David Beckham wird Los Angeles verlassen, so viel steht fest, und fest steht auch, dass er seine Karriere noch nicht beenden wird. Ihr Klient sortiere derzeit die Angebote, heißt es aus Beckhams Management, ergebnisoffen, wie man hört. Dieser Zusatz dürfte in den Finanzzentren des Fußballs als Aufforderung zum Wettbieten verstanden werden, in Dubai, Russland, Paris und München-Giesing. Wie selbstverständlich auch Beckham weiß, ist dies die Heimat des Traditionsklubs eighteen-sixty, der Reichen und Schönen eine angemessene Location bietet, das so called Löwenstüberl.
Dort könnte Beckham, 37, bald Espresso trinken, falls Werner Lorant noch einen übrig gelassen hat, und später würde er die Elf gegen Sandhausen ins Feld führen, und er würde dabei Plänen folgen, die der große Stratege Sven-Göran Eriksson ausgeknobelt hat.
So ungefähr könnte das kommen, wenn es so kommt, wie Hasan Ismaik das möchte, der jordanische Investor des Zweitligisten TSV 1860. Eriksson, 64, der zuletzt mit beachtlichem Misserfolg die mexikanische und ivorische Nationalelf sowie Leicester City und Tero Sasana (Thailand) betreute, hat jetzt zum zweiten Mal in Serie ein Löwen-Spiel besucht, er gilt allen Ernstes als Wunschkandidat des Geldgebers. Eriksson hat Beckham übrigens tatsächlich mal ins Gespräch gebracht, damals, als ihm ein als Scheich getarnter Boulevardreporter einen Job bei Aston Villa schmackhaft machte - verbunden mit der Zusage, in großem Stil shoppen zu dürfen.
Eriksson auf der Tribüne von Union Berlin, das ist der Beweis, dass das Leben die besten Glossen schreibt, hier zeigt sich wunderbar zugespitzt, wie der globalisierte Fußball funktioniert. Im Schatten des 13. Spieltags lässt sich eine für die Liga hoch interessante Fallstudie verfolgen: Eriksson gibt jener sonst so technokratisch geführten 50+1-Debatte ein Gesicht. Nun lässt sich erahnen, was passieren könnte, wenn ein Kapitalanleger mehr als jene erlaubten 49 Prozent der stimmberechtigten Anteile eines Profiklubs erwerben würde.
Ein für seine Jugendarbeit geschätzter Klub wie 1860 müsste schutzlos mit ansehen, wenn im neunten Stock eines Businesskomplexes in Abu Dhabi ein vermeintlicher Welttrainer installiert würde, der für monumentale Gehälter und Folgekosten berüchtigt ist, die irgendwann als nachrangige oder sonstwie betitelte Darlehen doch wieder beim Klub landen würden.
Ohne sich in die Details der Sperrklausel zu vertiefen, darf man behaupten, dass die 50+1-Regel der Gewinner der Woche ist. Zumal nach dieser Woche ja auch das Gegenargument nicht mehr sticht: jenes, wonach deutsche Klubs in Europa ohne Investor chancenlos wären.