Als sich Greg LeMond und Laurent Fignon im Sommer 1989 auf den letzten Abschnitt der 76. Frankreich-Rundfahrt machten, schien die Frage nach dem Toursieger entschieden zu sein. Einen harten Kampf hatten sich die beiden in den Pyrenäen und den Alpen geliefert, ständig hatten sie sich im Gelben Trikot des Gesamtführenden abgewechselt, aber nach 20 von 21 Etappen lag LeMond dann 50 Sekunden hinter Fignon. Doch der finale Tag der Tour war ausnahmsweise keine Flachetappe, sondern ein Einzelzeitfahren – so wie es erstmals seit jenem Julitag vor 35 Jahren bei der aktuellen Auflage wieder der Fall sein wird.
Nur 24,5 Kilometer war das Zeitfahren lang, das damals auf dem Champs Élysées endete. Doch es erwies sich nicht als Tour d’honneur, sondern als ein Tag der Wende. Denn der Amerikaner LeMond hatte sich für den Tag etwas Spezielles ausgedacht. Mit einem windschnittigen Helm und einem Triathlonaufsatz am Lenkrad bestritt er diese 24,5 Kilometer – und hatte so erhebliche aerodynamische Vorteile gegenüber dem Konkurrenten, der mit offenem Haar und der damals klassischen Zeitfahrmaschine antrat. Außerdem war er ohnehin der stärkere Mann im Kampf gegen die Uhr. Vom Start weg fuhr LeMond Sekunde um Sekunde auf Fignon heraus, am Ende waren es 58. Mit acht Sekunden Vorsprung holte sich der Amerikaner seinen zweiten von insgesamt drei Rundfahrtsiegen. Weder vorher noch nachher war der Abstand zwischen den beiden Besten der Rundfahrt so eng wie nach dem Zeitfahrkrimi von Paris.