Tour de Jan:Absturz eines Volkshelden

Jan Ullrich ist einer der populärsten Sportler des Landes, mit seinem Sieg bei der Tour de France 1997 steigt er zur Radsport-Ikone auf und löst eine Begeisterungs-Hysterie aus. Dann fährt allerdings Lance Armstrong stets schneller und bald schon beginnt seine lange, zähe Doping-Geschichte.

Die Karriere in Bildern

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Jan Ullrich ist einer der populärsten Sportler des Landes, mit seinem Sieg bei der Tour de France 1997 steigt er zur Radsport-Ikone auf und löst eine Begeisterungs-Hysterie aus. Dann fährt allerdings Lance Armstrong stets schneller und bald schon beginnt seine lange, zähe Doping-Geschichte. Die Karriere in Bildern. Jan Ullrich, einer der meistgefeierten deutschen Sportler. Jan Ullrich, eine der tragischsten Figuren des deutschen Sports. Der Internationale Sportgerichtshof Cas spricht den inzwischen 39-Jährigen am 9. Februar 2012 des Dopings schuldig. Eine Verstrickung in die Doping-Affäre um den spanischen Mediziner Eufemiano Fuentes sei bewiesen, sagten die Richter. Nach jahrelangem Schweigen gibt Ullrich selbst erst im Juni 2013 zu, gedopt zu haben - dies aber nur mit Eigenblut, wie er betont. Einen Monat später kommt ans Licht: Bei der Tour der France 1998 hat er auch EPO genommen. Während seiner aktiven Karriere hätten weite Teile des deutschen Publikums einen solchen Absturz des Jungen aus Rostock nie für möglich gehalten.

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Den großen Durchbruch schafft Jan Ullrich bei der Tour de France 1997: Auf der zehnten Etappe zwischen Luchon und Arcalis erhält Jan Ullrich von seinem Teamleiter das "Go": Er darf davoneilen, die Etappe gewinnen und erhält damit den Vorzug vor dem schwächelnden Kapitän Bjarne Riis.

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Jan Ullrich gewinnt noch eine weitere Etappe und schließlich, als erster Deutscher und mit 23 Jahren als einer der jüngsten Fahrer überhaupt, die Gesamtwertung der Tour. Damit steigt er über Nacht zum deutschen Volkshelden auf.

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Im Ziel wird Ullrich nach der Siegerehrung von seiner Freundin Gaby umarmt. Zurück in Deutschland beginnt die "Tour nach der Tour" - mit zahlreichen Starts bei kleineren Rundfahrten und den entsprechenden Feierlichkeiten. Deutschland hat schließlich einen Tour-de-France-Sieger.

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In Deutschland löste Ullrich damit eine wahre Hysterie aus, wie einst Boris Becker nach seinem ersten Wimbledon-Sieg. Mehr als 20.000 Fans begrüßten das Team Telekom in Bonn.

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1998 geht Ullrich als großer Favorit in die Tour de France. Man erwartet von ihm, dass er über Jahre hinweg das Rennen in Frankreich bestimmen wird. Doch bereits 1998 kommt es anders: Marco Pantani gewinnt die Tour, weil Ullrich bei einer Etappe seinen berüchtigten "Hungerast" bekommt. Zum ersten Mal kommen Gerüchte auf, Ullrich hätte eine zu lasche Einstellung zu seinem Sport und würde zu Fettleibigkeit neigen.

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1999 erleidet Ullrich einen schweren Sturz. Auf der dritten Etappe der Deutschland-Tour knallt er mit dem Kopf auf den Asphalt und muss deshalb auch auf die Tour de Suisse und die Tour de France verzichten. Ullrich gewinnt dafür am Saisonende die Vuelta a España und die Zeitfahr-WM.

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2000 soll dann wieder ein Jan-Ullrich-Jahr werden. Tour de France, Olympische Spiele, Vuelta und die WM wollte Ullrich gewinnen. Das sollte nur bedingt klappen.

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Bei der Tour präsentiert sich Ullrich zwar in guter körperlicher Verfassung, wird jedoch erstmals von einem gewissen Lance Armstrong geschlagen.

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Bei den Olympischen Spielen hingegen ist Ullrich der Beste und gewinnt Gold im Straßenrennen und Silber im Zeitfahren - jeweils vor Armstrong. Nach diesen Erfolgen übernimmt er als erster Deutscher die Führung der UCI-Radsport-Weltrangliste.

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Die Tour 2001 trägt weiter zur Popularität Ullrichs bei. Während der 13. Etappe kommt er in einer Kurve bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h von der Straße ab und stürzt eine Wiese hinunter in einen Bach.

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Einen Tag später attackiert Ullrich dennoch unverdrossen Lance Armstrong auf der Etappe hinauf nach Luz-Ardiden. Er kann den Amerikaner aber nicht abhängen, beide fahren Hand in Hand über die Ziellinie.

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2002 dann der erste große Karriereknick: Im Frühjahr verursacht Ullrich unter Alkoholeinfluss einen Autounfall. Nur wenige Wochen später wird er, während eines Aufenthalts in einer Rehabilitationsklinik, positiv auf Doping getestet. Ullrich erklärt lapidar, "Pillen" in einer Diskothek angenommen zu haben. Er wird für sechs Monate gesperrt.

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2003 dann die Rückkehr: Nach einigen guten Platzierungen bei der Deutschland Tour und der Tour de Suisse geht Ullrich im Trikot des Team Bianchi in seine sechste Tour de France. Am 18. Juli 2003 gewinnt er die 12. Etappe der Tour, das Einzelzeitfahren von Gaillac nach Cap'Découverte, mit mehr als eineinhalb Minuten Vorsprung vor Lance Armstrong. Es ist sein erster Tour-Etappensieg seit 1998. Halb Deutschland sitzt bei den Etappen wieder vor dem Fernseher und leidet mit dem populären Helden. Obwohl Ullrich den Kampf um das Gelbe Trikot bis zum letzten Zeitfahren offen gestalten kann, setzt sich Armstrong schließlich durch und feiert seinen fünften Toursieg in Serie. Ullrich belegt trotz Sturzes im Zeitfahren den zweiten Platz.

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Auch hier ein Moment der Legendenbildung: Beim Anstieg nach Luz Ardiden stürzen Lance Armstrong (link) und Iban Mayo, Jan Ullrich kann ausweichen. Doch statt zu attackieren und sich damit eine Chance auf den Tour-Sieg zu wahren, wartet Ullrich auf seine Mitstreiter und lässt sie wieder heranfahren.

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2004 kehrt Ullrich zum Team Telekom zurück: Er geht im belgischen Lüttich als einer der Anwärter auf den Gesamtsieg an den Start der Tour, verliert jedoch schon im Prolog 15 Sekunden auf den Titelverteidiger Armstrong. In der Gesamtwertung kommt er nicht über einen vierten Platz hinaus. Dies ist sein bisher schlechtestes Ergebnis bei der Tour.

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Die Tour de France 2005 scheint für Jan Ullrich die letzte Gelegenheit, gegen Lance Armstrong anzutreten, da dieser bereits vor Beginn der Tour seinen Rücktritt vom Radrennsport angekündigt hatte. Dennoch verfehlt er mit dem dritten Platz in der Gesamtwertung hinter Armstrong und Basso den Tour-Sieg. Der Cas erkennt ihm diesen dritten Platz allerdings im Nachhinein ab, wie alle anderen nach dem 1. Mai 2005 erstrittenen Ergebnisse auch.

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Am 30. Juli 2006 dann der große Schock für die deutsche Öffentlichkeit: Ullrich wird wie viele andere Fahrer vor der Tour de France suspendiert. Tage zuvor waren in den Medien Gerüchte im Zusammenhang mit der Dopingaffäre um das Liberty-Seguros-Team aufgetaucht. Auf einer Pressekonferenz am 26. Februar 2007 gibt Ullrich das Ende seiner Laufbahn als aktiver Radsportprofi bekannt. Er wolle fortan als Berater arbeiten.

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Am 26. Februar 2007 gibt Ullrich in Hamburg auf einer bizarren Pressekonferenz seinen Rücktritt bekannt. Er bestreitet weiter alle Doping-Vorwürfe und sagt den bleibenden Satz: "Ich habe nie jemanden betrogen."

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Zumindest privat scheint es Ullrich gutzugehen. Er heiratet seine Freundin Sara Steinhauser, die Schwester seines früheren Trainingspartners Tobias. 2007 wird Ullrichs erster Sohn geboren, 2011 der zweite.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nach Jahren in der großen Öffentlichkeit zieht sich Ullrich zurück: Er tritt nur noch auf Werbe- und Sponsorenterminen auf, legt gewichtsmäßig deutlich zu, berichtet 2012 von einer Burn-out-Erkrankung, von der er jedoch wieder genesen sei.

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(Foto: ddp)

Aufs Rad steigt Ullrich nur noch selten - auch weil ihn die Dopingvorwürfe stets begleiten. Immer wieder taucht sein Name in den Unterlagen um den Dopingarzt Eufemiano Fuentes auf, Ullrich beteuert stets seine Unschuld. Am 9. Februar 2012 urteilt der Cas gegen Ullrich, am 24. Juli 2013 veröffentlicht der französische Senat eine EPO-Doping-Liste, auf der auch Ullrichts Name steht. Der größte deutsche Radsportheld ist nun offiziell ein Doper.

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