Transfer beim BVB:Dortmund holt Batsman für Batman

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Soll Aubameyang in Dortmund vergessen machen: Michy Batshuayi, hier noch im Trikot des FC Chelsea. (Foto: REUTERS)
  • Borussia Dortmund verkauft Pierre-Emerick Aubameyang für knapp 64 Millionen Euro zum FC Arsenal.
  • Aus der Suche nach einem Ersatz wird der BVB beim FC Chelsea fündig: Stürmer Michy Batshuayi kommt bis zum Saisonende.
  • Dieser deutet großes Potential an, saß zuletzt jedoch meist auf der Bank.

Von Sven Haist, London

Sie haben sich dann entschieden, eine schöne Geschichte zu machen aus dem, was manche in den vergangenen Wochen nur noch einen Zirkus genannt haben. Die Geschichte des Stürmers Aubameyang bei Borussia Dortmund sei, "von den unschönen Ereignissen der vergangenen Wochen abgesehen", eine "Erfolgsstory" gewesen, sagte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc und kommentierte so die Ad-hoc-Mittelung, die der BVB am Mittwoch um 11.57 Uhr verschickt hatte. Dortmund und der FC Arsenal haben sich demnach auf eine Ablösesumme von 63,75 Millionen Euro geeinigt, um den Transfer abzuwickeln, den sich der Stürmer in den vergangenen Wochen erstreikt hatte.

141 Tore in 213 Pflichtspielen hat Aubameyang in viereinhalb Jahren geschossen, und was für welche: nach schnellsten Sprints gelupfte, aus der Drehung gesprungene, aus weiter Entfernung in den Winkel platzierte. Er hat danach Salti geschlagen, jubelnd zu den Sternen gezeigt und sich Masken aufgesetzt. An all das hat der BVB in einem Best-of-Video nun noch mal erinnert.

Michy Batshuayi schlägt häufiger Salti

Vielleicht auch deshalb: Weil es in den vergangenen Wochen in Vergessenheit geraten war; weil Pierre-Emerick Aubameyang, 28, der Torschützenkönig der vergangenen Saison, einer der prägenden Fußballer der jüngeren Bundesliga-Geschichte, der nun beim FC Arsenal die Nummer 14 des großen Stürmers Thierry Henry tragen wird, für Borussia Dortmund zuletzt eigentlich nur noch ein Problem war. Und deshalb ging es an diesem Mittwoch in Dortmund, neben ein paar leisen Seufzern der Wehmut und lauteren Seufzern aus Erleichterung, schon um die Problemlösung.

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Michy Batshuayi hat in Fußballstadien bisher noch keine Masken getragen. Er hat allerdings nach Toren schon häufiger Salti geschlagen und, wie Aubameyang, eine Vorliebe für die Comicfigur Batman. Auf seinen Kanälen in den sozialen Netzwerken veröffentlichte er ein Foto, auf dem er seinen Kopf auf den Körper des Superhelden montierte; er nennt sich gerne "Batsman". Außerdem gibt es mehrere Bilder, die seine Affinität für ungewöhnliche Kleidung zeigen: Batshuayi trägt Boxershorts und Rucksäcke mit der Zeichentrickfigur "Spongebob Schwammkopf". Er erfüllt also ein paar Kriterien, um Aubameyang zu ersetzen. Der Belgier Batshuayi, 24, ist übrigens auch ein talentierter, schneller, beidfüßiger und 1,85 Meter (Aubameyang misst 1,87 Meter) großer Mittelstürmer.

Der FC Chelsea hat Batshuayis Fähigkeiten nun in der am Mittwoch zu Ende gegangenen Transferperiode als Verhandlungsmasse für eine Stürmerrochade genutzt, bei der sich nicht der BVB oder Arsenal, sondern der Meister der Premier League insgeheim als Gewinner fühlen darf. Dortmund leiht Batshuayi aus London für kolportierte 1,5 Millionen Euro bis zum Saisonende aus, beim BVB wird er die Rückennummer 44 tragen. Durch Chelseas Zustimmung zu diesem Transfer genehmigte der BVB den Wechsel Aubameyangs, wovon wiederum Chelsea profitierte: Die Blues bekommen in dem Franzosen Olivier Giroud, 31, für die in diesen Tagen vergleichsweise geringe Ablösesumme von rund 20 Millionen Euro einen renommierten Angreifer des Ligakonkurrenten FC Arsenal. Und in ein paar Monaten bekommen sie dann ja Batshuayi aus Dortmund zurück.

Dortmund, so war in London zu vernehmen, prallte nämlich beim Versuch, eine Kaufoption für Batshuayi zu vereinbaren, an der berüchtigt gnadenlosen Chelsea-Direktorin Marina Granovskaia ab. Und so wird der BVB aus der Not heraus zu einem Spielertester für Chelsea. Denn auch das gehört zu den Eigenschaften des Stürmers: Nicht mal die Klubverantwortlichen bei den Blues können so richtig abschätzen, ob er tatsächlich zu mehr fähig ist, als mitunter die besten Stürmer der Welt zu vertreten. Er ist bislang eher den Leuten bekannt, die auf dem Spielberichtsbogen gerne durch die Reservisten stöbern und nachfragen, wie dieser Name korrekt ausgesprochen wird: Mi-shee Bat-sh-wah-yee.

Seit seinem Wechsel im Sommer 2016 für etwa 40 Millionen Euro von Olympique Marseille zu Chelsea kam Batshuayi im Schatten von Diego Costa (inzwischen Atlético Madrid) und Alvaro Morata in der Premier League auf 32 Einsätze, davon nur vier in der Startelf. Diese dürftige Bilanz verklärt jedoch die Tatsache, dass Batshuayi oft ein erstaunlich ausgeprägtes Gespür im gegnerischen Strafraum andeutete. Seine beiden wichtigsten von insgesamt 19 Toren für Chelsea in 53 Spielen, den Treffer zur Meisterschaft in der vergangenen Spielzeit sechs Minuten nach seiner Einwechslung und einen 2:1-Siegtreffer gegen Atlético Madrid in der Champions League, erzielte er aus kurzer Distanz: einmal mit links, einmal mit rechts.

Neben einer geschmeidigen Ballführung und physischer Wucht, die ihm häufig Vergleiche mit dem in London legendären Didier Drogba einbringen, ist auch seine Antrittsgeschwindigkeit nicht zu unterschätzen. Wer Batshuayi im Spiel beobachtet, der sieht ihn oft an der Grenze zum Abseits auf Steilpässe lauern, ohne sich ansonsten besonders eifrig am unmittelbaren Spielgeschehen zu beteiligen. Ihm gelangen für Chelsea nur fünf Assists.

Doch in Dortmund brauchen sie ja nun jemanden, der Tore schießt, zumal Stürmer Andrej Jarmolenko mehrere Wochen ausfällt. Und vor allem brauchen sie jemanden, der vorerst nicht mehr für Unruhe sorgt. Batshuayi wuchs im Nachbarbezirk des berüchtigten Brüsseler Bezirks Molenbeek auf. Nach ein paar Verhaltensauffälligkeiten wurde er einst sowohl bei seinem Jugendklub RSC Anderlecht als auch bei der belgischen U 21 abgestraft.

Ja, er sei damals kein Engel gewesen, sagte Batshuayi mal. Doch in London ließ er sich nichts mehr zuschulden kommen.

Demnach muss sich der BVB erst mal nicht vor weiteren Eskapaden fürchten. Der Klub darf auf ein paar Tore hoffen. Und vielleicht auf ein bisschen Ruhe.

© SZ vom 01.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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