Transfer-Bilanz:Lauter neue Lieblingsklubs

Lange schleppte sich das Sommer-Transferfenster ereignislos dahin, bis plötzlich die Millionen sprudelten: Kevin-Prince Boateng, Gareth Bale, Marko Arnautovic - sie alle haben neue Lieblingsklubs gefunden. Nur der Empfang für Patrick Helmes ist frostig. Die prägenden Wechsel des Transfer-Finals.

Von Johannes Knuth

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Transfer-Bilanz:Kevin-Prince Boateng

FC Schalke 04 v Bayer Leverkusen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Lange schleppte sich das Sommer-Transferfenster ereignislos dahin, bis plötzlich die Millionen sprudelten: Kevin-Prince Boateng, Gareth Bale, Marko Arnautovic - sie alle haben neue Lieblingsklubs gefunden. Nur der Empfang für Patrick Helmes ist frostig. Die prägenden Wechsel des Transfer-Finals.

Kevin-Prince Boateng: Kevin-Prince Boateng wechselt vom AC Mailand zu Schalke 04, dieser Transfer wirft einige Fragen auf. Zum Beispiel: Wie sollen die Gegner zukünftig die Spiele überleben, gegen ein Schalker Mittelfeld mit den überaus engagiert zu Werke schreitenden Boateng und Jermaine Jones? Oder: Wie war das nochmal mit Boatengs Lieblingsverein? Vor drei Wochen hatte Boateng ja gebeichtet, dass er seinem ehemaligen Arbeitgeber Borussia Dortmund emotional verbunden sei: "Ich gucke jedes Spiel, ich verfolge, ich gratuliere, ich bin mit Klopp immer noch in Kontakt. Es ist seit dieser Zeit mein Lieblingsverein." Zur Erinnerung: Dortmund und Schalke verbindet eine recht ausgeprägte Abneigung. Die Transferzeit hat bei Boateng offenbar einen Sinneswandel herbeigeführt. Bei seiner Vorstellung in Gelsenkirchen sagte er: "Mein neuer Lieblingsverein ist Schalke." Er lächelte nur kurz, als meinte er seine Worte wirklich ernst.

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Transfer-Bilanz:Kaká

Kaka arrives in Milan

Quelle: dpa

Kaká: Kaká wechselt von Real Madrid zum AC Mailand, um den abgewanderten Boateng zu ersetzen, so spielte sich das Transfer-Domino am Montagvormittag ab. Wobei das so eine Sache ist mit dem Ersetzen. Boateng vertrat ja lange die schillernde Abteilung seiner Branche: sportlich hochbegabt, mit Hang zu Eskapaden auf dem Platz. Kaká hat mit 23 Jahren seine Jugendliebe geheiratet, ist schüchtern und hätte wohl Medizin studiert, wenn das nichts geworden wäre mit dem Fußball. Mailands Trainer Massimiliano Allegri stellte dann auch Kakás fußballerische Fertigkeiten heraus ("Wird uns technisch sicher sehr weiterbringen"). Kaká selbst fokussierte sich auf seine sportliche Vergangenheit, von 2003 bis 2009 hatte der 31-Jährige für Milan gespielt. "Endlich wieder zu Hause", sagt er bei seiner Vorstellung. Keine Frage: Der AC Mailand war immer sein Lieblingsverein.

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Transfer-Bilanz:Mesut Özil

FILE: Arsenal Close In On Mesut Ozil Signing

Quelle: Bongarts/Getty Images

Mesut Özil: Mesut Özil bleibt bei Real Madrid, "das ist sicher", sagte Mesut Özil am vergangenen Mittwoch. Am Wochenende zeigte Özils Arbeitgeber, wie sicher Özils Arbeitsplatz in Madrid ist: Der 24-Jährige hockte gegen Athletic Bilbao 90 Minuten lang auf der Bank. Kurz darauf wechselte Gareth Bale für geschätzte 100 Millionen Euro von Tottenham nach Madrid. Özil flüchtete zu Arsenal London, und so wurde aus dem sichersten Nicht-Transfer des Jahres der zweitspektakulärste Sinneswandel nach Kevin-Prince Boateng: "Ich bin extrem glücklich, mich einem Verein der Klasse Arsenals anzuschließen", sagte Özil am Montag. Bei Viertligist Rot-Weiß Essen, Werder Bremen und Schalke 04 waren sie ebenfalls freudig gestimmt. Alle drei hatten Özil zwischen dessen 12. und 23. Lebensjahr ausgebildet, und weil Özil jetzt vor Ablauf seiner Vertragslaufzeit den Arbeitgeber wechselte, steht seinen ehemaligen Klubs jeweils eine Ausbildungsentschädigung zu - bei 50 Millionen Euro immerhin rund 800.000 Euro.

