Trainerwechsel in der Bundesliga:Hannover 96 entlässt Slomka

Mirko Slomka

Er muss also doch gehen: Mirko Slomka wird bei Hannover 96 entlassen.

(Foto: dpa)

Tagelang wurde darüber spekuliert - jetzt ist es so weit: Hannover 96 trennt sich von Trainer Mirko Slomka. Die Vereinsbosse glaubten nach der missratenen Hinrunde nicht mehr an Besserung. Die Nachfolge ist noch offen.

Es war ein langer und anstrengender Tag für die Verantwortlichen bei Hannover 96 - zu besprechen gab es nach den Feiertagen einiges. Die sportliche Situation ist mit Tabellenplatz 13 eher wenig zufriedenstellend und so machte in der vergangenen Woche nur noch ein Thema die Runde: Hat Trainer Mirko Slomka noch eine Zukunft im Klub? Am frühen Freitagabend folgte dann eine Entscheidung: Slomka muss gehen, damit erreichen die wochenlangen Spekulationen zumindest vorerst faktischen Wert. Sportlich waren die Ergebnisse unter Slomka zuletzt einfach nicht mehr ausreichend - bis zum Trainingsauftakt im neuen Jahr dürfte 96 nun mit der Nachfolgersuche beschäftigt sein.

Auf Slomkas Entlassung folgten zunächst aber die in der Branche üblichen Erklärungen. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber gemeinsam haben wir die Überzeugung, etwas verändern zu wollen", sagte Sportdirektor Dirk Dufner, und Klubchef Martin Kind ergänzte: "Mein persönlicher Dank gilt Mirko Slomka, der Hannover 96 vor dem Abstieg in die 2. Bundesliga gerettet hat und anschließend zwei Mal in die Europa League geführt hat. Diese Erfolge werden immer eng mit seinem Namen verbunden sein."

Kind hatte vor wenigen Tagen freimütig zugegeben, dass er Dufner angewiesen habe, eine Liste mit potenziellen Nachfolgern zusammenzustellen - der Schlusspunkt der wochenlange Demontage Slomkas deutete sich da schon an. Nun ist die Trennung vollzogen, sie sei Slomka am Freitag durch Dufner mitgeteilt worden, teilte 96 mit. "Die Modalitäten für die Beendigung des Angestellten-Verhältnisses des Cheftrainers sind in seinem bis zum 30. Juni 2016 laufenden Vertrag geregelt. Beide Seiten vereinbarten darüber Stillschweigen", hieß es in einer nüchternen Pressemitteilung. Ein neuer Cheftrainer soll "in den kommenden Tagen" gefunden werden.

Nur einen Sieg aus den zurückliegenden elf Spielen, kein einziger Punkt aus acht Auswärtsspielen, ein Tabellenplatz im unteren Mittelfeld - die sportliche Erfolglosigkeit wurde Slomka am Ende zum Verhängnis. Der selbst ernannte Europacup-Anwärter trudelt irgendwo in der Liga herum, dabei müsste mit der solide besetzten Mannschaft deutlich mehr drin sein. Slomka erreichte die Nachricht seiner Demission im Weihnachtsurlaub in Abu Dhabi. Der 46-Jährige hatte die Niedersachsen am 19. Januar 2010 übernommen, vor dem Abstieg gerettet und zweimal in die Europa League geführt. Sein Vertrag bei 96 lief ursprünglich noch bis Juni 2016.

Die Entscheidung gegen Slomka hatte sich bereits in den vergangenen Tagen angedeutet - und doch gab es am Freitagvormittag noch einmal intensive Gespräche zwischen Vereinsboss Kind, dem Aufsichtsrat, den Investoren und Dufner. Neben der sportlichen Perspektive ging es bei der Trennung von Slomka nämlich auch um viel Geld.

Die Beurlaubung ihres langjährigen Übungsleiters kommt dem Verein teuer zu stehen. So muss der Klub seinem beurlaubten Coach nach Informationen der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung eine im Arbeitsvertrag festgeschriebene Abfindung in Millionenhöhe zahlen. Hinzu kommen die Kosten für Slomkas ebenso scheidendes Trainerteam. Wer beim Trainingsauftakt am 5. Januar an der Seitenlinie stehen wird und mit 96 am 25. Januar beim VfL Wolfsburg in die Rückrunde startet, ist derweil völlig offen.

Nach der Absage von Wunschkandidat Thomas Schaaf ist die Liste möglicher Kandidaten lang. Namen wie die jobsuchenden Bruno Labbadia, Markus Babbel, Christian Gross und Michael Frontzeck werden an der Leine ebenso gehandelt wie die Zweitligatrainer André Breitenreiter (SC Paderborn), Markus Kauczinski (Karlsruher SC) und Frank Kramer (SpVgg Greuther Fürth).

"Wir werden uns über alle Kategorien unterhalten: erfahrene Trainer, im Abstiegskampf erfahrene Trainer, junge Konzepttrainer", hatte Kind kürzlich gesagt. Zudem kursiert mit Ralf Rangnick auch der Name eines alten Bekannten im Umfeld des Klubs. Rangnick, derzeit Sportchef bei RasenBallsport Leipzig und Red Bull Salzburg, hatte die Niedersachsen 2002 in die Bundesliga geführt. In jedem Fall wartet auf den neuen Mann eine knifflige Aufgabe.

Die Mannschaft ist nach der jüngsten Pleitenserie vollkommen verunsichert, agierte zuletzt meist planlos und ohne erkennbares Spielsystem. Von der gefürchteten Konterstärke, als Hannover mit seinem überfallartigen Angriffsfußball die Europa League rockte, ist das Team zurzeit meilenweit entfernt. Zudem wurde zuletzt immer wieder der Fitnesszustand der Spieler bemängelt - auf den Neuen wartet also viel Arbeit.

Die Trainerwechsel dieser Saison im Überblick:

26. August 2013: Nach einem Fehlstart trennt sich der VfB Stuttgart von Trainer Bruno Labbadia. Der mit großen Ambitionen gestartete VfB verlor in der Bundesliga seine ersten drei Partien. Der frühere Bundesligaprofi Thomas Schneider tritt noch am selben Tag als Labbadias Nachfolger bei den Schwaben an.

16. September 2013: Der ins Straucheln geratene Hamburger SV entlässt Trainer Thorsten Fink. Eine Woche später bestätigt der Verein die Verpflichtung von Bert van Marwijk.

7. Oktober 2013: Nach nur fünf Punkten aus den ersten acht Saisonspielen verkündet der 1. FC Nürnberg per Kurznachrichtendienst Twitter die Entlassung von Michael Wiesinger. Der glücklose Coach wird zwei Wochen später durch den Niederländer Gertjan Verbeek ersetzt.

27. Dezember 2013: Nach acht Auswärtspleiten in der Hinrunde trennt sich Hannover 96 am Tag nach Weihnachten von Trainer Mirko Slomka.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: