Tour de Ski:Zweite Wahl

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Nicole Fessel, 34.

(Foto: Sven Simon/imago)

Der Wettbewerb im Ski-Langlauf muss ohne zahlreiche Top-Athleten auskommen. Viele verzichten aus Kalkül auf einen Start, um ihre Kräfte bis zu den Olympischen Winterspielen in Südkorea besser dosieren zu können.

Keine Björgen, keine Kalla, kein Kläbo: Wenn am Samstag in Lenzerheide/Schweiz der Startschuss zur zwölften Tour de Ski fällt, sitzen etliche der namhaftesten Starter der Langlauf-Szene wahrscheinlich nicht einmal vor dem Fernseher. Jeder von ihnen hatte schon lange vor der Tour zurückgezogen.

Statt in der Schweiz, Deutschland und Italien durch den Schnee zu hetzen, ackern sie für den eigentlichen Saisonhöhepunkt: Olympia in Pyeongchang (9. bis 25. Februar). Die Tour de Ski ist nur die zweite Wahl. "Es sind die Olympischen Spiele, auf die es ankommt", sagte die schwedische Gesamtweltcup-Führende Charlotte Kalla und fasste damit die Haltung der Elite zusammen. Dass Spitzenathleten wie sie oder die sechsmalige Olympiasiegerin Marit Björgen lieber trainieren, als bei der Tour zu starten, ist wenig verwunderlich. "Im Olympiawinter versucht jeder, seine Vorbereitung so optimal und so individuell zu gestalten, dass er zum eigentlichen Höhepunkt im Februar fit ist", sagte Andreas Schlütter, Sportlicher Leiter beim Deutschen Skiverband.

Auch Norwegens neuer Topstarter Johannes Hösflot Kläbo, der in diesem Winter sechs von bislang neun Rennen gewann, schenkt sich den Tour-Start. "Wir haben die Gesamtbelastung für Johannes berücksichtigt. Jetzt ist es wichtig, dass sowohl der Wettkampf als auch das Training angemessen dosiert und nicht überstrapaziert werden", sagte Sprint-Trainer Arild Monsen. Kläbos Idol Petter Northug wurde wegen Formschwäche derweil gar nicht erst nominiert.

Dass die größten Namen und besten Läufer des Winters nicht im Tour-Feld mitmischen, liegt laut Schlütter auch an Fehlern in der Kalenderplanung des Weltverbandes Fis. "Grundsätzlich finde ich die Tour de Ski gut. Wenn sie aber zukunftsträchtig weitergeführt werden soll, dann muss man sicherlich kleine Veränderungen vornehmen und Formate anpassen", sagte der 45-Jährige. Im dicht getakteten Weltcup-Zirkus müsse Raum für zusätzliche Regenerations- und Trainingsphasen geschaffen werden.

Das DSV-Team selbst rückt zur Tour mit einem 20-köpfigen Team an, um möglichst viele Olympia-Tickets zu lösen - und beim Tour-Heimspiel in Oberstdorf (3. und 4. Januar) die deutschen Farben zu vertreten. Doch danach ist auch für die deutschen Top-Läufer Schluss. Nicole Fessel (Oberstdorf) und Sandra Ringwald (Schonach) werden wohl nicht zum Tour-Finale ins italienische Val di Fiemme (6. und 7. Januar) reisen.

Das deutsche Aufgebot: Männer (10)

Thomas Bing (Rhön), Lucas Bögl (Gaißach), Janosch Brugger (Schluchsee), Jonas Dobler (Traunstein), Sebastian Eisenlauer (Sonthofen), Andreas Katz (Baiersbronn), Andy Kühne, Valentin Mättig (beide Oberwiesenthal), Florian Notz (Römerstein), Thomas Wick (Zella-Mehlis).

Frauen (10)

Julia Belger, Katharina Hennig (beide Oberwiesenthal), Stefanie Böhler (Ibach), Victoria Carl (Zella-Mehlis), Nicole Fessel, Laura Gimmler (beide Oberstdorf), Pia Fink (Bremelau), Hanna Kolb (Buchenberg), Sandra Ringwald (Schonach-Rohrhardberg), Elisabeth Schicho (Schliersee).

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