Tour de France:Zum Schluss macht Kittel den Rekord perfekt

Le Tour de France 2014 - Stage Twenty One

Wieder nicht zu stoppen: Marcel Kittel jubelt über seinen Triumph auf der Schlussetappe nach Paris.

(Foto: Getty Images)

Während Vincenzo Nibali im Gelben Trikot des Gesamtsiegers ins Ziel rollt, gewinnt der deutsche Sprinter Marcel Kittel die prestigereiche Schlussetappe der Tour de France. Damit sorgt er für das beste deutsche Tagessieg-Abschneiden in 101 Jahren Tour-Geschichte.

  • Die deutschen Profis feiern einen Tour-Rekord: Mit sieben Etappensiegen holten sie so viele wie noch nie in 101 Jahren Tour de France
  • Vincenzo Nibali steht als erster italienischer Tour-de-France-Sieger seit Marco Pantani 1998 im Gelben Trikot auf dem Siegerpodest.

Erfolgreiche Tour für deutsche Radprofis

Die schnellsten Sprinter, der beste Zeitfahrer, der älteste Teilnehmer und ein kleines Team, das große Taten vollbrachte: Wie im Vorjahr zeigten die deutschen Radprofis erneut eine starke Tour und sorgten mit insgesamt sieben Etappensiegen für einen Rekord. Das i-Tüpfelchen setzte Marcel Kittel am Sonntag auf den Champs Élysées mit seinem vierten Tageserfolg.

Mehr Siege als für Kittel und Co hatte es nicht einmal zu Zeiten Jan Ullrichs gegeben. "Wir haben im letzten Jahr schon gezeigt, dass der Radsport wieder gut dasteht. Mit unserer Performance können wir zufrieden sein. Ich hoffe, dass es in Deutschland ankommt", sagte Tony Martin. Gemeinsam hoffen sie nun auf ein Ende des TV-Banns der öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland, der international auf immer mehr Unverständnis stößt. Im September wollen sich ARD und ZDF beraten.

Kopf-an-Kopf-Rennen mit Norweger und Litauer

Lange sah es nach einer gemütlichen Schlussetappe der Tour aus. Erst auf den neun Runden auf den Champs-Élysées zog das Feld das Tempo an. Immer wieder setzten sich auf dem holprigen Prachtboulevard vereinzelt Fahrer ab, bis auf den letzten Kilometern die Sprinterteams die Kontrolle übernahmen und sich einen harten Kampf um die besten Positionen lieferten. Der Norweger Alexander Kristoff schien lange Zeit die besten Karten zu haben und ging als Führender auf die letzten Meter, ehe Marcel Kittel in einem fulminanten Schlussspurt das Kopf-an-Kopf-Duell doch noch zu seinen Gunsten entschied. André Greipel (Rostock/Lotto) musste sich mit dem vierten Platz zufrieden geben.

Nach 16 Jahren gewinnt wieder ein Italiener die Tour

Als Kittel nach 137,5 Kilometern den letzten Sprint der Tour unter dem Jubel von hunderttausenden Zuschauern vor Kristoff und Ramunas Navardauskas (Litauen) gewann, hatte Nibali seine erste kleine Feier auf dem Rad bereits hinter sich. Gleich zu Beginn der 137,5 km langen Etappe mit Start in Évry genehmigte sich der 29-Jährige mit seinem Astana-Teamkollegen das obligatorische Schlückchen Schampus. Zudem posierte er mit den Trikotträgern Peter Sagan (Grün), Thibaut Pinot (Weiß) und Rafal Majka (Berg) an der Spitze des Pelotons für die Kameras.

Mit einem Vorsprung von 7:37 Minuten auf den Franzosen Jean-Christophe Peraud und dessen Landsmann Thibaut Pinot (+ 8:15) hatte der Sizilianer den größten Vorsprung seit Jan Ullrich vor 17 Jahren herausgefahren. "Dieser Sieg ist etwas Besonderes für mich. Richtig realisieren werde ich das erst in einigen Tagen", sagte Nibali, der als siebter Italiener die Frankreich-Rundfahrt gewann und erstmals seit Marco Pantani wieder die italienische Hymne erklingen ließ.

Nibali gingen früh die Konkurrenten aus

Nibali gewann die Tour in einer Art und Weise wie selten ein Fahrer in der jüngeren Vergangenheit. Er trumpfte auf jedem Etappenprofil fast nach Belieben auf, bergauf, bergab, sogar auf der berüchtigten Kopfsteinpflaster-Piste von Arenberg. Der 29 Jahre alte Kapitän war der Alleskönner im Peloton, dem aber auch frühzeitig die Konkurrenten durch schwere Stürze ausgegangen waren. Der angedachte Dreikampf war durch das verletzungsbedingte Aus von Vorjahressieger Chris Froome und dem zweimaligen Champion Alberto Contador ausgefallen.

Er habe den Sieg nicht gestohlen, sagte Nibali und verwies darauf, dass er noch vor dem Ausfall Contadors einen stattlichen Vorsprung herausgefahren hatte. Bei allen herausragenden Leistungen fuhren beim "Hai von Messina" aber auch Zweifel mit. Das hatte vor allem mit seinem höchst umstrittenen Arbeitgeber Astana zu tun, bei dem fast die komplette sportliche Leitung angeführt vom früheren Skandalfahrer Alexander Winokurow eine aktenkundige Doping-Vergangenheit besitzt. Ansonsten wurde die Tour-Ruhe aber gewahrt, wie im Vorjahr gab es bisher keinen Dopingfall.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: