellt. Doch als frisch gebackener Europameister gab er kurz darauf seinen Wechsel zum FC Barcelona bekannt. Auch sein zweites Arbeitspapier war nicht geduldig: Die Katalanen ließen die Verpflichtung per Ausstiegsklausel prompt wieder platzen, weil die rechtliche Situation zwischen Köpke und den Stuttgartern unklar war. Barcelona schnappte sich Portugals Vitor Baia. Und Köpke wechselte am Ende nach einem Kompromiss zwischen dem VfB, seinem Ex-Verein Frankfurt und dem DFB für 600 000 Mark nach Frankreich, zu Olympique Marseille.

(jki)

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Arturo Vidal

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Quelle: Lluis Gene/AFP

Nach drei Jahren beim FC Bayern heurte Arturo Vidal nun beim FC Barcelona an. Dabei hätte der "Krieger" viel länger für die Münchener auflaufen können. 2011 waren sie stark an einer Verpflichtung interessiert, hatten sich per Handschlag mit dem Spieler und seinem Klub Bayer Leverkusen geeinigt. Kostenpunkt: knapp 20 Millionen Euro. Doch dann wechselte Vidal plötzlich zu Juventus Turin nach Italien, für deutlich weniger Geld. Die Bayern-Granden schäumten. "Dass Vidal nicht kam, bedauere ich überhaupt nicht", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge: "Solche Spieler möchte ich beim FC Bayern nicht haben." Auch Präsident Uli Hoeneß, schimpfte: "Da wurde ein Wort gebrochen." Beim Einkauf des Chilenen 2015 war dann wieder das ganze Hickhack vergessen. Man muss eben auch verzeihen können.

(ebc)

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Abédi Pelé

BORUSSIA DORTMUND - 1860 MÜNCHEN

Quelle: DPA

Im Herbst 1996 griff der TSV 1860 München beherzt auf dem Transfermarkt zu. Überraschend sicherten sich die Münchner den Ghanaer Abédi Pelé, Anfang der Neunziger Jahre bereits dreimal Afrikas Fußballer des Jahres. Der Legende nach wollte der jedoch gar nicht zum TSV. Pelé soll angeblich nicht gewusst haben, dass es in München zwei Bundesliga-Vereine gibt, freute sich über ein Angebot des FC Bayern. Das wollte der Mann mit dem berühmten brasilianischen Namensvetter nicht ausschlagen und sagte umgehend zu. In München scheint es ihm trotzdem gefallen zu haben. Er blieb zwei Jahre ein "Löwe".

(jki)

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Didi

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Quelle: imago Sportfoto

Dass Schwaben gründliche Menschen sind, stimmt häufig - aber nicht immer. Der VfB Stuttgart zum Beispiel verpflichtete 1999 einen brasilianischen Stürmer für 3,5 Millonen Mark, ohne sich voher richtig über seine Krankenakte informiert zu haben. Der Verein musste sich deshalb viel Hohn und Spott gefallen lassen, weil sich schnell herausstellte, dass Didi, so der Name des Kickers, kein Kreuzband mehr hatte. "Wir wurden getäuscht. Didi hat uns verschwiegen, dass sein Innenmeniskus und das vordere Kreuzband im linken Knie fast vollständig fehlen", erklärte der damalige VfB-Sportdirektor Karl-Heinz Förster. 39 Minuten spielte Didi am Ende für den VfB - das Ende seiner Karriere war das allerdings nicht. Trotz seiner Beschwerden lief er im Anschluss noch in der Schweiz, in Südkorea, in Brasilien und Mexiko auf. Die Stuttgarter verständigten sich mit dem FC Ituano São Paulo schließlich auf eine Art Gutschrift und holten Jahre später im Zuge des Didi-Missverständnisses den Brasilianer Elson an den Neckar. Dieser hatte zwar ein Kreuzband, aber glücklich war er auch nicht, er verschwand fast so schnell wieder aus Stuttgart wie davor sein Landsmann.

(schma)

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Sabin Ilie

Cottbuser Sabin Ilie vor Suspendierung

Quelle: picture-alliance / dpa

2001 kündigte Energie-Cottbus-Boss Dieter Krein stolz "einen Kracher" als Zugang an. Gemeint war der Rumäne Adrian Ilie. Der Stürmer gehörte bei der WM 1998 und der EM 2000 zu den Leistungsträgern der rumänischen Auswahl. Die Lausitzer hofften auf ein Leihgeschäft mit Ilies Verein, dem FC Valencia. Alles schien perfekt: Die Offensivkraft landete in Cottbus und kam gleich ins Mannschaftstraining des damaligen Trainers Eduard Geyer. Dort stellte der Rumäne sich allerdings als Sabin Ilie vor, nicht als Adrian. Vor den verdutzten Cottbuser Spielern stand der ein Jahr jüngere Bruder des vermeintlichen "Kracher-Transfers". Auch Sabin hatte beim FC Valencia einen Vertrag und war seinerzeit an National Bukarest ausgeliehen. Der jüngere Ilie-Bruder kam zwar nicht an die spielerischen Fähigkeiten von Adrian heran, überzeugte die Cottbuser im Training dennoch. Sie liehen den Stürmer für 400 000 D-Mark vom spanischen Erstligisten aus.

(tbr)

© sz.de/ebc/schma/tbri/jbe
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