Am späten Samstagnachmittag saß Pep Guardiola im Niedersachsenstadion alias HDI Arena von Hannover 96 und beging den letzten Sieg des FC Bayern im letzten Spiel des Jahres 2015, ein schlichtes 1:0. Er war erstklassig gekleidet, wie immer: dunkler Anzug, beigefarbener Pullover, weißes Hemd, violette Krawatte. Bei der Pressekonferenz fiel auf, dass sein graubärtiger und nahezu kahl geschorener Charakterkopf dem des Kollegen Michael Frontzeck nicht unähnlich ist, aber natürlich wirkt Dressman Guardiola wie ein Guru und Frontzeck eher wie ein Feldarbeiter in Trainingsjacke.
Vorstandsboss Rummenigge lobt, dass Nachfolger Ancelotti "mit Stars umgehen kann"
Dieser schmale Katalane hat es tatsächlich geschafft, dass trotz einer Mannschaft voller Nationalspieler alle auf ihn schauten: den Trainer. Es hatte sich ja bis in dieses Betonoval herumgesprochen, dass er München im Sommer 2016 nach drei Jahren verlassen und vom Italiener Carlo Ancelotti beerbt werde. Die Meldung machte seit Tagen die Runde, aber das Geheimnis auflösen wollte Guardiola in Hannover noch nicht, Rätsel gehören zu seiner Aura.
"Morgen", erwiderte er erst auf die Frage, ob das angekündigte Gespräch mit Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge am Sonntag stattfinden werde, und dann: "Wir haben heute gesprochen, im Bus, wir können am Flughafen sprechen. Wir sprechen immer, wenn wir uns sehen." Aber es gab nicht mehr viel zu besprechen. Guardiola flog am Sonntag in die Weihnachtsferien nach Barcelona, Rummenigge verkündete erwartungsgemäß dessen Abschied.
Zukunft von Guardiola gibt Rätsel
"Wir sind Pep Guardiola dankbar für alles, was er unserem Verein seit 2013 gegeben hat", ließ sich der Vorstandsboss in einer Mitteilung zitieren, die am Sonntagmittag um Punkt 12 Uhr bestätigte, was sich in den vergangenen Wochen angedeutet hatte. Auch Rummenigge wusste im Bus, am Flughafen, natürlich schon lange Bescheid, das entscheidende Gespräche hatte da schon längst stattgefunden. Guardiola wehrte sich in Hannover nur noch dagegen, die Ergebnisse selbst zu verkünden. Ein Rätsel bleibt nun vorerst nur noch, was der Trainer von Juli an machen wird und ob er tatsächlich, wie allgemein erwartet, zu Manchester City gehen wird.
Auch dass Ancelotti, 56, auf Guardiola folgen werde, war ja durchgesickert, die Personalie war keine Überraschung - es war, angesichts der anderen verfügbaren Trainer auf dem deutschen und internationalen Trainermarkt, fast die einzige, zumindest aber eine logische Entscheidung. "Carlo ist ein ruhiger, ausgeglichener Fachmann, der mit Stars umgehen kann und einen variantenreichen Fußball spielen lässt - das haben wir gesucht, das haben wir gefunden", sagt Rummenigge über den Italiener, der die Champions League, jenen Titel, der Guardiola in München noch fehlt, zweimal mit dem AC Mailand und einmal mit Real Madrid gewinnen konnte.
Ancelotti, der einen Dreijahresvertrag unterschrieben hat, sagt in der Mitteilung vom Sonntagmittag, dass er "sehr geehrt" sei, Trainer des "großen FC Bayern" sein zu dürfen. Auf seinem Twitter-Account schreibt er, der zuletzt auch mit Zenit St. Petersburg und dem FC Chelsea in Verbindung gebracht wurde, am Sonntag zudem unter der Überschrift "Danke!": "Als ich vom Interesse des Klubs an mir erfuhr, kam für mich auch kein anderer Klub mehr in Frage." Schließlich wünscht er noch dem Verein und "meinem Freund Pep Guardiola alles erdenklich Gute für den Rest dieser Saison".