Trainersuche beim TSV 1860:"Das lassen wir jetzt erst einmal sacken"

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Glaubt an den Aufstieg des TSV 1860 München: Friedhelm Funkel.

(Foto: Grombkowski/Getty)

1860-Trainerkandidat Friedhelm Funkel ist nach Gesprächen wieder abgereist. Die Liaison hängt offenbar an der Zustimmung des Investors Hasan Ismaik - denn ein weiterer Alleingang wäre für Geschäftsführer Schäfer und Sportchef Hinterberger ein großes persönliches Risiko.

Von Markus Schäflein

Am Mittwochmittag war Friedhelm Funkel wieder telefonisch erreichbar; das rund zweieinhalb Stunden lange Gespräch mit den trainersuchenden Verantwortlichen des Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München war beendet. "Ich sitze am Flughafen und fliege wieder nach Düsseldorf", teilte Funkel mit, euphorisch klang er dabei nicht gerade.

Sein Besuch in München hatte also noch nicht der Vertragsunterzeichnung gegolten, sondern eher einem vertieften Kennenlernen. "Wir haben über die allgemeine Situation gesprochen, das lassen wir jetzt erst einmal sacken und dann telefonieren wir morgen noch einmal", sagte der 59-Jährige. "Wir müssen jetzt mal abwarten."

Wer dachte, dass nach Funkels Ankunft in München alles ganz schnell gehen würde, sah sich getäuscht. Dass der Trainer das Amt prinzipiell gerne antreten würde, hat er längst durchblicken lassen. Dass Funkel ein erklärter Wunschkandidat von Sportchef Florian Hinterberger ist, ist ebenso wenig ein Geheimnis. Und schließlich erfüllt Funkel auch die Bedingung, die Vizepräsident Peter Helfer als Einstellungskriterium genannt hatte: Er hat Erfahrung darin, Mannschaften aus der zweiten Liga in die erste zu hieven.

Was also musste sacken? Was gilt es abzuwarten? Woran hakte die Liaison noch? Sicherlich geht es, wie in solchen Fällen üblich, ums Geld und die Vertragslaufzeit. Dass Funkel eher mäßiger Laune zu sein schien, als er Richtung Düsseldorf aufbrach, wird allerdings wohl vor allem mit der Meinung von 1860-Investor Hasan Ismaik zu tun haben.

Dessen Cousin und Statthalter Noor Basha hatte ja Einstellungskriterien genannt, die recht deutlich gegen Funkel sprachen - etwa den Wunsch, der neue Trainer solle die Grünwalder Straße zu einem Ziel für Autogrammjäger machen.

Ein enormes persönliches Risiko für Schäfer und Hinterberger

Dass die 1860-Führung die Meinung Ismaiks einbeziehen will, bestätigte Vizepräsident Peter Helfer: "Wir warten auf sein Signal." Natürlich könnte die 1860-Führung mit dem Präsidium um den weiter in Dänemark urlaubenden Präsidenten Gerhard Mayrhofer, Geschäftsführer Robert Schäfer und Hinterberger die Verpflichtung Funkels auch ohne Ismaiks Zustimmung fix machen. Doch für die nächste Lizenzierungsrunde wird wohl wieder Geld aus Abu Dhabi benötigt. Denn der zuletzt in höchster Not eingefädelte Deal mit dem Sportrechtevermarkter Infront war eine einmalige Hilfe, die sich so nicht wiederholen wird. Und vor allem für Schäfer und Hinterberger würde ein Alleingang in der Trainerfrage ein enormes persönliches Risiko bedeuten.

Schließlich hatten sich die beiden gegen den ausdrücklichen Willen des Investors für den recht eindrucksvoll gescheiterten Alexander Schmidt entschieden. Geht nun ihr zweiter Alleingang schief, wären sie angesichts der Stimmung bei den Anhängern kaum mehr in den Ämtern zu halten. Und schief gehen heißt an der Grünwalder Straße ja schon, herrlich verrücktes Sechzig: nicht aufsteigen.

Die Frage, ob ein Trainer die Mannschaft überhaupt für aufstiegstauglich hält, spielt bei der Kandidatensichtung laut Helfer ja eine entscheidende Rolle. Da kam Funkel eine Aussage aus der Vergangenheit zugute. "Ich habe schon vor der Saison die Einschätzung abgegeben, dass 1860 in der Spitzengruppe mitspielen kann", betonte er. Wenn Funkel nun also versprechen muss, in München den sechsten Bundesliga-Aufstieg seiner Karriere schaffen zu können, kann er seine Überzeugung von der Qualität der Mannschaft zumindest belegen.

Allerdings belegte er - in einer Saisonvorschau im Juli in der tz unter dem Titel "Funkel macht den Aufstiegs-Check" - auch seine Meinung zum Rundum-Theater in München. "Das große Problem bei den Löwen ist ja seit Jahren die Unruhe, das nervt sogar mich aus der Entfernung", wurde er damals zitiert. "Wenn dieser Scheich in den nächsten Monaten zur Abwechslung mal die Klappe hält und die Leute in Ruhe arbeiten lässt, dann kann das was werden." Im Internet ist der Artikel noch zu finden - da darf man davon ausgehen, dass Ismaik von der Zusammenarbeit mit Funkel zumindest noch überzeugt werden muss. Und umgekehrt gilt das auch.

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