Trainingsstart des FC Bayern:Ancelotti moderiert die Verrücktheiten

FC Bayern Muenchen Training Session

Carlo Ancelotti und Assistent Willy Sagnol sprechen die gleiche Sprache: Die des Fußballs, wie man so sagt.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Beim FC Bayern tritt zum Trainingsstart erstmals der neue Co-Trainer Willy Sagnol in Erscheinung.
  • Die Frage ist, wofür die Münchner den Franzosen geholt haben: Um Carlo Ancelotti zu unterstützen - oder um ihn ein wenig zu kontrollieren?

Von Teresa Bummel

Als Carlo Ancelotti zum ersten Mal mit seinem neuen Kollegen den Rasen betrat, hielt er etwas Abstand. Die Kappe tief ins Gesicht gezogen, die Arme hinterm Rücken verschränkt, ging er langsam zu den wenigen Spielern, die sich zum Auftakttraining des FC Bayern verirrt hatten. Er blieb etwas abseits stehen, ließ das Geschehen auf sich wirken. Einige Meter weiter spielte jemand mit einem Ball in seinen Händen, den man in München gut kennt: Willy Sagnol, vor knapp zehn Jahren noch Münchner Abwehrspieler, danach Trainer in Frankreich, zuletzt bei Girondins Bordeaux, ist nun Co-Trainer. Die neuen Kollegen, sie näherten sich am Samstag etwas vorsichtig.

Sagnol, 40, hatte zuvor in der ersten Pressekonferenz dieser Saison bekundet, wie glücklich er sei, wieder "zu Hause" zu sein. Die Kultur sei geblieben, stellte er fest, nur noch größer wäre er jetzt, der FC Bayern. Die letzten Aussagen zu seinem alten Verein, mit denen er in der Öffentlichkeit aufgefallen war, waren allerdings ganz andere gewesen. Zu alt sei der Kader und Ancelotti setze zu wenig auf junge Spieler, "da fehlt die Kontinuität", sagte er erst vor ein paar Wochen im Interview mit dem Kicker.

Und deshalb war dies die Frage vor dem Trainingsauftakt am Samstag: Sollte diese Saison beim Meister etwa mit so etwas wie atmosphärischen Spannungen beginnen?

"Ich weiß nicht, ob wir zu viele Italiener sind", sagt Ancelotti

Natürlich nicht, so war Ancelotti zu verstehen. "Ich habe nach einem Assistenten gesucht", sagte er, und widersprach damit der an der Säbener Straße zuletzt immer mal wieder geraunten Deutung, der Trainer habe in Sagnol einen Aufpasser zur Seite gestellt bekommen, auch um die italienische Phalanx um Ancelotti etwas zu schwächen. Der Trainer hatte in der vergangenen Saison seinen Sohn Davide zum Assistenztrainer befördert - und dessen Job übernimmt nun Sagnol. "Ich weiß nicht, ob wir zu viele Italiener sind", sagte Ancelotti.

Er gab zu, dass Sagnol nicht seine erste Wahl war. Er habe versucht, zuerst Philipp Lahm und dann Xabi Alonso vom Assistenztrainerjob zu überzeugen, beide sagten ab. Doch das sollte nichts heißen. Sagnol, fügte Ancelotti sogleich an, kenne den Klub, das sei sehr wichtig: "Er wird uns helfen."

Auch ein paar andere Themen moderierte der Italiener in gewohnter Routine ab. Die Kritik von Robert Lewandowski in der Sommerpause? "Aaah", sagte Ancelotti und wintke ab, "Lewandowski hat sich bei mir nie beschwert." Es sei nur der Berater des Stürmers, der mal wieder zu viel mit Journalisten reden würde. Kingsley Coman, gegen den wegen häuslicher Gewalt ermittelt wird? "Das ist sein Privatleben, er muss sich im Training beweisen."

Bayern ist doch nicht verrückt

Die seit Wochen thematisierte Verpflichtung von Alexis Sanchez? "Alexis ist ein großartiger Spieler, aber nicht der einzige auf der Welt." Der Markt sei verrückt, aber der FC Bayern kein verrückter Verein. Zuletzt war von einer Ablösesumme von mehr als 50 Millionen Euro für den Stürmer vom FC Arsenal die Rede, auch Manchester City soll interessiert sein. Sanchez soll 25 Millionen Euro Jahresgehalt verlangen.

Über eine Leihe von Serge Gnabry wird nachgedacht

Ancelotti sagte: "Ich bin glücklich mit dem Team." Doch dass sich dieses Team in den kommenden Wochen noch verändert, wollte er auch nicht ausschließen. Über eine Leihe des gerade aus Bremen verpflichteten Serge Gnabry etwa, werde im Verein nachgedacht, bestätigte er: "Er wird bei uns starten. Nach der Vorbereitung werden wir eine Entscheidung treffen. Wir werden sehen, ob er bleibt."

Gnabry wird nach seiner EM-Teilnahme allerdings erst am 29. Juli beim FC Bayern erwartet. Auf dem Platz waren am Samstag neben zahlreichen nachwuchsspielern nur sechs bekannte Gesichter, der nach seinem Freizeit-Schlüsselbeinbruch wieder genesene Javi Martinez trainierte mit, Thomas Müller trug noch immer einen Verband um die verletzte Hand, Coman, Franck Ribéry, Juan Bernat und Mats Hummels bespaßten die Zuschauer, der eigentlich nicht mehr aktive Tom Starke sprang für die drei verletzten Stammkeeper ein.

Und Willy Sagnol? Verhielt sich auf dem Platz ähnlich wie Ancelotti. Co-Trainer zu sein, das sei ja eigentlich, als wäre man ganz normal Trainer, hatte er vorher gesagt, und dabei gegrinst. Und seine wenig schmeichelhaften Worte in Richtung seines Chefs vor ein paar Wochen? Kritik sei ja oft die "erste Stufe für weitere Entwicklungen", sagte Sagnol. Und grinste noch mal. Er habe, als die Anfrage der Bayern kam, keinen Moment gezögert.

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