Tragödien im Fußball:Der Tod auf dem Rasen

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Ein Fußballer stirbt auf dem Platz, ein anderer muss wiederbelebt werden, ein dritter wird ins Koma versetzt. Drei Unglücke in zwei Tagen irritieren die Fußballwelt.

David Binnig

Nduka Anyawu spielt nach vorne - als sein Herz aufhört zu schlagen. Der Verteidiger bricht auf dem Fußballplatz zusammen. Mitten in einem Angriff, mitten im Leben. 45 Minuten lang versuchen die Ärzte ihn wiederzubeleben. Vergebens. Anyawu stirbt noch auf dem Rasen. Er wurde 30 Jahre alt.

Das Unglück: Emiliano Dudar (Mitte) stösst mit seinem Teamkollegen Francois Affolter zusammen. Das Resultat: Der Verteidiger der Young Boys Bern musste in ein künstliches Koma versetzt werden. (Foto: dpa)

Sein Tod ist eine von drei Tragödien, die sich an den vergangenen beiden Tagen auf Fußball-Plätzen abgespielt haben. Am Montagabend brach Evander Sno, ein Mittelfeldspieler von Ajax Amsterdam, während eines Spiels mit der Reserve-Mannschaft zusammen. Auch sein Herz stand still. Die Ärzte brauchten vier Versuche - dann schafften sie es, ihn wiederzubeleben. Sno ist 23 Jahre alt. Inzwischen ist sein Zustand stabil. Er verdankt sein Leben dem raschen Eingreifen der Ärzte und dem eingesetzten Defibrillator.

"Eine heldenhafte Tat"

"Hätten die Teamärzte nicht so schnell reagiert, wäre Evander nicht mehr am Leben. Die Ärzte waren 15 Minuten auf dem Feld. Das war eine heldenhafte Tat von ihnen", sagte Snos Trainer, Albert van der Dussen - und: "Evander hatte so viel Glück." Sno ist mittlerweile wieder bei Bewusstsein. Die erste Diagnose: Herzstillstand. Evander Sno galt vor einigen Jahren als holländischer Hoffnungsträger, er war U21-Nationalspieler und nahm an den Olympischen Spielen 2008 in Peking teil.

Nduka Anyawu hatte kein Glück. Sein Herz fing trotz aller Bemühungen der Ärzte nicht wieder an zu schlagen. Der nigerianische Verteidiger spielte einst für die Amateure von Eintracht Frankfurt und Dynamo Dresden. Am Sonntag starb er auf dem Fußball-Platz von Queichhambach - während eines Spiels für seinen Verein, den rheinland-pfälzischen Bezirksligisten SV Geinsheim. "Nduka war so ein lebensfroher Junge und topfit. Der Notarzt konnte nichts mehr für ihn tun", sagte Geinsheims Vorstandsmitglied Ursula Kästel nach der Tragödie. Die Todesursache ist noch unklar.

Ein weiteres Unglück geschah am Sonntag in der Schweiz: Emiliano Dudar von den Young Boys Bern - dem Gegner des VfB Stuttgart in der Europa League - musste in ein künstliches Koma versetzt werden. Der Verteidiger hatte sich bei einem Zusammenprall mit seinem Mitspieler Francois Affolter schwere Kopfverletzungen zugezogen. Doch die erste Diagnose zeigte, dass er Glück im Unglück hatte: Nasenbeinbruch und schwere Gehirnerschütterung. Inzwischen wurde der 29-Jährige schon wieder aus dem Koma aufgeweckt.

Keine Rettung

Der Tod auf dem Rasen ist kein neues Phänomen - aber medizinisch noch immer rätselhaft. So kollabierte Marc Vivien Foé 2003 während eines Länderspiels für Kamerun. Die Diagnose: plötzlicher Herztod beim Sport. Als häufigste Auslöser dieses plötzlichen Herzversagens gelten angeborene Herzfehler, Koronar-Anomalien und Entzündungen des Herzmuskels. 2004 erlitt der ungarische Nationalspieler Miklós Fehér in einem Ligaspiel für Benfica Lissabon einen tödlichen Herzinfarkt, als der Schiedsrichter ihm wegen Zeitspiels die Gelbe Karte zeigte. Vor laufenden Fernseh-Kameras. Fehér wurde 24 Jahre alt.

Im selben Jahr starb der Portugiese Bruno Baião, im Alter von 18 Jahren. Der Nachwuchsspieler von Benfica Lissabon hatte in der Woche vor seinem Tod zwei Herzstillstände - und fiel in ein Koma, aus dem er nicht mehr erwachte. Der spanische Nationalspieler Antonio Puerta wurde nur 22 Jahre alt. Er hatte 2006 und 2007 mit dem FC Sevilla den Uefa-Cup gewonnen. Am 25. August 2007 kippte er beim Ligaspiel gegen den FC Getafe um, drei Tage später starb er im Krankenhaus.

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