Trainerfrage in Stuttgart:Magath läuft sich beim VfB warm

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Nun in Japan tätig: Felix Magath. (Foto: Andreas Gebert/dpa)
  • VfB-Sportdirektor Robin Dutt sucht nach einer dauerhaften Lösung für den Cheftrainer-Posten bei Stuttgart.
  • Am Wochenende war Felix Magath zu Besuch im Stadion. Ist er ein Kandidat?
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Von Frieder Pfeiffer, Stuttgart

Leicht erklomm er die Stufen, mit einem breiten Lächeln, das die Spieler, die für ihn in all den Jahren mit Medizin- bällen bepackt Treppen hinaufgesprintet waren, eher selten auf den Lippen hatten. Felix Magath genoss seinen Auftritt in Stuttgart, denn natürlich hörte man die Zuschauer auf der Haupttribüne hier und da raunen: "Genau so einen brauchen wir."

Im Ländle wächst die Sehnsucht nach traditioneller Malocher-Mentalität auf der Bank. Mehr Medizinball wagen - dieser bei den schwäbischen Bruddlern verbreiteten Meinung ist auch der Fußballlehrer Magath selbst. Vor gut zehn Jahren hatte er den VfB in die Champions League geführt. Nun bringt sich Magath so kompromisslos offensiv in Stellung wie Alexander Zorniger die Stuttgarter zu Saisonbeginn auf Abwehrreihen zustürmen ließ. Letzteres ging letztlich nicht gut. Und auch Magaths Chancen sind eher gering.

Robin Dutt spielt auf Zeit

Die VfB-Verantwortlichen würden grundsätzlich gerne an ihrem mit Zorniger eingeschlagenen offensiven Weg festhalten. Und deswegen halten sie vorerst auch an Interimscoach Jürgen Kramny fest, der am kommenden Freitag in Mainz wieder auf der Bank sitzen wird. Sportdirektor Robin Dutt lässt sich nicht hetzen bei der Trainersuche. Er weiß, die Entscheidung dürfte die wichtigste seiner bisherigen Zeit in Stuttgart sein.

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Die solide Übergangs- lösung Kramny verschafft ihm Zeit, also versucht er sie wo es geht zu stärken. Den richtigen Ton im Umgang mit den Spielern treffe der frühere Coach der zweiten Mannschaft, lobte Dutt, und verriet damit mehr über Zorniger als über Kramny.

Auf dem Platz sind die Unterschiede zwischen beiden Trainern offensichtlich. Das Team habe Geschenke verteilt wie der Nikolaus, ließen die Fans während des Spiels via Banner wissen. Beim 1:1 gegen durchaus nicht übermächtige Bremer agierten die Stuttgarter nun phasenweise in einem vorsichtigen 4-3-2-1. Das war an diesem zweiten Advent auch in seiner Umsetzung ein betont schlichter Tannenbaum.

Wo bei Zorniger noch deutlich mehr taktisches Schischi war, wird bei Kramny der Gegner erst auf Höhe der Mittellinie angegriffen. Die Verteidigungslinien rücken eng zusammen, bei Ballbesitz lässt sich der Sechser Serey Dié zur Absicherung zwischen die Innenverteidiger fallen. Weit weg von einem Libero ist das gar nicht mehr. Bis zur Halbzeitpause hatten die Stuttgarter im Kellerkampf damit durchaus Erfolg. Die Führung in der 33. Minute durch Lukas Rupp war verdient.

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"Wir hatten den Gegner im Griff", meinte Kramny, der monierte, das zweite Tor nicht nachgelegt zu haben: "Wenn es 2:0 steht, fällt das 3:0 leichter." Doch es stand eben 1:0, als sich der VfB in Halbzeit zwei wohlig zurücklehnte. Die Bremer erwachten, auch weil sie laut Kramny "so blind auch nicht waren". Anthony Ujah verwertete schließlich folgerichtig einen unglücklich abgefälschten Ball im VfB-Strafraum (71.). "Der Ausgleich hat uns aus der Bahn geworfen", sagte Kramny.

"Bupp" soll es bald machen

Er vermisste an diesem Tag das "Spielglück". Das hätte sich durchaus auch sein trotz allem "zufriedener" Kollege Viktor Skripnik wünschen können, dessen Team immerhin ein fälliger Elfmeter verwehrt wurde (30.). Kurz nach der Pause verletzte sich zudem Antreiber Zlatko Junuzovic, für den die Hinrunde nach eine Schultereckgelenkssprengung beendet ist.

Ein "Sechs-Punkte-Spiel" hatte Stuttgarts Sportdirektor Robin Dutt die Partie des nun 17. gegen den 15. genannt. Am Ende wurden zwei Punkte verteilt. Mehr hatte diese Partie auch nicht verdient, was für die Stuttgarter, die so langsam den Anschluss verlieren, deutlich schmerzhafter war. Kramny wird es dennoch weiter auf seine Art versuchen, "irgendwann muss es auf dem Platz "bupp" machen".

Die Bupp-Taktik ist allerdings kein langfristiger Ansatz, für den stehen unter anderem Pierluigi Tami von Grasshopper Zürich, der frühere VfB-Spieler Murat Yakin und Sandhausens Coach Alois Schwarz, immerhin gebürtiger Schwabe. Dutts Kandidaten-Liste ist lang und nur eines ist klar: Das Team wird voraussichtlich mit dem siebten Trainer seit 2013 in die Rückrunde gehen.

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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