Am Tag nach dem Ende der Epoche Thomas Schaaf haben in Bremen die Aufräumarbeiten begonnen. Es geht um die Nachfolge des dienstältesten Bundesliga-Trainers, der nach dem Ende seiner 14-jährigen Dienstzeit beim SV Werder angeblich nach Österreich geflohen ist, um sich von dem Abschieds-Schock zu erholen.
Während die Profis vor dem letzten Saisonspiel beim 1. FC Nürnberg unter Aufsicht der bisherigen Schaaf-Assistenten Wolfgang Rolff und Matthias Hönerbach übten, hatte Vorstandchef Klaus Filbry das Ziel dieser Suche im NDR längst so beschrieben: Man brauche jemanden, "der Aufbruchstimmung erzeugen kann". Es werde eine externe Lösung sein, "um einen positiven Einfluss von draußen zu bekommen". In den nächsten zwei bis vier Wochen, rechnet Filbry, soll die Königspersonalie gelöst sein.
Sportdirektor Thomas Eichin, der ebenfalls eine schnelle, aber nicht übereilte Lösung anstrebt, hat längst eine Liste mit möglichen Schaaf-Nachfolgern erstellt. Es gebe aber einen Wunschkandidaten, ließ er wissen. Das Gerücht, er suche einen "Jungen Wilden" als neuen Coach, konterte Eichin: "Es geht nicht darum, ob jemand jung oder erfahren ist. Es geht darum, den Richtigen zu finden." Jemanden, der den Aufbruch in die neue Werder-Zeit nach dem Langzeit-Duo Thomas Schaaf/Klaus Allofs mit Verve vertreten kann und deshalb eine andere Art als sein Vorgänger haben soll. "Wir wollen einen Neuanfang. Und ein Neuanfang ist auch mit einem neuen Typen verbunden", unterstrich Eichin.
Reaktionen auf Trennung von Schaaf:"Der Moment geht unter die Haut"
Spieler und Gönner von Werder Bremen reagieren emotional auf die Trennung von Thomas Schaaf. Sie loben ihn als außergewöhnlichen Trainer - eine besondere Würdigung erfährt Schaaf durch den Schriftsteller Moritz Rinke.
Mit Namen ist der neue starke Mann in Bremen schon überhäuft worden. Derzeit werden folgende Anwärter gehandelt, von denen es womöglich keiner wird: Heiko Vogel, 37, der im Oktober als Trainer des FC Basel abgelöst wurde. Der Pfälzer trainierte Jugendmannschaften des FC Bayern und war später Assistent von Thorsten Fink in Basel, den er nach dessen Wechsel zum Hamburger SV beerbte. Steffen Freund, Ex-Nationalspieler, Coach der U17 beim DFB und derzeit bei Tottenham Hotspur Co-Trainer.
Auch Mike Büskens, der kürzlich bei der SpVgg Greuter Fürth entlassene Aufstiegstrainer wurde genannt. Und Ralph Hasenhüttl, der Übungsleiter des VfR Aalen, der mit wenig Geld als Aufsteiger Tabellenachter der zweiten Liga geworden ist. Wenig Chancen werden hingegen Stefan Effenberg eingeräumt, der einst mit Eichin für Borussia Mönchengladbach spielte. Effenberg kann noch auf keine Praxis im Trainerjob verweisen.
Vielleicht hilft, wie die Kreiszeitung Syke vermutet, jemand bei der Suche, der selbst den Job des Sportdirektors hätte antreten können: Marc Kosicke. Der Trainerberater dürfte sich auch im Bereich Trainertalente gut auskennen. Angeblich soll er Werder nach seiner Absage auch Thomas Eichin empfohlen haben. Nur eines darf Eichin nicht passieren: Nach dem Abgang von Otto Rehhagel 1995 dauerte es viereinhalb Jahre mit vier erfolglosen Trainern, bis der Verein in Thomas Schaaf jemanden fand, mit dem er wirklich die Zukunft planen konnte.