Trainingslager des FC Bayern:Peps Geheimakte

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Aufgepasst, hier kommt Pep: Trainer Guardiola im Traningslager in Doha. (Foto: dpa)

Ein zufriedener Reservist, ein früh Verletzter, zwei Nutznießer in der Verteidigung, ein neuer Kandidat auf Außen und das Ende des struppigen Intermezzos: Die Bilanz des FC-Bayern-Trainingslagers in Doha - und ein Blick in die Geheimnisse von Pep Guardiola.

Von Benedikt Warmbrunn, Doha

Pep Guardiola spielt gerne mit dem Ruf des Geheimnisvollen, er gefällt sich in der Rolle als Fußball-Guru. In der vergangenen Woche, als der FC Bayern sich in Katar auf die Rückrunde der Bundesliga vorbereitet hat, hat sich Guardiola daher auch mit Kollegen getroffen.

Mit den Fußball-Brüdern Niko und Robert Kovac, dem Trainerteam der kroatischen Nationalmannschaft, die in Doha bei jeder Trainingseinheit zugeschaut haben. Mit Roberto Di Matteo, dem Trainer des FC Schalke 04, der in Doha bei keiner Trainingseinheit zugeschaut hat, weil er gleichzeitig seine Mannschaft trainiert hat; er traf sich dafür einmal abends mit Guardiola im Hotel. Und mit Jan Age Fjörtoft, dem Teammanger der norwegischen Nationalmannschaft, der so oft beim Training des FC Bayern zugeschaut hat, wie es seine Lebensaufgabe als Twitter-Guru zugelassen hat. Also nur ein paarmal.

Am Freitag, dem letzten Trainingstag in Doha, sollte Guardiola von diesen Treffen berichten, vor allem, was er dabei verschwiegen hatte. Guardiola sagte: "Ich habe wenige, wenige Geheimnisse." Das war natürlich nur eine charmante Koketterie. Was Guardiola wirklich denkt, sagt er nicht. Zum Abschluss des Trainingslagers daher ein paar Erkenntnisse aus Guardiolas Geheimakte.

Pepe Reina

Fiel wieder einmal nur auf, als er nicht da war. Das war am Freitag, Guardiola hatte ihn nach Spanien geschickt. Der Ersatztorhüter war zum fünften Mal Vater geworden, die Geburt hatte er durch eine Live-Übertragung auf sein Handy verfolgt. Wird in der Rückrunde weiter nicht auffallen, weil er ganz zufrieden ist mit seiner Rolle als Ersatz von Manuel Neuer. Von Reinas Heimatbesuch werden auch die Mitspieler profitieren, der Spanier verteilt gerne einmal in der Kabine seinen Lieblingsschinken, einen jamón ibérico.

Medhi Benatia

Kurz vor Silvester noch zum arabischen Spieler des vergangenen Jahres gewählt. In Doha verletzte sich der Innenverteidiger gleich in der ersten Einheit. Nichts Schlimmes, entwarnte Guardiola wenige Stunden später. Aber das war zu optimistisch. Benatia, im Sommer für angeblich 30 Millionen Euro vom AS Rom gekommen, trainierte in Doha kein weiteres Mal mit der Mannschaft. Und wurde so abgehängt. "Dante und Boateng kennen alles über uns - Benatia nicht, er braucht das Training", sagte Guardiola am Freitag. Vom Ausfall des marokkanischen Nationalspielers profitierten dafür andere, allen voran der wiedererstarkte Dante. Und natürlich auch:

Holger Badstuber

Kreuzbandriss, Kreuzbandriss, Sehnenriss im Oberschenkel, das waren grob zusammengefasst die vergangenen beiden Jahre des Innenverteidigers. Kämpfte sich wieder einmal zurück, trainierte die erste Einheit bis zum Ende durch, und auch die elf weiteren noch. Guardiola macht kein Geheimnis daraus, wie sehr er Badstuber schätzt. Es gebe "wenige, wenige Verteidiger auf der Welt mit dieser Qualität am Ball".

Mitchell Weiser

Fiel in seinen ersten zweieinhalb Jahren in München vor allem dadurch auf, dass er nicht als Fußballspieler auffallen wollte. Galt zuletzt schon als sog. ewiges Talent. In Doha bekam er von Sportvorstand Matthias Sammer ein in sehr langen Sätzen ausgesprochenes Lob; Sammer sagte grob zusammengefasst: Weiser habe erkannt, dass es mehr als Talent braucht, um sich beim FC Bayern durchzusetzen.

Wenige Stunden später erzielte Weiser im Test gegen die Katar Stars die ersten beiden Tore beim 4:1-Sieg, war als Rechtsverteidiger einer der auffälligsten Spieler auf dem Platz. Sagte anschließend den schönen, nachdenklichen Satz: "Ich denke oft über das Leben nach. Unter der Dusche und so." Verstärkte den nachdenklichen Eindruck, indem er während des Gesprächs beide Ohrstöpsel stecken ließ.

Guardiolas geheimer Plan sieht es vor, dass Weiser in der Rückrunde eine ernsthafte Option als Außenverteidiger werden soll. Wäre auch in Weisers Sinn: Im Sommer läuft sein Vertrag aus. Er wird dann 21 Jahre alt sein. Und somit im besten Alter, um nicht länger nur als Talent zu gelten.

Franck Ribéry

Fiel im vergangenen halben Jahr vor allem dadurch auf, dass er sich einen sehr struppigen Kinnbart wachsen ließ. In Doha rasierte er sich, trägt nun nur noch einen sehr kurzen Bart. Manchen gefällt es, zum Beispiel David Alaba ("Süß!"). Guardiolas geheimer Plan ist es, dass Ribéry in der Rückrunde nicht mehr nur wegen seines Bartes auffällt.

Pep Guardiola

Der Gewinner der Woche in Doha. Hatte wieder einmal kein Geheimnis verraten.

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