Im Ziel ließ die sonst so gefasste Nicole Fessel ihre Gefühle raus. Die beste deutsche Langläuferin bei der Tour de Ski riss die Arme nach oben und herzte die Betreuer: Mit dem zweiten sechsten Platz innerhalb von 24 Stunden in ihrem Heimatort Oberstdorf hatte sich Fessel zugleich auf Rang sechs der Gesamtwertung katapultiert. Beim dritten Tagessieg der Schwedin Stina Nilsson, die am Mittwoch auch das Verfolgungsrennen über zehn Kilometer im freien Stil gewann, war die Lokalmatadorin taktisch hervorragend gelaufen. "Ich wollte verhalten angehen und in der Gruppe Kräfte sparen. Ich wusste, dass ich mit Julia Tschekalewa und Nathalie von Siebenthal eine exzellente Skaterin und eine Bergspezialistin an meiner Seite habe, mit denen es weit nach vorn gehen kann", erläuterte Fessel ihren Plan. Ihre ungewohnten Emotionen begründete die 33-Jährige so: "Vor den beiden Oberstdorf-Etappen war ich ganz schön aufgeregt, nun ist eine große Last abgefallen. Daheim zwei solche Supertage zu haben, freut mich total."
Mit einem überragenden Finish hängt der Russe den Norweger ab
Im Männer-Wettbewerb über 15 Kilometer schrieb danach der Russe Sergej Ustjugow Tour-Geschichte. Als erstem Athlet gelang es ihm, vier Etappen in Serie zu gewinnen. Damit baute er auch seinen Vorsprung in der Gesamtwertung vor Titelverteidiger Martin Johnsrud Sundby aus Norwegen aus. Dabei schien Ustjugow seinen Vorsprung auf den 30 Sekunden nach ihm gestarteten Sundby einzubüßen. Doch nach einem überragenden Finish lag der 24-Jährige im Ziel plötzlich wieder 37,7 Sekunden vor dem Vorjahressieger. Ustjugows Dominanz ist insofern bemerkenswert, als dass sechs seiner Landsleute, darunter der 50-Kilometer-Olympiasieger Alexander Legkow, wegen Dopingverdachts vorläufig gesperrt sind und von der Tour-Teilnahme ausgeschlossen wurden.
Im Gesamtklassement machten die beiden Deutschen Florian Notz (Römerstein) und Lucas Bögl (Gaißlach) einen Satz nach vorne. Sie kamen in einer größeren Gruppe als 16. und 19. ins Ziel. Tim Tscharnke (Biberau), der nach langer Pause wegen Krankheit und Verletzungen in den Weltcup zurückgekehrt war, beendete die Tour dagegen vorzeitig. Nach einem Ruhe- und Reisetag wird die Tour am Donnerstag mit einem Einzelstartrennen über fünf Kilometer im freien Stil in Toblach fortgesetzt. Nach einem Zeitrennen am Freitag in Toblach, folgen am Samstag und Sonntag in Val di Fiemme ein weiterer Massenstart sowie die traditionelle Bergankunft auf der Alpe Cermis.