14. Etappe der Tour de France:"Richtige Voll-Amateure"

14. Etappe der Tour de France: Unterschiedliche Gefühlslagen: Lennard Kämna (links) äußerte sich im Ziel der 14. Etappe der Tour der France frustriert. Sein Landsmann Simon Geschke führt weiter die Bergwertungen an und bleibt im gepunkteten Trikot.

Unterschiedliche Gefühlslagen: Lennard Kämna (links) äußerte sich im Ziel der 14. Etappe der Tour der France frustriert. Sein Landsmann Simon Geschke führt weiter die Bergwertungen an und bleibt im gepunkteten Trikot.

(Foto: Gonzalo Fuentes/Reuters)

Radprofi Lennard Kämna hat den ersehnten Tagessieg bei der Tour de France erneut verpasst - und war nach der Hitzeschlacht im Zentralmassiv sichtlich bedient. Die Etappe gewann der Australier Michael Matthews.

Lennard Kämna war mächtig bedient. Er senkte den Kopf, er nahm einen tiefen Schluck Wasser - und er ließ seinem Frust freien Lauf. "Schön Siebter, Achter, Neunter geworden. So richtige Voll-Amateure", fluchte der 25-Jährige im Ziel auf dem Flugplatz von Mende vor sich hin. Damit lag er nicht ganz richtig, sein Teamkollege Patrick Konrad war Fünfter geworden: Aber Kämnas schlechte Laune war verständlich.

Erneut hatten er und sein Team Bora-hansgrohe jede Menge investiert, erneut reichte es nicht für den Etappensieg bei der Tour de France. Bei sengender Hitze im französischen Zentralmassiv fuhr die deutsche Radsport-Hoffnung mit ihren österreichischen Teamkollegen Felix Großschartner und Konrad auf der 14. Etappe lange in einer großen Spitzengruppe. Am Ende aber mussten die drei Michael Matthews den Vortritt lassen, der seinen vierten Karriere-Erfolg bei der Tour bejubelte.

Kämna muss früher abreißen lassen als zuletzt

"Ich war nicht bei 100 Prozent. Am Ende sind das halt die fünf Prozent, die fehlen, um hier um den Sieg mitzufahren", sagte Kämna, nachdem er sich beruhigt hatte. Der "Herr Bolz-Minister", wie ihn Nils Politt im Anschluss an Kämnas nächsten mutigen, aber unglücklichen Ausreißversuch nannte, zeigte sich schnell deutlich versöhnlicher: "Ich habe mein Bestes gegeben, was soll man machen."

Und immerhin: Diesmal war es wenigstens nicht so dramatisch verlaufen wie zuletzt. Nach dem Drama auf der siebten Etappe, als ihm nur wenige Meter zum Sieg auf der Super Planche des Belles Filles gefehlt hatten, musste Kämna am Samstag bereits einige Kilometer vor dem Ziel die anderen Topfahrer ziehen lassen.

Vingegaard wehrt Pogacars Angriff ab und fährt weiter in Gelb

Einer von ihnen war Matthews, der den ganzen Tag über einen starken Eindruck hinterließ und seinem Team BikeExchange-Jayco den umjubelten ersten Etappensieg bei der diesjährigen Tour bescherte. Knapp zwei Kilometer vor dem Ziel flog der 31-Jährige am Italiener Alberto Bettiol (EF Education-EasyPost) vorbei, der vor dem Franzosen Thibaut Pinot Zweiter wurde.

Titelverteidiger Tadej Pogacar versuchte einige Minuten später aus dem Feld heraus sein Glück - sein Widersacher Jonas Vingegaard ließ sich aber nicht überrumpeln. Der Gesamtführende aus Dänemark heftete sich an Pogacars Hinterrad und verteidigte souverän sein Gelbes Trikot, dass er dem Slowenen in den Alpen spektakulär entrissen hatte. Pogacar machte immerhin noch einige Sekunden auf Geraint Thomas gut und setzte sich auf Rang zwei der Gesamtwertung, bleibt aber 2:22 Minuten hinter Vingegaard.

Geschke verteidigt Bergwertung - und stellt deutsche Bestmarke auf

"Er war sehr gut heute", lobte Pogacar seinen Konkurrenten, der keinerlei Schwäche zeigte: "Aber ich bin selbstbewusst für die nächste Woche. Ich werde versuchen, immer weiter zu attackieren." Nach gewohnt hektischem Beginn im Anschluss an den Start in Saint-Etienne bildete sich rund 150 Kilometer vor dem Ziel die Spitzengruppe des Tages. Neben Kämna war auch Bergtrikot-Träger Simon Geschke Teil der anfangs 23-köpfigen Gruppe.

Cofidis-Profi Geschke konnte im Finale nicht mehr eingreifen, er verteidigte jedoch abermals seine Führung in der Bergwertung. Der 36-Jährige hatte am Vorabend zum fünften Mal das gepunktete Trikot übergestreift bekommen und damit im Herbst seiner Karriere die bisherige deutsche Bestmarke von Marcel Wüst aus dem Jahr 2000 überboten. Diesmal verdiente er sich einen weiteren Tag im Bergtrikot, indem er sich drei der möglichen 13 Punkte des Tages sicherte und seine Konkurrenten in Schach hielt.

Zur SZ-Startseite

MeinungTour de France
:Alles, was die Apotheke hergibt

Seit sieben Jahren hatte die Tour keinen Dopingfall - doch das sagt nichts über die Sauberkeit des Feldes aus. Der Radsport verdient sich quasi täglich seine Verdachtsmomente. Und dann ist da auch noch der Graubereich.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: