Transfers von Griezmann und Neymar:Und jetzt noch mal 300 Millionen

  • Beim FC Barcelona stellt sich nach dem teuren Transfer von Stürmer Griezmann die Frage, wie man nun auch noch Neymar finanzieren soll.
  • Dagegen könnte der einst ebenfalls sündteure Brasilianer Coutinho den Verein verlassen.

Von Javier Cáceres

Das neue Trikot passt, der Medizincheck ist absolviert, die ersten katalanischen Sätze gehen Antoine Griezmann auch schon über die Lippen. "Ja estic aquí", rief der Franzose also am Wochenende, er sei nun "endlich da", im dritten Anlauf seiner Karriere. Griezmann, 28, lächelte, was eine Leistung ist angesichts des Lärms, der rund um seinen Transfer tobt. Der Lärm ist gewaltig. Und doch ist er nichts im Vergleich zu dem Lärm, den der Brasilianer Neymar verursacht, der weiter seine Rückkehr zu dem Klub betreibt, der Griezmann gerade verpflichtete: zum FC Barcelona.

Der Lärm um Griezmann hat einen juristischen Hintergrund. Kaum dass Barça am Freitag dessen Verpflichtung bekannt gegeben hatte, kündigte dessen bisheriger Klub Atlético Madrid "rechtliche Schritte" zur Wahrung seiner Interessen an. Barcelona hatte über Griezmanns Anwalt die vertraglich festgeschriebene Ablöse von 120 Millionen Euro hinterlegt; Atlético nannte die Summe "unzureichend". Die Argumentation: Griezmann habe sich mit Barça vor dem 1. Juli 2019 geeinigt - und damit zu einem Zeitpunkt, da laut Vertrag noch eine Ablöse von 200 Millionen Euro fällig war.

Die Einigung dürfte tatsächlich vor diesem Stichtag erzielt worden sein, doch ob Atlético beweiskräftige Dokumente vorlegen kann, gilt als fraglich. Zudem haben sowohl Griezmann als auch Atlético ihren Vertrag bis zuletzt gelebt. Das ließ sich unter anderem daran ablesen, dass Atlético Griezmann vorige Woche unter Androhung von Disziplinarstrafen aufforderte, zum Training zu erscheinen. Atlético sah das Arbeitsverhältnis also nach dem 1. Juli mitnichten als erloschen an. Die ganze Empörung der Atlético-Honoratioren, die Griezmanns Anwalt für verlogen hält, dürfte vor allem einen Adressaten haben: den eigenen Anhang.

Dem soll suggeriert werden, dass die Vereinsspitze Stolz und Würde des Klubs auf jede erdenkliche Weise verteidigt. Ungeachtet dessen, dass der Klub Griezmann abgehakt hat und sich längst mit der Vorfreude aufs portugiesische Top-Talent Joao Félix tröstet, das für 126 Millionen Euro bei Benfica Lissabon abgelöst wurde. Laut der Zeitung Marca darf Atléticos Klientel zudem von James Rodríguez träumen. Der Kolumbianer steht beim Nachbarn Real unter Vertrag und war zuletzt zwei Jahre lang an den FC Bayern ausgeliehen; nun will er angeblich bei Atlético anheuern.

In Barcelona wird derweil spekuliert, was Griezmanns Verpflichtung für Neymar bedeutet. Barcelona hatte ja einige Tage gebraucht, um die 120 Millionen Euro für Griezmann zusammenzukratzen, zapfte mindestens bestehende Kreditlinien an.

Schleierhaft ist also, wie nun noch das Geld beschafft werden soll, das Paris Saint-Germain für Neymar verlangt. Dem Vernehmen nach hat der französische Klub gegenüber Barcelona einen Preis von 300 Millionen Euro aufgerufen. Barça hat offenbar diverse Profis als Verrechnungsobjekte angeboten, aber auch dieser Plan ist mit Problemen behaftet.

Zu den Spielern, die zur Verrechnungsmasse gezählt werden, zählt neuerdings der französische Verteidiger Clément Lenglet, schon länger im Gespräch ist der französische Stürmer Ousmane Dembélé, der 2017 aus Dortmund kam. Er ist zwar eng mit PSG-Galionsfigur Kylian Mbappé befreundet, doch ob Dembélé wirklich Barcelona verlassen möchte, ist offen. Ähnlich liegt der Fall bei Ivan Rakitic, der zudem von Barças Trainer Valverde für unverzichtbar gehalten wird.

Ein weiterer Tauschkandidat ist offenbar Philippe Coutinho, der wie Dembélé 2017 kam, damals für mehr als 120 Millionen Euro vom FC Liverpool. Der Brasilianer gewann zwar soeben mit Brasilien die Copa América, wirkte aber im Turnier so blass wie in der vergangenen Saison in Barcelona. Er ist pikiert, dass er nach Paris verschoben werden soll.

Was wird aus Coutinho?

Sein Berater Kia Joorabchian meldete sich in Radio Monte Carlo zu Wort und erklärte, die Verantwortlichen Barças, voran Präsident Bartomeu, hätten in den vergangenen zwei Wochen mehrmals versichert, Coutinho stehe keinesfalls zum Verkauf: "Deshalb haben wir entschieden, den Markt nicht anzuschauen, und deshalb hat der Spieler auch keine Angebote", sagte Joorabchian. Gleichzeitig erklärte er, dass er wisse, wie Barcelonas Südamerika-Statthalter André Cury versuche, Coutinho in die Operation Neymar einzubinden. "Sie sollen die Wahrheit sagen!", zürnte Joorabchian. Seine Rückennummer 7 wolle Coutinho übrigens nicht abgeben, bekräftigte der Berater - auch nicht an Griezmann, der gerne mit dieser Zahl aufläuft.

Der Franzose nimmt nun die 17. Noch spektakulärer ist freilich der kalte Krieg, den der zuletzt verletzte Neymar gegen PSG führt. Am Wochenende postete er ein kryptisch anmutendes Video, auf dem das Wappen des FC Barcelona ins Auge stach. Dann erklärte er bei einem Sponsorentermin in São Paulo, dass sein schönstes Erlebnis als Fußballer etwas war, das in Frankreich unter dem spanischen Begriff "remontada" firmiert, Aufholjagd, und das schlimmste Ereignis der PSG-Geschichte ist: der 6:1-Sieg des FC Barcelona in der Champions League gegen Paris Saint-Germain aus dem März 2017, Neymar spielte damals noch bei Barça. "Das Gefühl, als wir das sechste Tor erzielt haben, war einmalig, spektakulär", sagte Neymar.

Das ist mehr als eine gefühlige Erinnerung - es ist ein weiterer Affront gegen PSG, um den Willen dokumentieren, zu Barcelona zurückzukehren und Paris zu zwingen, bei den Verhandlungen Flexibilität zu zeigen. Was möglich wäre, wenn man bedenkt, dass PSG die Faxen Neymars satt hat, andererseits aber problematisch ist, weil die Beziehungen zwischen Barça und PSG schlecht sind.

Neymar selbst will sich am Montag in Paris zurückmelden - eine Woche nach dem offiziellen Trainingsbeginn. Vermutlich mit der Absicht, gleich seinen Rückkehr-Wunsch nach Barcelona zu hinterlegen, wo er von 2013 bis 2017 spielte. Aber am Horizont taucht eine neue Hürde auf. El Mundo Deportivo berichtete am Sonntag, das spanische Finanzamt verlange von Neymar eine Nachzahlung von "fast 35 Millionen Euro". Im Raum stehe auch die Möglichkeit einer Pfändung.

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