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Transfer-Bilanz:Eren Derdiyok

Eren Derdiyok

Quelle: dpa

Eren Derdiyok: Das größte Kunststück kurz vor Ende der Transferphase hat Eren Derdiyok vollbracht: Er wechselte von 1899 Hoffenheim zu Bayer Leverkusen, auf Leihbasis. Derdiyok war somit der einzige, der die sogenannte "Trainingsgruppe 2" verlassen durfte, das Sammelsurium schwer bezahlter und schwer zu vermittelnder Profis, die in Hoffenheim nicht mehr mit der ersten Mannschaft trainieren dürfen. Er sei "überglücklich", sagte Derdiyok, dass er in Leverkusen nun zumindest Stefan Kießling vertreten darf, dann fügte er an: "Ich weiß jetzt, was ich in Leverkusen hatte, und das will ich dem Verein zurückgeben." Leverkusen, das darf man wohl festhalten, ist also ab sofort Derdiyoks Lieblingsverein. Derdiyoks ehemalige Leidensgenossen wie der ehemalige Nationaltorwart Tim Wiese, Tobias Weis, Matthieu Delpierre und Edson Braafheid hatten weniger Glück. Aber das Winter-Transferfenster öffnet sich ja bald wieder.

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Transfer-Bilanz:Aristide Bancé

Burkina Faso's Bance celebrates scoring a penalty during their AFCON 2013 semi-final soccer match against Ghana in Nelspruit

Quelle: REUTERS

Aristide Bancé: Er werde erst mit den Medien sprechen, wenn er sein erstes Tor für den FC Augsburg erzielt habe, richtete Aristide Bancé vor knapp einem Jahr aus. Da hatte er sich gerade den Augsburgern angeschlossen. Bancé gab sich dann auch Mühe, er stand in der Startelf, aber er traf nicht. Bald durften andere stürmen, Bancé benahm sich abseits des Spielfelds daneben, vor der laufenden Saison brach er sich den Unterarm. Seit Montag ist der 28-Jährige an Fortuna Düsseldorf ausgeliehen, beim Zweitligisten haben sich die Stürmer Stefan Reisinger und Mathis Bolly verletzt. Mit den Augsburger Medien hat Bancé noch immer nicht gesprochen, er wartet ja noch immer auf seinen ersten Treffer für den FCA. Bancés erste Aktion für die Fortuna: Er gab ein Interview, für die Vereinshomepage.

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Transfer-Bilanz:Marko Arnautovic

Marko Arnautovic

Quelle: dpa

Marko Arnautovic: Marko Arnautovic ist ein Spieler für höhere Aufgaben, für Klubs wie Mailand, Barcelona oder Madrid - zumindest, wenn es nach Marko Arnautovic geht. Weil der Österreicher diese Meinung in Bremen oft offensiv geäußert haben soll, seine Leistungen aber eher zwischen Bundesliga und Bezirksliga Bremerhaven schwankten, sind sie bei Werder recht froh, dass Arnautovic am Montag zu Stoke City gewechselt ist, in die Premier League. Bei Stoke City handelt es sich nach exklusiven SZ-Erkenntnissen zwar nicht um Mailand, Barcelona oder Madrid, vielleicht aber um Arnautovics neuen Lieblingsverein.

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Transfer-Bilanz:Gareth Bale

Gareth Bale Officially Unveiled At Real Madrid

Quelle: Getty Images

Gareth Bale: 91 Millionen Euro Ablöse? 96? 100? Ist doch schnurzpiepegal, wie viel Real Madrid für seine neue Mittelfeldrakete Gareth Bale hingeblättert hat. Wichtig ist doch, dass der Waliser aus Leidenschaft gewechselt ist. Als der 24-Jährige am Montag in Madrid der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde, hatte Real neben dem Sprecherpult ein Plakat aufgehängt. Zu sehen war: Gareth Bale, acht Jahre alt, im Trikot von Real Madrid, seinem Lieblingsverein, klar. "Es war immer mein absoluter Traum, hier zu spielen", sagte Bale artig. Bei den Tottenham Hotspur, Bales ehemaligem Klub, sollten sie froh sein über so viel Hingabe, mit dem Erlös können sie immerhin ihre Shoppingtour refinanzieren. Ein Überblick über Tottenhams Zugänge: Erik Lamela (30 Millionen, kam vom AS Rom), Vlad Chiriches (9,5 Millionen, Steaua Bukarest), Nacer Chadli (acht Millionen, Twente Enschede), Paulinho (20 Millionen, Corinthians Sao Paulo), Christian Eriksen (13,5 Millionen, Ajax Amsterdam), Étienne Capoue (elf Millionen vom FC Touluse), Roberto Soldado (30 Millionen, FC Valencia). Macht insgesamt 122 Millionen Euro an Ausgaben.

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Transfer-Bilanz:Nikita Rukavytsya

Hertha BSC Berlin v Karlsruher SC - 2. Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Nikita Rukavytsya: Norbert Dickel geht es gut. Beobachter hatten sich vor der Saison Sorgen um den Stadionsprecher von Borussia Dortmund gemacht, angesichts schwer auszusprechender Zugänge wie Pierre-Emerick Aubameyang und Henrikh Mkhitaryan. Auf den Stadionsprecher des FSV Frankfurt wartet nun eine ähnliche Herausforderung: Der FSV hat den australisch-ukrainischen Stürmer Nikita Rukavytsya (unten im Bild, noch im Trikot von Hertha BSC) vom FSV Mainz ausgeliehen. Platz zwei der Transfer-Zugenbrecherliste belegt der Finne Joel Pohjanpalo (vom HJK Helsinki zum VfR Aalen), dicht gefolgt von Tolga Cigerci (vom VfL Wolfsburg zu Hertha BSC). Der einzige Dortmunder Transfer des Wochenendes dürfte Norbert Dickel kaum Probleme bereiten: Von Sturm Graz kommt Torwart Johannes Focher.

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Transfer-Bilanz:Hong Jeong-Ho:

South Korea vs Peru

Quelle: Jeon Heon-Kyun/dpa

Hong Jeong-Ho: Der SC Freiburg beschäftigt derzeit keinen Spieler aus Georgien, und das ist schon ein bisschen schade, wenn man bedenkt, welch klangvolle Namen aus Georgien in der Vergangenheit beim Sportclub aufgelaufen sind: Levan Kobiashvili, Alexander Iashvili, Lewan Tskitishvili, sogar die deutschen Spieler in Freiburg endeten damals auf -ili (siehe Tobias Willi). Mittlerweile kaufen sie in Freiburg keine Georgier mehr ein, so wie sie in Leverkusen kaum noch Brasilianer verpflichten. Dafür scheinen sie in Augsburg eine neue Vorliebe für Spieler aus Korea gefunden zu haben. Nach Ja-Cheol Koo (jetzt VfL Wolfsburg) und Dong-Won Ji (jetzt AFC Sunderland) verpflichtete FCA-Sportdirektor Stefan Reuter am Montag den 24 Jahre alten Innenverteidiger Hong Jeong-Ho vom südkoreanischen Erstligisten Jeju United. Jeong-Ho, berichtet die Augsburger Allgemeine, hatte in der vergangenen Spielzeit bereits seinen Landsmann Koo besucht und bei diesem übernachtet. Anscheinend hat Jeong-Ho den FC Augsburg damals zu seinem deutschen Lieblingsverein auserkoren.

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Transfer-Bilanz:Patrick Helmes

Helmes unterschreibt beim 1. FC Köln

Quelle: dpa

Patrick Helmes: Seinen Lieblingsklub hat Patrick Helmes nie verheimlicht: "Köln war immer mein Verein", so Helmes. Von 2005 bis 2008 erzielte er für die Kölner 35 Tore in 65 Spielen, dann wechselte er nach Leverkusen. Köln und Leverkusen sind sich in etwa so grün wie Nord- und Südkorea, Helmes beging also Hochverrat. Da half es wenig, dass der 29-Jährige während seines Engagements bei Bayer Leverkusen angeblich FC-Fanlieder unter der Dusche summte. Oder dass er am Montag zum FC zurückkehrte, vom VfL Wolfsburg, einen Dreijahresvertrag unterschrieb. "Ich brauche das Umfeld, das ich liebe", schmachtete Helmes bei seiner Präsentation am Dienstag. Manche Kölner Fans hatten am Sonntag, kurz vor der Verpflichtung, etwas zurückhaltender reagiert: "Patrick Helmes - nie wieder für den FC", stand auf einem Plakat in der Südkurve.

© Süddeutsche.de/jkn/ebc/rus
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