Trainingsauftakt bei 1860:Sushi statt Linsensuppe

Yuya Osako Signs For 1860 Muenchen

Willkommensgrüße auf japanisch: Yuya Osako (re.) mit Trainer Friedhelm Funkel

(Foto: Lennart Preiss/Getty)

Als sei Robert Lewandowski eingetroffen: Die Ankunft des japanischen Nationalspielers Yuya Osako sorgt beim Trainingsauftakt des TSV 1860 München für Begeisterung. Der Zugang spricht selbstbewusst vom Aufstieg - Sportdirektor Florian Hinterberger äußert sich zurückhaltender.

Von Markus Schäflein

Es war ja zu erwarten gewesen, dass Yuya Osako zum Trainingsauftakt an der Grünwalder Straße erscheinen würde - aber eine große Überraschung gab es dann doch noch.

Die Anhänger des TSV 1860 München hatten den japanischen Nationalspieler ja tagelang voller Inbrunst in zahlreichen Einträgen auf seiner Facebook-Seite gebeten, zu ihrem Verein zu wechseln, 1860-Präsident Gerhard Mayrhofer verfasste gar einen Eintrag in japanischen Schriftzeichen. Yuya Osako schrieb: "Thank you for all the 1860 Munich fans support!", und dann unterzeichnete der Stürmer am Dienstagmorgen seinen Vertrag. Man musste also davon ausgehen, dass all die sozialen Netzwerker einen gewaltigen Beitrag zu dem für Zweitliga-Verhältnisse doch recht spektakulären Geschäft geleistet hatten, bis Osako dann auf der Pressekonferenz zum Einstand mitteilte: "Ich bin gar nicht bei Facebook."

Wer in Osakos Namen die Seite betreibt und sich bedankt hatte, blieb offen - dafür nannte der Stürmer einen anderen triftigen Grund, dass er sich für die Löwen entschieden hatte: "Es ist mir sehr wichtig, bei der WM in Brasilien dabei zu sein und ein besserer Spieler zu werden." Für die dazu nötige Spielpraxis sieht er beim Zweitligisten gute Chancen.

Vor allem ein Gespräch mit 1860-Trainer Friedhelm Funkel, das er kurz vor Weihnachten in Frankfurt führte, überzeugte Osako. Funkel, 60, hat schon mehrmals mit von Berater Thomas Kroth vermittelten japanischen Spielern zusammengearbeitet, zudem vermittelte er Osako das Gefühl, dass er auf ihn baut. Was bei einem Blick auf den Kader nicht schwer gewesen sein dürfte: Von den Stürmern vermochte in der laufenden Saison bislang kein einziger zu überzeugen, zudem läuft der Vertrag des bisherigen Stammangreifers Benjamin Lauth zum Saisonende aus.

Osako soll rund 500 000 Euro Ablöse gekostet haben, die gestaffelt an die Kashima Antlers abzuzahlen ist, und erhielt einen Vertrag bis Juni 2017; allerdings ist davon auszugehen, dass eine Ausstiegsklausel Richtung erste Liga enthalten ist. "Es gab in der Branche ein Staunen, dass wir diesen Spieler bekommen haben", sagte Sportdirektor Florian Hinterberger, "wir haben ihn bis 2017 - und weitere Vertragsinhalte werden wir nicht kommentieren." Am einfachsten wäre es natürlich so, wie es sich Osako vorstellt: "Ich will mit 1860 in die Bundesliga aufsteigen", übersetzte sein Dolmetscher, "wenn wir dieses Ziel erreichen, geht auch mein Weg weiter."

Ob er schon ein bisschen Deutsch spricht? "Sprache ist wichtig, aber Fußball ist das Wichtigste." Was er außer Fußball noch für Interessen hat? "Nichts besonderes." Wie populär er in Japan ist? "Er ist ein bisschen schüchtern, deshalb antwortet er nicht auf die Frage."

"Ich hoffe, dass wir nicht daneben liegen"

Persönliches war vom recht zurückhaltenden Osako bei seinem ersten Auftritt nicht zu erfahren, der Anblick war allerdings auch einschüchternd: Der Pressecontainer am Trainingsgelände war so vollgestopft mit Menschen, Mikrofonen und Objektiven, dass die Tür offen bleiben musste, weil noch Journalisten im Freien standen. Zahlreiche Reporter aus Japan waren anwesend, und als Osako sein Willkommens-T-Shirt präsentierte, drängten sich die Fotografen aufgeregt nach vorne, als sei gerade Robert Lewandowski eingetroffen.

Dann ging es wieder um Fußball, und darüber redet Osako am liebsten. Auf die Frage, in welchem Spielsystem er sich am wohlsten fühle, ließ er ausrichten: "Ganz vorne alleine." Das entlockte Funkel ein frohes Grinsen, schließlich ist in seinem bislang bevorzugten 4-1-4-1-System nur Platz für einen Stürmer - eine Rolle, mit der sich Lauth schwer tat.

Dass Osako trotz der Sprachbarriere verstehen wird, was er von ihm will, bezweifelt Funkel nicht: "Fußball ist ein ganz einfaches Spiel", sagte er, "mit Händen, Füßen und der Taktiktafel kann man klarmachen, was man will."

Erster Treffer nach vier Minuten

Osako, dem nach Funkels Wunsch noch ein oder zwei weitere Zugänge folgen sollen, erhielt beim Einlaufen zur ersten Trainingseinheit selbstredend den meisten Applaus der mehreren hundert Anhänger, und als er im Testspiel nach nur vier Minuten seinen ersten Treffer erzielte, wurde er noch einmal bejubelt. Zudem verkündete Löwenstüberl-Wirtin Christl, bei Osakos erstem Pflichtspieltor werde bei ihr Sushi auf der Spielkarte stehen, die sonst eher Linsensuppe, Bratensülze und saures Lüngerl enthält.

Die Begeisterung über den neuen Spieler ist bei Sechzig mal wieder riesig, nicht nur auf Facebook, auch in der echten Welt. Hinterberger weiß allerdings nur zu genau, dass das wenig bringt. "Beim Makos sind sie auch alle mit Bärten rumgelaufen", erinnerte sich der Sportdirektor in einer ruhigen Minute, als sich der Trubel gelegt hatte, an den unglücklichen Transfer des griechischen Nationalspielers: "Ich hoffe, dass wir diesmal nicht daneben liegen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: