Tour de France:Zweiter Etappensieg für Bora

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Als Solist ins Ziel: Patrick Konrad. (Foto: Jan De Meuleneir/Panoramic/Imago)

Der Österreicher Patrick Konrad feiert in Saint-Gaudens seinen größten Karriereerfolg. Tadej Pogacar verteidigt Gelb problemlos - und provoziert vor den beiden entscheidenden Etappen ein wenig die Konkurrenz.

Von Johannes Aumüller, Saint-Gaudens

Es waren mal wieder ungünstige Bedingungen, die das Peloton am Dienstag nach Saint-Gaudens begleiteten. Es krachte und schüttete, und der Wind war zwischendurch so stark, dass kurz vor dem Ziel ein paar Absperrgitter umfielen. Die tückische Abfahrt vom Col d'Aspet, auf der 1995 Fabio Casartelli tödlich verunglückte, 30 Kilometer vor dem Etappenfinale war besonders glitschig. Fast hatte es den Anschein, als habe sich die Gruppe der Klassementbesten ob der Bedingungen und der beiden anstehenden schweren Pyrenäen-Etappen auf eine Art Innehalten verständigt. Doch kurz vor dem Ziel kam noch einmal Unruhe auf. An der letzten kleinen Erhebung gab es noch einmal eine Attacke, aber alle relevanten Kräften waren wachsam - und so kamen die Top Ten der Gesamtwertung um den Führenden Tadej Pogacar (Slowenien) gemeinsam ins Ziel in Saint-Gaudens.

Dort hatte eine knappe Viertelstunde vorher der Österreicher Pat-rick Konrad, 29, aus der deutschen Bora-Hansgrohe-Mannschaft seinen bisher größten Karriereerfolg gefeiert: Als Solist kam er dort an, mit 42 Sekunden Vorsprung auf den Italiener Sonny Colbrelli (Bahrain) und nach einer ziemlichen Energieleistung. Nach zahlreichen Attacken in der Anfangsphase hatte sich irgendwann eine Ausreißergruppe abgeseilt, zu der Konrad aber noch nicht zählte. Er setzte mit einer zweiten Gruppe hinterher, fuhr dann erst im Solo zum Führungstrio auf - und löste sich dann noch von diesem. "Ich bin ein bisschen sprachlos", sagte Konrad, der seit 2016 Profi ist und dessen Vater Wolfgang schon Sportler war - 1980 nahm er im 3000-Meter-Hindernislauf an den Olympischen Spielen in Moskau teilnahm.

Eine kleine Provokation von Pogacar

Damit gestaltet sich für Konrads Bora-Team die diesjährige Frank-reich-Schleife trotz des unglücklichen Auftritts von Kapitän Peter Sagan, der inzwischen verletzt ausgestiegen ist und wegen einer Knie-OP nun auch die Olympischen Spiele verpassen wird, äußerst erfolgreich. Konrads Erfolg war bereits der zweite Tagessieg für die Raublinger - nach dem erfolgreichen Solo des Kölners Nils Politt am vergangenen Donnerstag in Nimes. Zudem liegt Kletterer Wilco Kelderman im Gesamtklassement weiterhin auf Platz sechs, mit gerade mal 44 Sekunden Rückstand auf einen Podiumsplatz.

Im Kampf um die Spitzenplätze stehen nun jedenfalls die beiden entscheidenden Tage an. Mit mehr als fünf Minuten Vorsprung auf seine Kontrahenten Rigoberto Uran, Jonas Vingegaard und Richard Carapaz geht Leader Pogacar diese an - und eine kleine Provokation konnte sich der Slowene am Vorabend nicht verkneifen. "Bisher haben die anderen Teams nicht gerade die beste Taktik gezeigt", sagte er in Saint-Gaudens. Am Donnerstag wartet ein gefürchteter Doppelschlag aus Tourmalet und Luz-Ardiden, aber am Mittwoch bereits die Königsetappe, die auf dem Col du Portet endet. Gerade mal vier Grad und womöglich sogar leichten Schneefall sagen manche Prognosen voraus. Klar ist aber: Innehalten unter den Klassementfahrern wird es dann nicht geben.

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