Tragödie bei Olympischen Spielen:Rodler stirbt nach Sturz

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Erster Todesfall in der Geschichte der Winterspiele: Wenige Stunden vor der Eröffnungsfeier starb der 21-jährige, georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili nach einem fürchterlichen Sturz.

Tod, Tränen, Trauer: Olympia weint um den ersten toten Sportler in der Geschichte der Winterspiele. Wenige Stunden vor der Eröffnungsfeier in Vancouver starb der Rodler Nodar Kumaritaschwili. Der 21-Jährige aus Georgien erlag seinen schweren Verletzungen, die er bei einem Horror-Sturz im Abschlusstraining am Freitag erlitten hatte.

Nodar Kumaritaschwili: Der 21-Jährige aus Georgien erlag seinen schweren Verletzungen, die er bei einem fürchterlichen Sturz im Abschlusstraining erlitten hatte. (Foto: Foto: dpa)

Die Helfer vor Ort leiteten zwar sofort Reanimierungsmaßnahmen ein, doch kam jede Hilfe zu spät. Die olympische Familie steht unter Schock. "Unsere ersten Gedanken gelten seiner Familie, seinen Freunden und den anderen Athleten", sagte IOC-Präsident Jacques Rogge: "Die olympische Familie ist betroffen über diese Tragödie, die einen Schatten auf die Spiele wirft."

Kämpfen für den toten Teamkameraden

Um 12.08 Uhr Ortszeit (21.08 Uhr MEZ) hatte der wiedergewählte IOC-Vizepräsident Thomas Bach die traurige Nachricht bestätigt: "Das ist tragisch. Die ersten Gedanken sind bei seiner Familie und seiner Mannschaft."

Die in Tränen aufgelöste Mannschaft Georgiens erwog nach der Tragödie sogar den Rückzug von den Winterspielen. Noch am Freitagabend erklärte der Sport- und Kulturminister Georgiens, Nikolos Rurua, aber, man habe sich entschieden, trotz des tragischen Vorfalls an den Spielen teilzunehmen. Das Team wolle seine Auftritte in Kanada "dem gestorbenen Kollegen widmen".

Auch die Rodelwettbewerbe werden nicht abgesagt, sondern am Samstag wie geplant fortgeführt. Das teilte der Rodel-Weltverband FIL am späten Freitagabend mit. Demnach findet am Samstagmorgen ein Training der Herren statt, im Anschluss folgt das Damentraining. Um 17 und 19 Uhr (Ortszeit) werden dann die ersten beiden Durchgänge des Männer-Wettbewerbs ausgetragen, im Anschluss steht noch das Training der Doppelsitzer auf dem Programm.

Allerdings werden derzeit am schnellsten Eiskanal der Welt noch Umbaumaßnahmen durchgeführt, um die Sicherheit zu verbessern.

Gespenstische Stille nach dem Sturz

"Das ist ein Schock und sicherlich nur schwer zu verarbeiten", hatte Deutschlands Rodel-Legende Georg Hackl unmittelbar nach dem Unglück sichtlich bewegt gesagt. Der Physiotherapeut der deutschen Rodler Klaus Alt war fassungslos: "Durch einen Fahrfehler ist er kurz vor dem Ziel aus der Bahn katapultiert worden."

Kumaritaschwili war in der "Thunderbird"-Kurve, der letzten der 16 Kurven des 1374 Meter langen Hochgeschwindigkeitskurses, in große Schwierigkeiten geraten. Nach der Ziellinie flog er dann aus der Eisrinne und mit Rücken und Hinterkopf gegen einen ungeschützten Stahlträger, an dem das Dach über der Bahn befestigt ist. Der Georgier raste an der Unglücksstelle mit 144,3 km/h durch die Eisrinne. Sofort wurde an der Bahn die Musik abgeschaltet, es herrschte gespenstische Stille.

Raimund Bethge kritisierte sofort nach dem Sturz die Beschaffenheit der Rodelbahn: "Alle Fachleute, die von Anfang an mit der Bahn zu tun hatten, haben vor der hohen Geschwindigkeit gewarnt", sagte der Cheftrainer Bob und Skeleton. "Das ist der Ober-GAU. Alle Fachleute die von Anfang an mit der Bahn zu tun hatten, haben vor der Geschwindigkeit gewarnt".

Herausforderung für alle Fahrer

Ähnliche Kritik hatte zuvor schon Weltverbands-Präsident Joseph Fendt geübt: "Die Bahn ist zu schnell. Wir hatten sie für maximal 137 Stundenkilometer geplant. Aber sie ist fast 20 Stundenkilometer schneller. Wir sehen das als Planungsfehler."

Wenige Minuten vor dem Unfall des Georgiers war auch Top-Favorit Armin Zöggeler (Italien) im Abschlusstraining gestürzt. Bereits am Donnerstag kam die Rumänin Violeta Stramaturaru bei ihrem Trainingslauf auf der Hochgeschwindigkeitsbahn zu Fall. Sie war für kurze Zeit bewusstlos.

Es war schon lange bekannt, dass die Rinne für die Bob-, Rodel- und Skeleton-Wettbewerbe in Whistler eine besondere Herausforderung darstellt. Schon am Donnerstag war Andi Langenhan im Training gestürzt. "Das war heftig. Und es tat extrem weh", sagte der 25-Jährige. Beim Weltcup-Finale 2009 und bei der internationalen Trainingswoche zu Beginn des Olympiawinters war es immer wieder zu Stürzen gekommen, die Athleten hatten teils große Probleme.

Der Hochgeschwindigkeitskurs ruft selbst bei den Besten der Zunft großen Respekt hervor, die Angst vor schweren Stürzen fährt bei der Medaillenjagd immer mit. "Es hängt natürlich immer von den Witterungsbedingungen ab, aber über 155 Stundenkilometer werden wir schon erreichen", sagt der Rodel-Olympiasieger Armin Zöggeler. Den bisherigen Weltrekord hält Rodel-Weltmeister Felix Loch. Der 20-Jährige aus Berchtesgaden stürzte sich im vergangenen Jahr beim Weltcup-Finale mit 153,98 Stundenkilometer die Strecke in Whistler hinunter.

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