Trainersuche beim TSV 1860:Gewaltig schiefgelaufen

Lesezeit: 2 min

Ein 1860-Trainer mit Erfolg: Torsten Fröhling betreut seit 2013 die Löwen-U21. In dieser Saison hat er sie auf Platz zwei in der Regionalliga geführt. (Foto: Johannes Simon)
  • Mal wieder eine kuriose Wendung beim TSV 1860 München: Die erwartete Entlassung von Trainer von Ahlen dauert lange, plötzlich übernimmt U21-Mann Fröhling.
  • Investor Ismaik soll den geplanten neuen Trainer verhindert haben.
  • Hier geht's zur Tabelle der 2. Bundesliga

Von Markus Schäflein

Erst am Dienstag, 16.24 Uhr, durfte die Pressestelle vermelden, was seit Montagfrüh schon jeder an der Grünwalder Straße wusste: "Der TSV 1860 München trennt sich mit sofortiger Wirkung von Cheftrainer Markus von Ahlen." Sport-Geschäftsführer Gerhard Poschner wurde mit den Worten zitiert: "Wir bedauern sehr, dass Markus' Arbeit letztendlich nicht den Erfolg erzielt hat, den wir uns erhofft und unbedingt benötigt haben." Und nun? Wer war der Neue beim Fußball-Zweitligisten?

Man war davon ausgegangen, dass sich die Bestätigung der Demission von Ahlens so lange hinzog, weil der Klub seinen Nachfolger zeitgleich präsentieren wollte. Doch daraus wurde wohl nichts, "U21-Trainer Torsten Fröhling wird bis auf Weiteres das Training der Löwen übernehmen", stand da. Obwohl Poschner den Trainerwechsel schon im Laufe der vergangenen Woche vorbereitet hatte, wurde nun kein neuer externer Übungsleiter präsentiert. Das enorm wichtige Heimspiel gegen St. Pauli, einen direkten Konkurrenten um den Klassenverbleib (Samstag, 13 Uhr), rückt näher; womöglich wird Fröhling die Mannschaft bei dieser Partie auch coachen. Collin Benjamin wird ihn als Assistent unterstützen; der bisherige Co-Trainer Filip Tapalovic muss auch gehen.

Die naheliegende Lösung war eine ziemliche Überraschung, denn trotz des großen Erfolges, den Fröhling mit der Regionalliga-Mannschaft hatte, galt eine interne Lösung nach dem Scheitern des vorherigen Assistenztrainers Markus von Ahlen auch für einen Übergang als ausgeschlossen; zudem soll sich Fröhling nicht gerade aus eigenem Antrieb um den Posten gerissen haben. Und wäre der U21-Coach von Beginn an der Kandidat der Wahl gewesen, weshalb wurde es dann später Nachmittag, bis die Pressemitteilung kam?

Allerlei Namen waren an der Grünwalder Straße den Dienstag über herumgeschwirrt. Von Mike Büskens (Düsseldorf, Fürth) und Uwe Rösler, zuletzt beim englischen Zweitligisten Wigan Athletic beschäftigt, hätten sich die Sechziger Absagen geholt, wurde erzählt. Am Ende blieben von den kolportierten Kandidaten zwei übrig: der 50-jährige Michael Frontzeck (St. Pauli, Mönchengladbach) und Uwe Neuhaus, 55, zuletzt sieben Jahre bei Union Berlin, der sein Interesse sogar bei Sport1 bestätigte: "Ich wäre bereit, keine Frage."

Fest steht: Fröhling ist bereits als Notlösung gebrandmarkt, bevor er das Amt überhaupt übernimmt. Wie man damit umgeht, kann er bei Markus von Ahlen erfragen, der im Sommer für Ricardo Moniz Platz machen musste und dann nach dessen Demission doch wieder Cheftrainer war.

Dass sich die offizielle Bestätigung der Entlassung von Ahlens so lange hinzog, dass dann plötzlich Fröhling übernahm und offen gelassen wurde, wie lange er bleiben soll - all diese Umstände deuteten darauf hin, dass bei der Trainersuche irgendetwas gewaltig schief gelaufen war. Es verbreitete sich schnell das Gerücht, dass der jordanische Investor Hasan Ismaik den von 1860 vorgesehenen neuen Übungs- leiter auf den letzten Drücker abgelehnt habe. Ismaik hatte bereits im Winter 2012/13 für Aufsehen bei einer Trainersuche gesucht, als er Sven-Göran Eriksson in Giesing installieren wollte und einen gewaltigen Machtkampf auslöste.

Bekannt war ohnehin, dass sich Noor Basha, der Ismaik in München repräsentiert und zuletzt stets den umstrittenen Sportchef Poschner stützte, und das Präsidium um Gerhard Mayrhofer schon länger nicht mehr einig waren über sportliche Fragen. Nun schien es, als habe der Investor einen Kandidaten Poschners verhindert.

Womöglich wollten Mayrhofer und seine Kollegen aber auch einen eigenen Wunschtrainer durchsetzen. "Ich tue alles, damit der Verein überlebt", hatte der Präsident am Vortag noch zu demonstrierenden Fans am Vereinsgelände gesagt. An diesem Mittwoch will Poschner in einer Pressekonferenz Stellung zu der ungewöhnlichen Trainersuche nehmen.

© SZ vom 18.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: