Transfermarkt:Blicke in alle Richtungen

Leroy Sané

Wiedersehen in Manchester: Leroy Sané ist schon auf der Insel.

(Foto: Guido Kirchner/dpa)

"Der Markt ist verrückt, die Preise sind außer Kontrolle": In Europa stehen Vereinswechsel für fantastische Summen unmittelbar bevor. Der FC Schalke ist Verlierer und Gewinner zu gleich.

Von Johannes Kirchmeier, München

Wenn eine Wechselposse in diesem Sommer noch länger dauert als die von Trainer Markus Weinzierl vom FC Augsburg zum FC Schalke 04, der ja Monate auf die Freigabe seines Managers Stefan Reuter warten musste, dann ist es vermutlich der Transfer von S04-Talent Leroy Sané zu Manchester City, und vor allem dessen neuen Coach Pep Guardiola - der ihn wohl auch schon gerne ein Jahr früher in München trainiert hätte.

Lange hing der Transfer dem Vernehmen nach nur an der Frage, ob Sané jetzt für richtig viel Geld wechselt - oder für aberwitzig richtig viel Geld. Jetzt scheint die Frage geklärt zu sein. Denn Sané hat sich nach Informationen des TV-Senders Sky von der Mannschaft verabschiedet und weilt schon in Manchester.

Ancelotti ist unbeeindruckt: "So funktioniert der Markt"

Sané ist ja nicht die erste Personalie, die vor allem nach dem nun hoch honorierten TV-Vertrag der englischen Premier League und Chinas gewachsenen Fußballansprüchen in diesem Sommer, für richtig viel Geld den Klub wechselt. Es ist ein hitziger Markt im Fußball entstanden, in dem Spieler für horrend hohe Millionenbeträge gehandelt werden. Den neuen, und betont lässigen, Münchner Trainer Carlo Ancelotti lässt das jedoch kalt: "Ein Verein muss verkaufen und ein anderer kauft. So funktioniert der Markt." Der Fußball sei eben sehr bedeutend für viele: "Die Menschen lieben den Fußball", sagte er während der USA-Reise der Münchner der Bild. Bayern hat übrigens 35 Millionen Euro für den 18-jährigen Portugiesen Renato Sanches bezahlt, die sich bei großem Erfolg auf 80 steigern können.

Und jetzt also Sané: Bei seinem Wechsel sollen nun etwa 50 Millionen Euro im Gespräch sein. Zweifelsohne wird sich der neue Schalke-Coach Weinzierl nicht darüber freuen, dass der flinke Flügelflitzer den Verein verlassen könnte. Er könnte jedoch ob der hohen Transfereinnahme ganz ordentlich dafür entschädigt werden.

Zumindest arbeitet Christian Heidel gerade daran, der neue Schalker Sportdirektor, der jüngst als erfolgreicher Kaderplaner aus Mainz nach Gelsenkirchen wechselte. Schon vor Wochen kündigte er weitere Zugänge an, unabhängig der Sané-Millionen. Aber schon da war ihm klar: "Wenn man mehr Geld auf dem Konto hat, kann man vielleicht ein bisschen in eine andere Richtung schauen", sagte er.

Zwei Neue für Schalke

Nun sieht es so aus, als habe er in eine andere Richtung geschaut. Zwei neue Spieler sollen bereits am Sonntag den Medizincheck in Schalke absolvieren und dann zu S04 wechseln: Für vier Millionen Euro soll ein Europa-League-Sieger zum Europa-League-Teilnehmerwechseln, der Rechtsverteidiger Coke, der im Finale des zweithöchsten europäischen Wettbewerbs für den FC Sevilla doppelt traf. Zudem soll auf der anderen Seite der Abwehrkette künftig Abdul Baba Rahman auflaufen. Den Linksverteidiger kennt Weinzierl noch aus Augsburger Zeiten, er wechselte vor einem Jahr für etwa 25 Millionen Euro zum FC Chelsea. Schalke soll ihn nach Angaben des "kicker" für ein Jahr ausleihen. "Wir haben grundsätzliche Einigung erzielt", erklärte Christian Heidel gegenüber dem Fachmagazin.

Darüber dürfte sich der neue Schalker Coach besonders freuen. So langsam bekommt er einen sehr schlagkräftigen Kader. Denn bereits zuvor hatte Heidel schon den Ersatz für Sané verpflichtet: Breel Embolo. Wie Sané ist Embolo eines der größten Talente auf der Außenbahn. Außerdem kam in Naldo einer der über mehrere Jahre stärksten Innenverteidiger der Bundesliga. Und fürs defensive Mittelfeld ist Heidel noch auf der Suche nach einer weiteren Verstärkung für Weinzierls Kader - so viel ist sicher: Mit dem Sané-Geld dürfte er fündig werden.

Gerade die mit 49 Gegentoren im vergangenen Jahr so anfällige Schalker Abwehr dürfte daher in der neuen Saison deutlich solider stehen, wenn hinter einem starken Sechser neben dem bisherigen Schalker Kapitän Benedikt Höwedes plötzlich drei starke Abwehrspieler mit Künstlernamen verteidigen: Naldo, Baba und Coke. Die zudem am Ende zusammen wohl nur 4,5 Millionen Euro an Ablöse gekostet haben.

Das war's noch lange nicht: Der Pogba-Wechsel zu ManUnited steht bevor

Das dürfte auch einem eigentlichen Erzrivalen gefallen: BVB-Coach Thomas Tuchel. Der hält nämlich anders als Carlo Ancelotti die Transfer-Entwicklungen in diesem Sommer trotz der hohen Einnahmen für seine ehemaligen Spieler Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan für nicht mehr angemessen. "Der Markt ist verrückt. Die Preise sind außer Kontrolle. Das ist nicht gesund", hatte er festgestellt: "Da ist kein Bezug mehr zu den Leuten, die in das Stadion kommen. Wir müssen aufpassen, dass wir diese Menschen nicht verlieren."

Für Tuchel sei es nur eine Frage der Zeit, bis der Markt außer Kontrolle gerate. Das scheint er tatsächlich schon etwas zu sein. Denn eigentlich ist es ja nur eine Frage der Zeit in diesem Transfersommer, bis der nächste Multi-Millionentransfer feststeht. Nach Gonzalo Higuain in der vergangenen Woche, der für 90 Millionen Euro aus Neapel zu Juventus Turin wechselte, könnte also 50-Millionen-Mann Sané folgen. Naja, und dann wartet da ja noch ein Klub aus Manchester auf das Okay für den teuersten Transfer der Geschichte. Für etwa 120 Millionen Euro könnte bald Paul Pogba von Turin zu ManUnited wechseln.

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