Trainer von Real Madrid:Zidane überstrahlt alle

Juventus v Real Madrid - UEFA Champions League Final

Zinedine Zidane nach dem Champions-League-Sieg mit Real Madrid.

(Foto: Getty Images)

Reals Titelverteidigung in der Champions League ist die Vollendung für "Zizou". Zidane rächt sich damit auch für abwertende Kommentare aus Italien.

Kommentar von Birgit Schönau

Noch nie hat es in der Geschichte der Champions League einen Titelträger gegeben, der den Pokal auch im Folgejahr gewinnt. Real Madrid ist das nun gelungen, mit einem 4:1-Sieg in einem spannenden Finale gegen Juventus Turin. Kein Zweifel, dass sich hier die beiden derzeit besten Mannschaften Europas gegenüber standen. Kein Zweifel aber auch, dass die Madrilenen ihren Triumph verdient haben.

Hier standen überragende Taktik gegen hervorragende Techniker, Kollektiv gegen Künstler, Gigi Buffon gegen Cristiano Ronaldo. Am Ende gewannen bessere Nerven und flinkere Füße. Der Portugiese hatte angekündigt, den Italienern zwei Tore zu verpassen - und hielt tatsächlich Wort. Es war sein Sieg, wieder einmal, aber selbst der große CR7 wird überstrahlt von einem Mann, der nun als Trainer vollendet, was er als Spieler einst begonnen hatte: Zinédine Zidane.

Der Fußballer Zizou hatte dereinst gegen den Torwart Buffon ein Finale verloren, auf derart traumatische Art, dass man glauben musste, der Franzose sei für immer aus dem Spiel und seine Karriere endgültig vorbei. 2006 war das, im WM-Endspiel von Berlin, bei dem Zidanes Kopfstoß gegen den Italiener Materazzi Fußballgeschichte schrieb. Damals wurde Italien Weltmeister und der Spieler Zidane nahm nicht nur seinen Abschied. Er tauchte regelrecht unter.

Jetzt traf er wieder auf Buffon und auf seinen alten Klub Juventus. Mit Juve hatte Zidane zu seiner aktiven Zeit zwei Champions-League-Finals verloren, mit Real Madrid eins gewonnen. Als er im vergangenen Jahr zum ersten Mal als Trainer den Pokal holte, hatte er die Mannschaft mitten in der Saison von Rafael Benítez übernommen. Jetzt, endlich, ist es gänzlich sein Team.

Wie sehr, konnte man sehen, als die Königlichen nach der Pause auf den Platz zurückkehrten. Es stand 1:1, auf den Führungstreffer von Cristiano Ronaldo hatte Mario Mandzukic mit einem wunderbaren Fallrückzieher geantwortet, vielleicht das schönste Tor in dieser Saison. Juventus hatte weitgehend das Spiel kontrolliert, die furchterregende Real-Offensive war von den Turiner Routiniers ohne allzu große Aufregung ausgebremst worden.

Und dann kam alles anders. Als seien die Madrilenen in der Pause reihenweise mit einer Injektion Selbstbewusstsein gedopt worden. Sie kamen und überrollten eine Juve, die in ihrem zweiten Finale seit 2015 erkennen musste, dass man mit der besten Defensive des Turniers bis zum Schluss mitspielen kann. Aber nicht gewinnen. Das Gesicht von Gigi Buffon nach dem 2:1 von Casemiro, unglücklich abgefälscht von einem bis dato souveränen Sami Khedira, sprach Bände: Es war vorbei.

Dann erfüllte Cristiano Ronaldo sein Versprechen und lieferte tatsächlich den Doppelpack. Und die Preußen Italiens mussten sich ausgerechnet jenem Mann geschlagen geben, über den der legendäre "Avvocato" Gianni Agnelli einst gesagt hatte: "Zizou war für uns eher unterhaltsam als nützlich." Dieser abwertende Kommentar ist Zinedine lange nachgegangen. In Cardiff hat er sich gründlich dafür gerächt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: