Der Rekordtransfer des Sommers steht unmittelbar vor dem Vollzug: Wie der Spartensender Sport1 berichtete, bestieg Wolfsburgs Mittelfeldspieler Kevin De Bruyne am Samstagvormittag nahe der Autostadt einen Privatjet. Das Ziel dürfte Manchester sein. Der englische Premier-League-Klub Manchester City wirbt bekanntlich seit Monaten um den belgischen Spieler, für den er eine Ablösesumme von mehr als 74 Millionen Euro geboten haben soll.
Sie könnte durch so genannte Erfolgsprämien noch einmal steigen. Dem Vernehmen nach stand am Samstag noch der obligatorische Medizin-Check durch Manchesters medizinische Abteilung aus. Doch das ist wohl nicht mehr als eine Formalie. Sollte der Deal bestätigt werden, würde De Bruyne der mit Abstand teuerste Transfer der Bundesliga-Geschichte werden. Bisheriger Rekordhalter war Roberto Firmino, für den die TSG Hoffenheim 41 Millionen Euro kassierte. Im bisherigen Transfer-Sommer ist weltweit für keinen Spieler mehr Geld bezahlt worden als Manchester für De Bruyne offeriert hat. Offizielle Bestätigungen für den Transfer lagen bis zum Samstagmittag allerdings noch nicht vor.
Der 24-Jährige war die dominierende Figur der letzten Bundesliga-Saison. Er erzielte zehn Tore selbst und bereitete 21 weitere Treffer vor. De Bruyne war damit die Schlüsselfigur des Pokalsiegs und der direkten Champions-League-Qualifikation der Wolfsburger - und strich diverse Ehrungen ein. Unter anderem wurde er als Deutschlands Fußballer des Jahres ausgezeichnet.
In der noch jungen, neuen Saison hatte De Bruyne allerdings noch nicht an die Leistungen des vergangenen Jahres anknüpfen können. Offenkundig war der Rummel um seine Person zu groß und zu belastend. Angeblich soll sich das Jahres-Salär, das er in den kommenden fünf Jahren bei Manchester City erhält, auf mehr als 16 Millionen Euro jährlich belaufen. Damit würde er nicht nur deutlich mehr Geld als jetzt verdienen - er würde wohl auch VW-Chef Martin Winterkorn überholen.
Beim 3:0-Sieg des VfL Wolfsburg vom Freitagabend gegen den FC Schalke 04 stand De Bruyne schon nicht mehr im Kader. Der Belgier war allerdings zusammen mit seiner Freundin und einem Berater auf der Tribüne der Wolfsburger Arena. Daneben saß auch Ivan Perisic, der auch von Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking aussortiert worden war. Nach Gesprächen mit den beiden Spielern sei klar gewesen, dass sie sich nicht auf die Partie hätten konzentrieren können, hatte Hecking vor der Partie erklärt.
Im Falle von Perisic lag das daran, dass VfL-Manager Klaus Allofs mit Inter Mailand über einen Transfer verhandelte. Der Kroate hatte darum gebeten, nach Norditalien wechseln zu dürfen. Angeblich ist Inter bereit, eine Ablösesumme von mehr als 18 Millionen Euro zu zahlen, angesichts knapper Kassen aber über drei Jahre gestreckt. Allofs gab sich nach der Partie gegen die Schalker in zumindest einer Hinsicht erleichtert. "Man hat gesehen, wir können auch ohne Kevin De Bruyne und Ivan Perisic Fußball spielen. Wenn man 3:0 gegen Schalke gewinnt, ist das eine Antwort", sagte er.
Unklar ist, was der VfL Wolfsburg nun mit dem vielen Geld anstellen will, das in seine Kassen gespült werden dürfte. Es gilt als unwahrscheinlich, dass der Bundesligist die Gesamtsumme wieder in Umlauf bringt. Die Zeit ist dafür auch denkbar knapp: Die laufende Transferperiode endet am Montag. In jedem Fall wäre selbst dann noch Geld übrig, wenn sich bestätigen sollte, dass sich der VfL mit dem belgischen Talent Ismail Azzaoui einig ist. Der offensive Mittelfeldspieler stammt aus dem Nachwuchs vom RSC Anderlecht und war zuletzt bei Tottenham Hotspur unter Vertrag. Auch er schaute am Freitag dem Geschehen auf dem Wolfsburger Rasen zu, er saß zusammen mit dem De-Bruyne-Clan in der Loge der Arena.
Als De-Bruyne-Ersatz war in den vergangenen Wochen auch der Schalker Julian Draxler im Gespräch, der am Freitagabend ausgewechselt wurde, übrigens nach überaus diskreter Leistung. Er hat aber gute Chancen, zu Juventus Turin zu wechseln. Die Turiner sollen ihr Angebot für den Weltmeister auf 25 Millionen Euro erhöht haben, die Schalker beharrten am Freitag noch auf 27 Millionen, hieß es aus Italien. In der Gazzetta dello Sport hieß es ergänzend, dass die Turiner ihre Kriegskasse durch einen Verkauf von Kingsley Coman zum FC Bayern aufbessern würden. Der Außenbahnspieler muss noch am Sonntag den Medizincheck bei den Münchnern absolvieren.