Trainer von Novak Djokovic:Boris Beckers große Gelegenheit

Tennis: Boris Becker wird Trainer von Novak Djokovic

Ein neues Doppel mit Akteuren, die sich schon einige Male begegnet sind: Novak Djokovic (links) im Februar 2012 bei der Verleihung eines "Laureus" durch Boris Becker (rechts).

(Foto: Getty Images for Laureus)

Dass Novak Djokovic den früheren Tennishelden Boris Becker engagiert, ist vor allem ein Experiment. Beckers Referenzen als Trainer sind miserabel. Nun kann er zeigen, dass er dem Geschäft rund um das Spiel doch gewachsen ist. Zuletzt waren daran viele Zweifel aufgekommen.

Ein Kommentar von René Hofmann

Es gibt zwei schöne Beispiele, wie es laufen kann, wenn sich ein bekannter Tennisspieler einen einstmals bekannten Tennisspieler als Trainer an die Seite holt. Das eine Beispiel ist Andy Murray. Der Schotte hatte irgendwann genug davon, in Grand-Slam-Endspielen meist als Geschlagener vom Court zu gehen. Er suchte Hilfe bei Ivan Lendl, und siehe da: Im Sommer gewann Murray das Turnier, das nicht nur in Großbritannien als das wichtigste wahrgenommen wird - Wimbledon. Gutes von gestern plus Gutes von heute gleich doppelt gut. Manchmal stimmt das. Manchmal auch nicht.

Das Gegenbeispiel lieferte die Russin Maria Scharapowa. Sie wandte sich an den legendären Amerikaner Jimmy Connors - in der Hoffnung, ihre Titelsammlung auffrischen zu können. Doch bevor die beiden miteinander warm wurden, war das Miteinander schon wieder vorbei.

Nun also haben sich Novak Djokovic und Boris Becker zusammengetan. Das ist erst einmal vor allem eines: ein Experiment. So, wie die vergangene Saison lief, drängte sich der Eindruck, dass Djokovic unbedingt einen neuen Impuls benötigt, nicht unbedingt auf. Zum Abschluss bezwang er im Endspiel des ATP-Finals immerhin Rafael Nadal, die Nummer eins der Welt, 6:3, 6:4. Wie Djokovic auf Becker kam, was er sich von ihm verspricht - das bleibt zunächst ein Rätsel.

Becker hat kaum Erfahrung als Trainer. Doch nicht nur das. Seine wenigen Referenzen in dem Bereich sind miserabel. Das von ihm initiierte Junioren-Team zerfiel, als Davis-Cup-Teamchef hinterließ er 1999 eine tief zerstrittene und traumatisierte Mannschaft. Becker war der Rollenwechsel damals schlicht nicht geglückt.

Er hatte nicht verstanden, dass neben den Linien andere Fähigkeiten gefragt sind als die, mit denen er zwischen den Linien so viele Erfolge erzwungen hatte. Dass ein Trainer sich gelegentlich klein machen muss, um seinen Schützlingen zu Großem zu verhelfen. Ob Becker dies inzwischen verstanden hat und auch beherzigt - das wird spannend zu beobachten sein.

Für Becker selbst bietet die Rückkehr auf seinen angestammten Spielplatz eine große Gelegenheit. Er kann zeigen, dass er das Spiel immer noch beherrscht und dem Geschäft, das rundherum blüht, doch gewachsen ist. Zuletzt waren daran viele Zweifel aufgekommen.

So manche Blamage wird in Vergessenheit geraten, wenn Becker Djokovic zu Erfolgen führt. Glückt ihm aber auch das nicht, steht er noch beschädigter da. Für das Publikum bietet die Personalie vor allem eines: einen zusätzlichen Reiz.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: